2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
In Leipzig sind die Tore nicht größer als in Nürnberg.  Foto: Pemmerl
In Leipzig sind die Tore nicht größer als in Nürnberg. Foto: Pemmerl

Sophia Pemmerl: Nächster logischer Entwicklungsschritt

Die 14-jährige Torhüterin Sophia Pemmerl ist dem 1. FC Nürnberg entwachsen und hält nun für die Roten Bullen in Leipzig.

Torhüterin Sophia Pemmerl hat mit ihren erst 14 Jahren die nächste Sprosse auf der Karriereleiter erklommen. Sie wechselt zum 1. Januar von der U17 des 1. FC Nürnberg ins Hochleistungszentrum von RasenBallsport Leipzig. Für Vater und Manager Michael Pemmerl, ehedem Gründungsmitglied der JFG Chamer Land, ein logischer Schritt: „Bislang haben wir die Sophia drei, vier Mal in der Woche zum Training nach Nürnberg gefahren, dazu das Spiel am Wochenende“, war die so talentierte Tochter schnell reif für den nächsten Schritt. „Doch der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf der Schule und der steht noch über dem Leistungssport“, so der Vater.

Sophia Pemmerl war den Anforderungen der zweiten Mannschaft der U17 des 1. FC Nürnberg bald entwachsen, trotz des Bayerntitels und das ungeschlagen. Natürlich zählte sie auch zum erweiterten Bundesliga-Kader der Club-Mädels, kam immer wieder mal zum Einsatz. Doch höherklassigen Fußball, fern der Heimat, und Schule erfolgsorientiert unter einen Hut zu bringen ist für einen junge Teenager eine große Aufgabe. Nach dem Unterricht an der Gerhardinger-Realschule schnell ins Auto und ins Training an den Valznerweiher. Abfahrt in Cham gegen 14.30 Uhr, zurück gegen 21.30 Uhr. Kein Vergleich zum örtlichen Mädchen- und Frauen-Kick: „Es wird extrem schnell und technisch visiert gespielt“. Dass seine Tochter trotz der langen Anfahrt zum Training dennoch zum erlauchten Kreis der Auserwählten zählt, ist zweifellos ein Qualitätsmerkmal. Kein Wunder, dass die „Zweite“ vom „Club“ Bayernliga-Champion wurde, wenn Sophia Pemmerl kaum einen Ball ins Netz ließ. Das größte Talent seit Ramona Heindl und Christina Eckmann, rein vom Alter her dürfte Sophia noch in der U15 (!) spielen. Da bekäme so mancher Bub rote Ohren beim Leistungsvergleich.

Weil die Scouts der großen Clubs ihre Augen und Ohren immer überall haben, blieben Sophia Pemmerls Paraden im Club-Gehäuse nicht verborgen. Die Roten Bullen der Boom-Town Leipzig luden das Supertalent daraufhin in den Sommerferien zum dreitägigen Probetraining. Da brauchte das Mädchen aus dem Bayerischen Wald weder Zaubertrank noch künstliche Flügel, ihr Können in diesen jungen Jahren reichte völlig aus. Das Feedback war durchwegs positiv, sowohl von sportlicher als auch menschlicher Seite. Schnell kam aus Leipzig grünes Licht: „Dieses Talent müssen wir holen“.

Zwar musste der Familienrat noch tagen, ob die Pemmerl den Sprung wagen solle, doch zu rütteln gab es nichts mehr: „Wir sind erst einmal eine Woche in Urlaub gefahren, Sophia hat Pro und Contra abgewogen und sich schließlich für den Wechsel nach Leipzig entschieden.“

Nun ist Sophia seltener daheim

Vater Michael und Mutter Evi tragen die Entscheidung ihrer Tochter natürlich voll mit. Die ewige Nürnberg-Fahrerei hatte sich gelohnt. Doch im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die junge Dame damit seltener daheim sein wird. Denn so ein Spagat zwischen Schule in Cham und Sport in Nürnberg lässt sich im fernen Leipzig nicht mehr vollführen. Dafür macht Sophia in der Metropole Sachsens künftig höchst wertvolle Erfahrungen, die nicht nur den Fußball betreffen. Ein ganz wichtiger Aspekt fürs Leben einer 14-Jährigen.

Sophia Pemmerl gehört ab 1. Januar dem Sportinternat von RB Leipzig an, hat an der Ganztagsschule vormittags drei Trainingseinheiten in der Schule und nachmittags vier Trainingseinheiten beim Verein. Kein Zuckerschlecken, denn die Neue muss sich erst einmal in der U17 in der Landesklasse, vergleichbar mit Bezirksoberliga, gegen mindestens zwei weitere Torhüterinnen durchzusetzen. Geschenkt wird dir nichts auf der Karriereleiter.

Sich hochdienen gegen Burschen

Neu für Sophia Pemmerl beim Hochdienen ist, dass das Mädchenteam von RB Leipzig in einer männlichen Jugendklasse an den Start geht. Genau das richtige Kaliber, um sich zu entfalten. Doch bis der Traum, einmal in der Frauen-Bundesliga zwischen den Alu-Stangen gegnerische Treffer zu verhindern, kann so schnell noch nicht in Erfüllung gehen. Aus Altersgründen, weil die Roten Bullen (überraschend) mit den Frauen (noch) nicht erstklassig sind. Aber wer weiß, Leipzig muss nicht Endstation sein.

Das ist freilich ganz leise Zukunftsmusik, doch Szene-Kenner trauen der resoluten jungen Dame diese Entwicklung zu. Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien wurde Sophia Pemmerl natürlich in der Schule von den Lehrkräften und Mitschülerinnen herzlich verabschiedet. Obwohl der Weg zu den Spielen ihrer Tochter „etwas weiter“ ist, macht Vater Pemmerl klar: „Wir werden natürlich versuchen, so oft wie möglich zu den Spielen zu fahren.“ Bleibt nur noch die Frage zu klären, von wem Sophia das Talent denn hat, vom Papa oder von der Mama: „Von mir wahrscheinlich nicht, eher von meinem Bruder Sepp“. Der stand lange zwischen den WiWa-Pfosten, der Opa hielt den Kasten des SV Geigant sauber. Na dann ...

Aufrufe: 029.12.2017, 17:00 Uhr
Thomas MühlbauerAutor