2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Eine Frau steht ihren Mann: Die Roten Bullen haben die resolute Sophia Pemmerl schon in ihr Herz geschlossen. Fotos: Pemmerl
Eine Frau steht ihren Mann: Die Roten Bullen haben die resolute Sophia Pemmerl schon in ihr Herz geschlossen. Fotos: Pemmerl

Fernziel Bundesliga rückt schon näher

Die 15-jährige Sophia Pemmerl hat bei den Roten Bullen in Leipzig schon ihr Glück gemacht. Talent und Fleiß als Wegweiser.

Sophia Pemmerl, aus der JFG Chamer Land hervorgegangenen, lebt ihren Kindheitstraum ganz intensiv: Torfrau. Und nicht bei irgendwem und irgendwo. Sondern im Talentschuppen der Roten Bullen in Leipzig. Seit knapp einem halben Jahr steht die nun 15-Jährige ihren Mann im Tor der U17 des Brause-Clubs. Höchste Zeit also, die resolute Torfrau und ihren Vater Michael, der natürlich auch Manager ist, ein wenig plaudern zu lassen, was bisher geschah, so fern der Heimat.

„Es war am Anfang natürlich alles neu, es ist ja doch eine sehr weite Entfernung bis nach Leipzig“, beschreibt Sophia ihre Gefühlslage. Ein bisschen Heimweh schon. Doch wer sich entwickeln will, der muss da durch. Das hat sich Sophia Pemmerl geschworen, es hat sich auch alles schnell gut entwickelt. Schon allein wegen der hochprofessionellen Strukturen in der Messe-Stadt. Jedes Team hat einen Ansprechpartner, an den sich auch die Eltern bei Fragen jederzeit wenden können.

Die Schule ist noch Nummer eins

Sophia Pemmerl ist jedenfalls nach einem halben Jahr angekommen bei RB Leipzig, die Fußballbegeisterte hat den nächsten Schritt ihrer Entwicklung vollzogen. Ihre Eltern und natürlich auch der Club legen allerdings Wert darauf, dass die Schule immer noch an erster Stelle steht. Das hat die Tochter verinnerlicht. Neben der Schule im Sportinternat steht an vier Tagen der Woche Mannschaftstraining an, zudem gibt es eine Einheit nur für die Torhüterinnen. Am Montag-, Dienstag-, Mittwoch- und Freitagnachmittag wird im Kollektiv geübt. Am Donnerstagnachmittag ist Torwarttraining. Der Vormittag ist immer gleich, Sophia Pemmerl drückt die Schulbank. Am Dienstag und Donnerstag gibt es zusätzlich Profiltraining, wo die Trainer aus dem Landesleistungszentrum und die RB-Coaches ganz genau hinschauen. Im Kader der U17-Mädchen, die höchste Jahrgangsstufe für Juniorinnen in Sachsen, stehen drei Keeperinnen, doch hat die 15-jährige Sophia, vom 1. FC Nürnberg gekommen, schnell einen Stammplatz beansprucht, jedes Spiel gemacht. Das ist eine feine Leistung für das Mädel aus dem Bayerischen Wald in der (fast ganz) großen Kicker-Welt.

Das Feedback der Trainer ist durchwegs positiv, nur Vater Michael bremst die Euphorie ein wenig: „Die endgültigen Halbjahresgespräche finden erst nach Saisonende statt“. Nur mit mentaler Ruhe lassen sich freilich gute Leistungen auf diesem Niveau dauerhaft bringen. Sophia Pemmerl kennt den Grund hierfür: Sie hat sich schnell eingelebt, ist keine Fremde mehr in Leipzig, das Training macht viel Spaß, weil sich die Mädels untereinander verstehen. Fast wie bei den großen Bullen.

Vater Michael braucht kein Trainer zu sein, um die Fortschritte seiner Tochter auszumachen: „Man merkt ihr die Professionalität immer mehr an, sei es im Spiel oder in der Organisation.“ Klar, ein Profi-Club ist anders organisiert als ein Dorfverein.

Nur wer jetzt schon besser ist ...

Sophias Ziele liegen auf der Hand: „Ich möchte einen guten Abschluss auf der Sportschule erreichen, dann natürlich auch irgendwann den Sprung in die erste Damenmannschaft schaffen.“ Sie ist auf dem besten Weg dazu. Dass ihr das die Roten Bullen zutrauen, beweist schon die Tatsache, dass sie als 15-jähriges Mädel schon mit der Keeperin der ersten Damenmannschaft trainieren kann. Der Lerneffekt ist dabei natürlich enorm: „Ich versuche, so viel wie möglich mitzunehmen.“ Die Tipps von der Torfrau der ersten Mannschaft inklusive: Körpersprache und Technik der Erwachsenen unterscheiden sich schließlich von der Jugend. Und nur wer jetzt schon besser ist als andere, gewinnt im Verdrängungskampf.

Sophia Pemmerl will jedenfalls ihren Weg so zielstrebig weiter gehen wie bisher. Es gilt nur als Frage der Zeit, ehe sie das Tor eines Frauen-Bundesligisten hüten wird: „Ich möchte mich natürlich am liebsten bei RB Leipzig durchsetzen.“ Vater Michael hätte da nichts dagegen. Er habe ja selber nicht gewusst, wie sich diese Sache so fern der Heimat in der Metropole des Freistaates Sachsen entwickelt. Wenn die Tochter 350 Kilometer von daheim weg ist. Doch mittlerweile sind auch die Eltern guter Dinge, dass die Tochter ihr Ziel erreichen kann. Dann hätte der sportliche Landkreis Cham wieder etwas Neues: Eine Frau in der Bundesliga. Ramona Heindl schmunzelt.

Aufrufe: 023.6.2018, 12:00 Uhr
Thomas MühlbauerAutor