2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Benjamin Scholz: Abteilungsleiter Fußball in Woltersdorf. Foto: Privat
Benjamin Scholz: Abteilungsleiter Fußball in Woltersdorf. Foto: Privat

"Sie sollen aus Liebe zum Verein spielen"

Der SV Woltersdorf hat noch immer ein Riesenproblem mit der Gemeinde. Der neue Fußballchef Benjamin Scholz will das Problem lösen – ein Antritts-Interview.

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Benjamin Scholz ist neuer Abteilungsleiter Fußball in Woltersdorf. Im Juni hat er das Amt von Christian Weischnors übernommen, der sich aus beruflichen und privaten Gründen aus dem Macherbereich (Weischnors war auch Trainer der Woltersdorfer Reserve) zurückzog. Wir haben uns mit Benjamin Scholz unterhalten.


„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Arbeit von Christian Weischnors fortzuführen – aus Liebe zum Verein“, schrieb Benjamin Scholz kurz nach seinem Amtsantritt im Juni in einer Mitteilung an die Woltersdorfer Klubmitglieder. „Ich möchte gern mit allen gemeinsam Pläne für die Zukunft schmieden, wie unser Nachwuchs und auch die Männermannschaften vorankommen können“, ließ er wissen.

Aber wohin soll die Reise gehen, Herr Scholz?

„Entwickeln muss ja nicht immer ein Aufstieg sein. Ich bin bekennender Union-Fan und sehe, dass sich eine Mannschaft über Jahre entwickeln kann, ohne aufzusteigen. Entwickeln bedeutet für mich, dass wir in der Breite gut aufgestellt sind. Die Ligen, die darüber kommen, man hat es doch bei Schöneiche gesehen, da kommen auch nur 120 Zuschauer und das kostet alles viel Geld. Für mich ist vor allem wichtig, dass die zweite Mannschaft weiterhin fest etabliert ist. Das war nicht unbedingt immer so. In der Landesklasse wollen wir wieder eine vernünftige Saison spielen.“

Wird das ein Selbstläufer?

Nein, ganz sicher nicht.

Was wird sich also ändern müssen?

Wir haben natürlich weiterhin vor, ähnlich erfolgreich zu sein. Aber bis vor kurzem hatten wir eine große Baustelle: Wir haben für die Erste händeringend einen Trainer gefunden. Der ist jetzt mit Carsten Knäfel gefunden.

Also ist der erste Schritt getan, was ist der zweite?

Wir wollen in allen Dingen mehr agieren, nicht reagieren. Zum Beispiel, was die Jugendausrichtung, den Spielbetrieb und das Schiedsrichterwesen betrifft, da werden Sachen vorgegeben, die wir bislang einfach nicht beeinflussen konnten beziehungsweise nicht beeinflusst haben.

Wie meinen Sie das genau?

Zum Beispiel wird vom Fußballkreis vieles einfach so bestimmt. Du meldest Mannschaften an, dann läuft es. Hast Du dann allerdings nicht genug Schiris, setzt es eine Strafe. Bisher haben wir dann nur reagiert und gezahlt. Aber wir hätten vorher agieren, sprich Schiedsrichter ausbilden müssen. Dann wäre das nicht passiert. Deshalb müssen wir uns fragen: Wie bekommen wir das hin?

Sie haben auch die Jugend erwähnt. Welche Baustellen gibt es da?

Da haben wir ehrlich gesagt, ein Luxusproblem: Bei den E-, D- und C-Junioren haben wir sehr viele Kinder und das Problem, dass die Gemeinde uns da so ein bisschen hängen lässt. Ich muss dafür sorgen, dass wir in Zukunft alle Jugenden an den Start bringen. Wir wollen perspektivisch sagen: Wir haben alle Nachwuchsmannschaften besetzt. Außerdem wollen wir unsere Männermannschaften mit eigenem Nachwuchs versorgen und nicht unbedingt mit Spielern, die es mal hier und mal da probieren. Unsere Männermannschaften bestehen zu zwei Dritteln aus Leuten, die schon in der Jugend bei uns gespielt haben. Es muss doch so sein: Sie sollen aus Liebe zum Verein bei uns spielen.

Wie ist der aktuelle Stand mit dem Stadion und der Gemeinde? Da rumort es weiter kräftig, oder?

Es ist alles ein bisschen festgefahren: Die Gemeinde vermietet die Sportanlage an uns. Gleichzeitig bekommen wir einen Vereinszuschuss von ihr, der auf 50.000 Euro herabgesetzt wurde. Davon müsste man eigentlich Ausrüstung und ähnliches kaufen. Aber dieses Geld geht 1:1 in die Miete – aktuell über 100.000 Euro im Jahr. Also wird davon nicht ein Trainingsanzug und nicht ein Ball gekauft.

Aber ist diese „Vermiet-Taktik“ nicht Usus?

In anderen Gemeinden zahlt kein verein etwas, da läuft meiner Meinung nach eine ganz große Sauerei ab. Aber es ist auch meine Aufgabe, zu schauen, dass wir trotzdem jedem, der Sport machen will, diese Möglichkeit auch einräumen.

Was kann der Verein tun?

Wir sind alle noch einmal zur Gemeindevertreterversammlung gegangen und haben gesagt, dass wir vor diesem Hintergrund keine zwölf Monate den Sportbetrieb aufrechterhalten können, leider ist die Abstimmung mit acht zu zehn Stimmen vertagt worden.

Aufrufe: 026.7.2017, 12:00 Uhr
Marc SchützAutor