2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Moment des Aufstiegs: Jubelsturm bei Wasser-Kollmarsreute | Foto: Benedikt Hecht
Der Moment des Aufstiegs: Jubelsturm bei Wasser-Kollmarsreute | Foto: Benedikt Hecht

SG Wasser-Kollmarsreute feiert Happy End dank Traumtor

1:1-Remis beim FC Tiengen beschert Reger-Elf den Aufstieg in die Landesliga +++ Isele-Elf kann Ausfälle nicht kompensieren +++ 1300 Zuschauer im Langensteinstadion

Was ihnen im Vorjahr noch verwehrt geblieben war, haben sie nun nachgeholt: Die Fußballer der SG Wasser-Kollmarsreute steigen in die Landesliga auf. Nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel reichte der Elf von Thomas Reger nun ein 1:1-Remis beim FC Tiengen. Ein Traumtor bescherte dem Trainer den perfekten Abschied.
Die Gratulanten standen Schlange. In die grün-blau-weißen Herzen hatte sich Michael Junker geschossen, wurde nach dem Spiel von allen Seiten geherzt. Mit einem sagenhaften Treffer hatte der 24-jährige Mittelfeldspieler das 1:1 nach 42 Minuten erzielt – und öffnete damit das Tor zur Landesliga. In einen halbhoch getretenen Freistoß war Junker gesprungen und lenkte den Ball mit der Hacke in den linken Winkel. Traumhaft, Weltklasse.



„Ich wollte den Ball mit der Hacke verlängern, das hat perfekt gepasst“, meinte der Torschütze nach dem Spiel. „So ein schönes Tor habe ich noch nie gemacht und werde es auch nicht mehr machen.“ Und dann noch in solch einem wichtigen Duell. „Ein sensationelles Tor“, sagte auch sein Coach Thomas Reger, lobte seinen Schützling Junker: „Er kann Spiele entscheiden und hat uns schon von der Kreis- in die Bezirksliga geschossen.“ Doch stolz war Reger auch auf die „überragende Antwort“ seiner Elf auf den Rückstand.

Nur drei Minuten hatte Tiengens Führung Bestand. Mit einem Geistesblitz überrumpelte der FCT die schläfrige gegnerische Defensive mit einem schnell ausgeführten Freistoß. Jasmin Rastoder tauchte im Strafraum auf, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und versenkte die Kugel im Netz (39.). Ein Ergebnis, welches den Hausherren vor 1300 Zuschauern, darunter auch viele SG-Fans, zum Aufstieg genügt hätte. Doch Wasser-Kollmarsreute schlug umgehend zurück.

Ersatzgeschwächte Gastgeber reiben sich am starken Gegner auf

Auch wenn nach dem Ausgleich noch eine gute Stunde zu absolvieren war, der Treffer entschied letztlich das Duell. „Sie haben alles gegeben, alles gut gemacht“, ließ Tiengens Trainer Isele nichts auf seine Jungs kommen. Sie waren bis an ihre Grenzen gegangen, rieben sich aber an einem starken Gegner auf, der zudem komplett antreten konnte. Der Fakt, dass Tiengen in den entscheidenden Aufstiegsspielen hingegen Schlüsselakteure fehlten, ließ sich nicht wegdiskutieren. „Uns sind die Achsen weggebrochen“, meinte Isele. Top-Torjäger Tomas Masek fehlte nach seiner Gelb-Roten Karte im Hinspiel gesperrt, Andrej Nemec weilt bekanntlich bei seinem Bruder, dem slowakischen Nationalspieler Adam, bei der EM in Frankreich. Das macht in der Summe allein 30 Tiengener Tore. Zu allem Überfluss musste Kapitän Marco Stasiek nach nur neun Minuten verletzt vom Feld. „Das können wir qualitativ nicht ersetzen“, fasste Isele all die schmerzhaften Ausfälle zusammen.

Vor der prächtigen Kulisse konnte Tiengen dennoch phasenweise seine Qualitäten unter Beweis stellen, beschäftigte die gegnerische Defensive. Doch unterm Strich ging den Hausherren die nötige Torgefahr ab – die besseren Chancen verzeichnete letztlich Wasser-Kollmarsreute. Als sich jedoch den Gastgebern nach 78 Minuten die große Chance auf das 2:1 bot, war SG-Torhüter Lars Lehmann gegen Saban Ljimani zur Stelle und rettete das Remis. Allerdings verpassten es die Gäste ihrerseits, mit dem zweiten Treffer die Entscheidung herbeizuführen. So hoffte Tiengen weiter auf das 2:1 und eine damit verbundene Verlängerung. In den Schlussminuten warf der FCT alles nach vorne, blieb jedoch mit den letzten Aktionen in der gegnerischen Defensive hängen. Als der Schlusspfiff ertönte, brachen im grün-blau-weißen Lager alle Dämme.

FC Tiengen hat nach den Aufstiegsspielen Lust auf mehr

„Wir haben es verpasst, auswärts den Punkt zu holen“, bilanzierte Isele. Der Aufstieg wäre das Sahnehäubchen auf eine überragende Runde gewesen, welche Tiengen mit Rang drei in der Bezirksliga und dem Sieg im Bezirkspokal bereits veredelt hatte. „Glückwunsch an Wasser-Kollmarsreute“, richtete Isele sportliche faire Grüße an den Gegner. „Bei uns überwiegt heute natürlich noch die Traurigkeit.“ Doch morgen, so der Trainer, rücke eine sensationelle Saison wieder in den Vordergrund. Und sein Team bietet noch viel Potenzial, um den Sprung in die Landesliga nachzuholen. Schließlich hat Tiengen nach dem knappen Duell mit Wasser-Kollmarsreute Blut geleckt, wie auch Georg Isele unterstrich. „Die Aufstiegsspiele haben Laune gemacht auf mehr.“

Sein Trainerkollege Reger sah in der Geschlossenheit seiner Truppeden entscheidenden Faktor im Aufstiegskampf: „Der Star ist die Mannschaft“, hob er hervor. Jeder sei adäquat zu ersetzen gewesen, darüber hinaus kennen sich die meisten Spieler bereist seit der Jugend. Im Vorjahr war Wasser-Kollmarsreute sogar Meister geworden, doch war die Mannschaft damals noch als Spielgemeinschaft gemeldet. Nun ist die SG ein eingetragener Verein und der Weg nach oben frei. Und die Mannschaft bestätigte die Leistung aus der Vorsaison. "Es ist umso höher zu bewerten, dass sie diese Spannung mitgenommen haben", betonte auch Reger.

Reger: „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“

Es war sogar ein kleines Bonbon, nicht direkt als Meister aufgestiegen zu sein. "In der Aufstiegsrunde ist es auf jeden Fall schöner", sagte Reger im Nachhinein. Ein Eindruck, nein vielmehr Emotionen, den viele andere Trainer und Spieler immer wieder bestätigen. "Ich habe es nun zweimal mitgemacht", verwies der SG-Coach auf die damalige Aufstiegsrunde zur Bezirksliga, als seine Truppe die Reserve des Freiburger FC furios mit 5:1 vom Platz fegte. Den Sprung in die höhere Klasse über die Verlängerung zu schaffen, die besonderen Emotionen zu erleben, "sowas lässt sich nicht toppen", sagte Reger. "Und ich durfte ein Mosaikstein sein", gab er sich gewohnt bescheiden, doch gebührt ihm zweifelsohne ein großer Anteil daran.

„Ich bin überglücklich und stolz auf dieses Team und den Verein“, sagte der Coach. „Ein Happy End.“ Nach 21 Jahren als Trainer hatte Reger seinen Abschied bereits angekündigt. „Mal schauen, wie es ohne geht“, hält er sich ein kleines Hintertürchen offen, doch voraussichtlich ist der Landesliga-Aufstieg zugleich der Schlusspunkt seiner Karriere. „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, verwies Thomas Reger auf die bekannte Redensart und fügte glückselig an: „Und dieser Moment ist jetzt gekommen.“

FC Tiengen – SG Wasser/Kollmarsreute 1:1 (1:1)
Tiengen: Hackenberger, Hart, Kizilay, Zielke, Rastoder, Di Girolamo, Karacan, Ljimani, Pietzke (82. Sahitaj), Mendy, Stasiek (9. Kadrija/88. Hashani).
Wasser/Kollmarsreute: Lehmann, Junker, Stolp, Kaltenbach, Seiboth, Gordijenko, Rieger (93. Bürkin), Dümmig, Kohl (57. Müller), Bohnenberger, Braun.
Tore: 1:0 Rastoder (39.), 1:1 Junker (42.).
Schiedsrichter: Hansjörg Rommel (Stockach).
Zuschauer: 1300.
Aufrufe: 019.6.2016, 22:41 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor