2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, blickt nach dem Abstieg nach vorne.
Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, blickt nach dem Abstieg nach vorne. – Foto: Sven Leifer

Schwabl sucht bayerischen Klopp: „Nicht einfach, aber auch nicht unmöglich“

Hachings Präsident im Interview

Der Abstieg der SpVgg Unterhaching ist abgehakt. Präsident Manfred Schwabl spricht im Interview über die Trainersuche und eine Rückkehr von Claus Schromm.

München – Tapetenwechsel nach dem Corona-Lockdown, Abstand gewinnen nach dem Abstieg aus der 3. Liga? Nicht mit Haching-Boss Manni Schwabl, der sagt: „Wenn ich jetzt in Urlaub fahren würde, in meiner Funktion – dann hätte ich meinen Job verfehlt.“ Stattdessen sagt der umtriebige Vereinspräsident: „Ich bin schon wieder in Attacke-Form.“ Unser Interview.

Manni Schwabl, wir tippen mal: Montagabend lief bei Ihnen der Fernseher, der EM-Krimi der deutschen U 21 gegen Dänemark.

Richtig getippt. Das war natürlich ein Pflichttermin, nachdem der Karim von Stefan Kuntz einberufen wurde für die Endrunde. Verdient, aber auch ein bisschen überraschend, denn als 2002er-Jahrgang ist er fast vier Jahre jünger als der Älteste dort.

Karim Adeyemi, der Durchstarter von Haching über Red Bull Salzburg bis ins U 21-Nationalteam . . .

Genau. Ich fand’s super, dass er sofort ins Spiel reingefunden hat. Und was mich brutal gefreut hat, war sein Lauf nach hinten, mit dem er das 0:2 verhindert hat. Offensivaktionen kann er ja, das wissen wir. Aber dass er seine unmenschliche Geschwindigkeit auch defensiv einsetzt, das zeigt seinen tollen Charakter – und dass wir in Haching bei der Ausbildung nicht viel falsch machen.

SpVgg Unterhaching: Präsident Manfred Schwabl will direkt zurück in die 3. Liga

Wird es solche Karrieren auch weiterhin geben? Haching spielt ja künftig in der Regionalliga Bayern.

Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen soll. Wenn wir jetzt mit Talenten sprechen, merken wir überhaupt keinen Unterschied zur 3. Liga. Fallbeispiele wie der Karim und der Nico (Mantl) helfen uns da natürlich unheimlich.

Wie weit sind Sie denn mit der Kaderplanung für die Regionalliga?

Abgeschlossen ist sie noch nicht, denn es stehen noch wichtige Gespräche mit unseren Ankerspielern aus. Stahl, Hain und Welzmüller haben zwar gültige Verträge, aber sie kommen auch alle aus schweren Verletzungen. Da muss man schauen, ob sie die physische Power haben, diesen Weg noch mal mitzugehen. Ich hoffe es, aber jetzt sollen sie erst mal im Urlaub die letzte Saison abstreifen und den Kopf freikriegen. Unsere Schüsse müssen sitzen, denn wir wollen sofort wieder angreifen. Ziel muss natürlich sein, direkt in die 3. Liga zurückzukehren.

Als Trainer schwebt Ihnen nach dem Abschied vom Niederländer Arie van Lent ein bayerischer Klopp vor. Wie läuft die Suche?

Die ist nicht so einfach, aber auch nicht unmöglich. Den regionalen Klopp* findet man aber nicht in der Badehose am Strand, sondern wenn man vor Ort ist (lacht).

Haben Sie sich im Kopf schon auf die 4. Liga eingestellt?

Klar, hilft ja nix. Den Abstieg müssen wir uns nicht schönreden, aber ich bin kampfesbereit – und hab mich auf die neue Situation eingestellt. Die Tristesse, die zwischenzeitlich herrschte, ist absolut vorbei. Wir müssen die Regionalliga mit Respekt annehmen, denn wenn ich schaue: Bayern II, Bayreuth, Aschaffenburg, vielleicht Schweinfurt – die wollen auch alle hoch in die 3. Liga.

„Ich will nicht Präsident von einem Verein sein, der da was rumschiebt, um einen Vorteil zu erlangen.“

Manfred Schwabl über den Sieg im Endspurt gegen Mitabsteiger FC Bayern II.

Ist das der Fluch der guten Tat, dass Bayern II mit Haching runter ist?

Mir ist klar, dass die Augen beim Duell am 36. Spieltag auf uns gerichtet waren, aber Mauscheleien – das gibt’s bei uns nicht. Jeder weiß, dass ich eine gewisse Verbindung zum Uli (Hoeneß*) habe, aber so was geht komplett gegen unser beider Naturell. Ich will nicht Präsident von einem Verein sein, der da was rumschiebt, um einen Vorteil zu erlangen. Die Werte, für die wir stehen, haben wir eindrucksvoll unterstrichen (mit dem 2:1-Sieg als bereits besiegelter Absteiger/d. Red.) – obwohl wir jetzt vielleicht den Schaden haben. Ich bin stolz, einen Verein mit diesem Charakter zu führen – und habe auch wahnsinnig positive Resonanz aus ganz Fußball-Deutschland erhalten.

Haben Sie auch schon Resonanz von Claus Schromm bekommen, der sich im Frühjahr eine Auszeit als Sportdirektor genommen hat? Sehen Sie im ehemaligen Cheftrainer Klopp-Potenzial?

Claus lebt Haching, aber seine Rückkehr auf die Trainerbank ist nicht vorgesehen. Wir müssen jetzt eine Lösung finden, die für Haching passt. Ich hoffe, er entscheidet sich für unser Projekt. Wir haben schon so viele Schlachten gemeinsam geschlagen. Mein Angebot steht, die Tür für Claus ist jederzeit offen.

Interview: Uli Kellner

Aufrufe: 02.6.2021, 09:49 Uhr
Uli KellnerAutor