2024-04-25T14:35:39.956Z

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BFV-NLZ Leiter der SpVgg Bayreuth Henrik Schödel (rechts) spricht über seine Erfahrungen.
BFV-NLZ Leiter der SpVgg Bayreuth Henrik Schödel (rechts) spricht über seine Erfahrungen.

Schödel: "Wir wollen jedes Kind individuell fördern."

BFV-NLZ-Leiter Henrik Schödel spricht über seine Arbeit am DFB-Stützpunkt und bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth

Menschen zu fördern und zu entwickeln ist einer der zentralen Punkte im Leben von Henrik Schödel. Beruflich setzt sich der 53-Jährige als Rektor der Sophien-Grundschule in Hof und als Bezirkspersonalratsvorsitzender in Oberfranken für die Belange zahlloser Kinder ein. In seiner Freizeit gibt er beim aufstrebenden Traditionsverein SpVgg Oberfranken Bayreuth den Takt als Leiter des BFV-Nachwuchsleistungszentrum vor. Schödel ist ein Macher und Teamplayer, aber vor allem ist er ein Talentförderer.

„Henrik, du bist seit knapp zwei Jahren Leiter des BFV-NLZ der SpVgg Oberfranken Bayreuth. Keine leichte Zeit, oder?“

„Der Start hätte wahrlich nicht schwieriger sein können. Wir waren gerade erst nach der Winterpause ins Training gestartet, ich in meiner Funktion ganz neu im Verein. Dann kam Corona und das Training und der Spielbetrieb wurden ausgesetzt. Das war wie für alle Anderen natürlich erst einmal ein Schock.“

Wie habt ihr auf diese Situation reagiert?

„Wir haben die Zeit aus unserer Sicht sinnvoll genutzt und konzeptionell gearbeitet. Beispielsweise haben wir uns in den Trainerteams neu aufgestellt und konnten durch Absprachen mit den Behörden wieder früh auf dem Feld trainieren. Dazu haben wir auch an der Infrastruktur gearbeitet und unsere Plätze sowie die Umkleidekabinen saniert, eine neue Flutlichtanlage installiert und neue Büros geschaffen.“

Klingt sehr positiv, dabei klagen die meisten Vereine über Probleme mit der Corona-Pandemie

„Wir wollen nicht jammern, aber natürlich geht es uns nicht anders als anderen Beteiligten. Die ständigen Änderungen der Konzepte rund um die Hygiene oder überhaupt für das Sporttreiben haben uns sehr viel Kraft und Zeit gekostet. Ich sehe hier auch wenig Hoffnung, dass sich dies in naher Zukunft ändert, die Belastung für das Ehrenamt bleibt weiterhin hoch.“

Wenn du auf deine bisherige Amtszeit zurückblickst, welcher Punkt sticht für dich besonders positiv hervor?

„Die Ligenzugehörigkeiten, speziell im Altersbereich von der U16 bis zur U19, haben sich merklich verbessert. Auch in den jüngeren Jahrgangsstufen fahren wir die Erfolge ein, die in der Vergangenheit gelegt wurden, wir erfahren dort einen hohen Zulauf. Dass wir mittlerweile in der gesamten Jugend über lizensierte und fachlich hochkompetente Trainer verfügen, spricht für sich. Dadurch nimmt auch die Zahl an Spielerinnen und Spieler, die in den Auswahlbereich berufen werden und/oder bei Profivereinen auf dem Schirm sind, kontinuierlich zu. Dies ist auch nötig, schließlich ist die Lücke zu unserem Regionalliga-Team groß, auch wenn wir einige Schritte in die richtige Richtung gemacht haben.“

Siehst du aktuell denn Spieler, denen ihr den Sprung zutraut?

„Aktuell trainieren zwei Jugendspieler regelmäßig mit bei Timo Rost, der sich im Übrigen weit über die erste Mannschaft hinaus in den Verein einbringt und beispielsweise einmal pro Woche für die talentiertesten Spieler von der U16 bis zur U19 ein zusätzliches Talenttraining anbietet. Ob sie dauerhaft den Sprung schaffen, wird sich in der Zukunft zeigen. Mittel- und langfristig ist es aber schon unser Anspruch, dass wir regelmäßig auch Spieler aus der eigenen Jugend für die Erste ausbilden. Je erfolgreicher unsere Senioren sind, umso schwieriger wird es aber für die Jugend, diesen Sprung zu schaffen. Unser Ziel ist es daher, die Grundlagen dafür zu verbessern und unsere Jugend weiter zu entwickeln. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass wir nicht nur Spieler für unseren Verein, sondern als BFV-NLZ auch für die weitere Region ausbilden.“

Die Arbeit in der Region ist ein zentraler Baustein der BFV-NLZ-Konzeption, die gleichzeitig von vielen kleinen Vereinen kritisch beäugt wird. Wie siehst du diese Konfliktsituation?

„Wir haben ein hohes Verständnis für die Sorgen und Nöte der „kleinen“ Vereine, gerade auch, weil wir es umgekehrt genauso mit den Profivereinen erleben. Diese Leistungszentren rücken immer früher an die Talente heran, aktuell stehen 17 Spieler bei Profivereinen auf dem Schirm und absolvieren dort Probetrainingseinheiten. Da erleben wir ganz unterschiedliche Herangehensweisen, positiv wie negativ. Daher haben wir uns umgekehrt für den Umgang mit den Vereinen vor Ort einige Punkte auferlegt, die die Kommunikation und das Miteinander nachhaltig und sukzessive verbessern sollen.“

Der Verein gilt als äußerst ambitioniert. Welche Visionen setzt ihr euch in der Jugend?

„Sollte tatsächlich der Aufstieg der Profis gelingen, wollen wir uns mittelfristig auch zu einem Profi-Leistungszentrum entwickeln, auch wenn wir weiterhin auf dem Boden bleiben und wissen, wo wir herkommen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, die infrastrukturellen Voraussetzungen weiter zu verbessern, die Trainer sukzessive weiterzuentwickeln und unseren Spielern eine gute Entwicklung und eine Perspektive im Verein zu bieten. Aktuell wechseln die besten Spieler noch zu Profivereinen, das soll sich ändern, dazu müssen wir uns aber deutlich verbessern. Und vor allem wollen wir den Spielern etwas bieten, beispielsweise mit Abschlussfahrten und Vergleichsspielen im Ausland.“

Was ist aus deiner Sicht wichtig für die Entwicklung eines Talents?

„Jedes Talent braucht einen Förderer, der das Talent erkennt, entwickelt und ihm in guten und auch in schwierigen Zeiten beisteht. Und vor allem braucht es einen Plan und entsprechende Beratung, wie dieser Weg ausschauen könnte. Ruhe, Sachlichkeit und Nachhaltigkeit – das sind Faktoren, die allen Beteiligten – Trainern, Eltern, Spielern, Vereinen – gut zu Gesicht stehen würden, in der Praxis aber meistens nicht gelebt werden.“

Talentförderung bedeutet für mich…

„… jedes Kind individuell zu fördern und die Spieler auf ein noch höheres Niveau zu hieven.“

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem BFV und DFB?

„Wir sind im engen Austausch mit den zuständigen Verantwortlichen. Wir versuchen uns an verschiedenen Konzepten wie beispielsweise dem Kindertrainer oder den BFV-Feriencamps, DFB-Juniorcoach zu beteiligen. Die Einführung der BFV-NLZ-U12-Förderliga war super, das wäre auch für weitere Altersstufen sinnvoll.“

Info:

Henrik Schödel, geboren am 28.07.1968, ist verheiratet und hat drei Kinder. Der studierte Pädagoge ist Rektor an der Sophien-Grundschule in Hof. Seit jeher liegt ihm der Sport und insbesondere der Fußball am Herzen. Schon in jungen Jahren spielt er beim VfB Helmbrechts in der Bayernliga, später bei der SpVgg Bayreuth und der SpVgg Bayern Hof. Als Trainer feiert er Erfolge bei den Senioren der SpVgg Bayern Hof, dem SV Fiesen, der SpVgg Selbitz und dem FC Coburg. Im Jugendbereich arbeitet Schödel bei der SpVgg Greuther Fürth sowie jahrelang als BFV-NLZ Leiter in Hof. Seit dem 01.02.2020 zeichnet er sich in eben dieser Funktion bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth verantwortlich.

Aufrufe: 01.2.2022, 07:46 Uhr
JEAutor