2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Bundesliga, wir kommen!" lautet das Motto der A-Junioren des Jugendleistungszentrums F: Scholz
"Bundesliga, wir kommen!" lautet das Motto der A-Junioren des Jugendleistungszentrums F: Scholz

Röttger: Aufstieg der A-Junioren wird teurer

Krzysztof Hasnik neuer Trainer

Meppen. Die Reihe der Gratulanten war lang: Der ehemalige Meppen-Trainer Heiko Flottmann, Daniel Stendel von Hannover 96, Björn Schierenbeck vom Kooperationspartner Werder Bremen und Matthias Heidrich (Cottbus’ Sportlicher Leiter) beglückwünschten die Verantwortlichen zum Aufstieg der A-Junioren des Jugendleistungszentrums Emsland in die Bundesliga. Auch mehrere Vereine aus der Region, berichtet der Sportliche Leiter des JLZ, Sebastian Röttger, zählten dazu. Aber welche Auswirkungen hat der Aufstieg tatsächlich? Die Emslandsportredaktion beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum hört Trainer Jens Friedemann auf?
„Wir sind nicht unzufrieden mit Jens“, betont Röttger . Man habe jedoch intern Vorgaben gemacht. Eine davon lautet, dass die Trainer der JLZ-Teams mindestens über die B-Lizenz verfügen müssen. Auch der DFB verlange entsprechende Lizenzen, rechtfertigt Röttger dieses Vorgehen. „Wir haben Jens das auch im letzten Jahr bei den Vertragsgesprächen zur Auflage gemacht.“ Für die A-Jugend-Bundesliga reiche die B-Lizenz, aber Friedemann ist C-Lizenz-Inhaber. Friedemann habe signalisiert, dass er die Lizenz nicht machen könne und werde, so Röttger. „Deshalb mussten wir leider so entscheiden. Uns tat es auch leid und tut es immer noch.“ Es sei schade, aber vielleicht gebe es ja noch mal eine Möglichkeit, Friedemann für eine andere Position zu holen, hofft Röttger. Mit Friedemann gehen auch Kotrainer Oliver Peters und Betreuer Reinhard Kues. Mit Kues sei man noch als Teammanager in Gesprächen, so Röttger.

Wer wird Friedemanns Nachfolger?
B-Lizenz-Inhaber Krzysztof Hasnik (43) übernimmt das Team. Der gebürtige Pole lebt seit 15 bis 20 Jahren in Deutschland, hat beim VfL Wolfsburg, SV Wilhelmshaven, FC Schüttorf und SV Union Lohne gespielt und war in den letzten zwei Jahren als B-Jugend-Trainer beim SV Vorwärts Nordhorn tätig. „Wir haben ihn schon vor vier, fünf Wochen der Mannschaft vorgestellt, wollten jetzt im Aufstiegsrennen nicht noch Unruhe reinbringen“, berichtet Röttger.

Was kommt finanziell auf das JLZ Emsland zu?
300.000 Euro beträgt in diesem Jahr der Etat für das gesamte Jugendleistungszentrum Emsland. Das Geld kommt von der Sparkassen- und der Sportstiftung, dem Landkreis, Werder Bremen, dem Wirtschaftsverband Emsland, der Stadt Meppen sowie dem SV Meppen. Laut Röttger gibt der VfL Osnabrück mehr als doppelt so viel Geld für seine Talente aus.

Bezahlt werden müssen Trainer, Kotrainer, Betreuer, Athletiktrainer und Physiotherapeut. „Der Großteil – und das ist ja kein Geheimnis – kriegt der Fahrdienst“, erklärt Röttger. Natürlich kämen nun weitere Fahrten und einige organisatorische Dinge auf das JLZ zu. „Unterm Strich wird es schon teurer werden, aber vielleicht finden wir noch den einen oder anderen Sponsor, der uns unterstützen will.“ Wie viel Geld die A-Jugend genau verschlingt, könne er nicht sagen, so Röttger. „Das liegt zum Teil daran, wo die Spieler herkommen. Letztendlich kostet uns die B- oder C-Jugend genauso viel wie die A-Jugend.“ Die Spieler bekommen nach den Worten des Sportlichen Leiters alle kein Geld. „Klar ist, dass wir insgesamt einen höheren Aufwand fahren müssen“, spielt Röttger auf die weiteren Fahrten an. Man müsse sich auch fragen, ob es sinnvoll und finanziell möglich sei, den Trainingsumfang zu erhöhen und einen Koordinator zu beschäftigen. Geklärt werden sollen diese Fragen in den nächsten Tagen.

Der Durchschnittsetat der Bundesligisten bei den Leistungszentren liegt nach Angaben des JLZ-Chefs bei drei Millionen. „Gerade bei uns im Norden gibt es zwei Vereine, die deutlich herausstechen. Das ist Wolfsburg mit sechs Millionen und RB Leipzig auch. Wir haben also den mit Abstand geringsten Etat.“ Deshalb müsse man kreativ und innovativ sein, um die kleine Chance nutzen zu können.

Wie verändert sich das Gesicht der Mannschaft?
Mit Jan-Luca Ahillen, Thorben Deters, Christian Düker, Lars Huxsohl, Markus Rohe und Zachery Hamm stoßen sechs Spieler zu Christian Neidharts Regionalligakader . Fünf weitere wechseln zu Vereinen in der Region (Papenburg, Dörpen, Friesoythe, Leer). „Bei ein, zwei Spielern ist noch offen, wo sie hingehen.“ Philosophie sei es, keine Jahrgangsmannschaften zu haben, sondern eine Hälfte aus dem jüngeren und die andere aus dem älteren Jahrgang kommen zu lassen. Heißt: Aus der A-Jugend kommen zehn Spieler raus, eine ähnliche Zahl rückt aus der B-Jugend nach. „Wir haben noch zwei, drei externe Jungs, die wir dazuholen, um den Kader aufzufrischen.“

Spielt das JLZ in der Bundesliga künftig immer in der Hänsch-Arena?
Nein. Röttger geht davon aus, dass ein Großteil der Spiele weiterhin auf dem B-Platz gespielt werden kann, weil das Zuschauerinteresse nicht immer so groß sei wie beim Relegationsspiel. „Wir werden sicherlich mehr Zuschauer haben als jetzt. Denn es kommt ja die Crème de la Crème des nordostdeutschen Fußballs.“ So habe Julian Brandt , der bei Bayer Leverkusen in der Champions League spielte, bis zur Winterpause noch in Wolfsburgs A-Jugend gespielt, während der unter Ex-HSV-Coach Bert van Marwijk in der Bundesliga eingesetzte Jonathan Tah in der Rückrunde wieder das Trikot der Talente trug.

Wieso wird die A-, B- und C-Jugend sowie die B-Juniorinnen nicht als JLZ Emsland, sondern als SV Meppen in den Tabellen geführt?
„Man kann einen eigenen Verein gründen: Das JLZ Emsland“, sagt Röttger. „Aber dann hätte man unten beginnen müssen – in der tiefsten Liga. Das ergibt keinen Sinn.“ Deshalb habe man sich entschieden, das JLZ beim SV Meppen anzugliedern. Der SVM könne die Mannschaften auch nicht abgeben, weil er sie als Unterbau für die Lizenzierung der Regionalligamannschaft brauche. Er könne die Beschwerden auf der einen Seite nachvollziehen. „Auf der anderen Seite darf man auch nicht vergessen, dass der SV Meppen die ganze Arbeit hat.“ Als es um den Standort gegangen sei, hätten alle anderen Vereine dankend abgelehnt, weil sie weder über das nötige Geld noch die Infrastruktur verfügen. „Ohne Meppen geht’s nicht, andersherum geht es nicht ohne die anderen Vereine “, versichert Röttger. Mit dem DFB soll nun abgeklärt werden, ob künftig auf den Trikots wenigstens der Schriftzug JLZ Emsland stehen darf.

Zur Sache
A-Junioren-Bundesliga startete 2003. Seit der Saison 2003/2004 gibt es eine dreigeteilte A-Junioren-Bundesliga: die Bundesliga Nord/Nordost, Bundesliga Süd/Südwest und Bundesliga West. Die beiden Meister der Regionalligen Nord (Eintracht Braunschweig) und Nordost (RB Leipzig) sind direkt aufgestiegen. Dazu das JLZ Emsland als Sieger der Relegation zwischen den beiden Vizemeistern. Das JLZ Emsland bekommt es in der nächsten Saison mit folgenden Vereinen zu tun: VfL Wolfsburg, Hannover 96, Hertha BSC, Werder Bremen, FC St. Pauli, Hansa Rostock, Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena, Holstein Kiel, Hamburger SV, Rot-Weiß Erfurt, Eintracht Braunschweig und RB Leipzig.
Die Sieger der drei Staffeln sowie der beste Zweitplatzierte der jeweiligen Junioren-Bundesliga qualifizieren sich für die Endrunde um die Deutsche Junioren-Meisterschaft. Die TSG 1899 Hoffenheim holte sich am Wochenende durch einen 5:0-Erfolg bei Hannover 96 den aktuellen Titel. Am Ende der Saison steigen aus jeder der drei Staffeln die letzten drei Vereine ab.

Aufrufe: 027.6.2014, 17:48 Uhr
Dieter Kremer / Redaktion EmslandsportAutor