2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
– Foto: Sebastian J. Schwarz

Rote Laterne brennt bald nur noch auf Sparflamme

SV Eintracht 75 Flußbach zieht seine Mannschaft zum Saisonende vom Spielbetrieb zurück.

Sie sind ein Farbtupfer in der regionalen Fußballszene und haben bereits weit über den Spielkreis Mosel hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt: Lange Zeit nur als Freizeitkicker unterwegs, startete der SV Eintracht 75 „Rote Laterne“ Flussbach vor knapp fünf Jahren in der Meisterschaft. Im Sommer soll nun aber wieder Schluss sein. Über eine Begegnung mit Ex-Bundesligagrößen, Kirmesspiele und den Hintergründen für den Ausstieg.

Nicht weniger als 13 Spieler waren zuletzt ausgefallen bei den Flußbachern, die in 16 Partien der Mosel-Kreisliga B II gerade mal erst neun Punkte gesammelt haben und in der Corona-Pause den 14. und damit letzten Tabellenplatz zieren. Der Name, unter dem die Freizeitmannschaft Rote Laterne einst firmierte, ist derzeit also Programm.

Aufgrund der schwierigen Personalsituation wird der SV Eintracht 75, der 2015 neugegründet wurde, den Spielbetrieb nach dieser Runde einstellen.

„In den bisherigen Spielen hatten wir lediglich einen Kader von zwölf bis 14 Spielern. Unter ihnen waren auch immer ein paar angeschlagene und leicht verletzte Akteure, die trotz ihrer Wehwehchen auf die Zähne bissen und spielen mussten“, berichtet Gerrit Lehnert, Geschäftsführer, Torwart und Vizekapitän beim Team aus dem nur wenige Kilometer von Wittlich entfernten, knapp 500 Einwohner großen Dorf.

Keine Perspektive ohne Nachwuchs

Mit den wenigen Spielern sei ein Trainingsbetrieb nur eingeschränkt möglich gewesen, so Lehnert: „Durch Schichtarbeit war ein Trainingsbetrieb von weniger als zehn Mann leider allzu oft die Regel.“ Weil es keine eigene Jugendabteilung gibt und es folglich an Nachwuchs mangelt, sei es „unmöglich, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten“.

Ein Großteil des bestehenden Kaders hört laut Lehnert aus sportlichen und beruflichen Gründen komplett auf. Rund eine Handvoll Akteure will weitermachen. Geklärt ist die Zukunft von Trainer Oleg Tintor: Der 38-jährige, frühere Salmrohrer, Morbacher und Wittlicher Spieler wird in der kommenden Saison den A-Ligisten SG Buchholz/ Manderscheid/Hasborn coachen.

Was ihnen in Flußbach keiner mehr nehmen kann, sind viele schöne Erinnerungen an fünf Jahre, in denen es an Höhepunkten nicht mangelte. Gleich in der Premierensaison 2015/16 wurde man Meister in der C-Klasse und stieg in die B-Liga auf. In der gleichen Spielzeit stieß die Rote Laterne bis ins Kreispokalhalbfinale vor und scheiterte hier erst nach Elfmeterschießen am späteren Sieger, der SG Heckenland Niersbach. Eine Etage höher sprang auf Anhieb der fünfte Platz heraus. Es folgten zwischen 2017 und `19 zwei zehnte Plätze.

Wenn es mal eng wurde im Abstiegskampf, kam prominente Hilfe. Im Rahmen der Sport-1-Fernsehserie „Hans Sarpei – Das T steht für Coach“ übernahmen der frühere Bundesligaspieler Hans Sarpei und der langjährige Bundesligacoach Peter Neururer Anfang 2018 das Team für ein paar Tage und sorgten so für zusätzliche Motivation.

Mit "vollem" Einsatz zum Sieg im Kirmesspiel

Den Umbau des Sportplatzes auf dem Messeberg, in den sie jede Menge Eigenleistung steckten und das „legendärste aller Kirmesspiele“ – ein 3:0 in Platten – finden besondere Erwähnung in den Vereinsannalen. „Zehn Spieler hatten am Vorabend vergessen, dass noch ein Spiel am nächsten Tag ansteht (…)“, heißt es hier. Weil sich aber jeder „voll“ (in doppeldeutigem Sinne) reinhing, klappte es mit dem Sieg.

Für die aktuelle Saison – wie und wann auch immer sie in Corona-Zeiten fortgesetzt wird – liegt der Fokus in Flußbach auf dem Klassenerhalt, so Lehnert: „Falls es weitergeht, dann mit vollem Einsatz. Unser Bestreben ist, möglichst viele Punkte zu sammeln, denn als Tabellenletzter wollen wir uns nicht verabschieden.“

Ein bisschen Fußball wird es auch weiter in Flußbach geben. Die Freizeitmannschaft soll noch an verschiedenen Sportfesten und Turnieren teilnehmen. Das Licht geht also nicht ganz aus bei der Roten Laterne. Sie leuchtet immerhin noch auf Sparflamme.

Aufrufe: 01.4.2020, 13:31 Uhr
Lutz SchinköthAutor