2024-04-25T14:35:39.956Z

Relegation
Jagdszenen spielten sich nach der hitzigen Relegations-Partie ab. F: Lehmann
Jagdszenen spielten sich nach der hitzigen Relegations-Partie ab. F: Lehmann

Relegations-Kopfnuss: Polizei ermittelt gegen 53-Jährigen

Nach Vorfällen in Hohenkammer

Das Relegationsspiel zwischen dem FCA Unterbruck und dem SV Pulling hat ein Nachspiel: Die Polizei ermittelt gegen den Unterbrucker „Fan“, der SVP-Spielertrainer Robert Eichler mit einer Kopfnuss niedergestreckt und verletzt hat. Eichler musste die Nacht zum Montag in der Klinik verbringen – laut Polizei wegen des Verdachts auf Nasenbeinfraktur.

Es gibt da dieses Bühnenstück: „Jagdszenen aus Niederbayern“ heißt es – und da ist der Titel Programm. Dem Stück in 17 Bildern, Martin Sperr hat es vor Jahren geschrieben, hätte man am Sonntag ein 18. hinzufügen können. Denn es waren regelrechte Jagdszenen, die sich in Hohenkammer nach dem Relegationsspiel zugetragen haben (wir berichteten) und damit nach einem schönen Fußball-Nachmittag einen mehr als faden Beigeschmack hinterlassen.

Bereits in den letzten Minuten der abschließenden Relegationspartie zwischen dem FCA Unterbruck und dem SV Pulling hatte es auf dem Rasen kleinere Scharmützel zwischen den Spielern gegeben. „Aber das ist doch normal bei einem solch hitzigen Spiel“, versuchte Pullings 3. Vorsitzender Michael Pellmeyer zunächst, die Situation einzuordnen.

Was dann nach dem Schlusspfiff passierte, war nicht mehr normal – und eines Fußballspiels unwürdig: Laut Polizei hatten sich während der Partie zwei Spieler immer wieder gegenseitig provoziert. „Nach dem Abpfiff gab es zwischen den beiden eine Kabbelei, bei der es allerdings zu keinerlei Verletzungen kam“, berichtet Erster Polizeihauptkommissar Michael Ertl von der Polizei Freising. Der Vater eines der beiden Beteiligten – ein 53- Jähriger aus Oberschleißheim – sei dann auf das Spielfeld gelaufen und habe dem Pullinger Spielertrainer Robert Eichler (32) eine Kopfnuss versetzt. Wie die Polizei weiter mitteilt, wurde Eichler mit Verdacht auf Nasenbeinfraktur und mit einer Platzwunde an der Lippe mit dem Rettungswagen ins Klinikum Freising gebracht. Nach Angaben seines Vereins musste er die Nacht im Krankenhaus verbringen.

Die Situation war zunächst unübersichtlich: Laut Polizei war gegen 19 Uhr eine Mitteilung über Notruf bei der Einsatzzentrale in Ingolstadt eingegangen, dass ein Zuschauer einem Spieler einen Kopfstoß verpasst habe. Außerdem riefen laut Ertl mehrere unbeteiligte Zuschauer bei der Einsatzzentrale an und teilten „eine Randale von zirka 30 Personen“ mit. „Dies stellte sich jedoch als eine unübersichtliche tumultartige Ansammlung von Spielern und Zuschauern heraus, die schnell wieder getrennt werden konnte.“ Das Ende vom Lied: Die Polizei, die mit fünf Streifen angerückt war, hat gegen den 53-Jährigen Ermittlungen wegen Körperverletzung aufgenommen. Außerdem wird Schiedsrichter Stefan Gomm einen Bericht an den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) schicken.

Bei dem Täter handelt es sich um einen Unterbrucker Zuschauer – als solcher wurde er von den FCA-Funktionären identifiziert. Der Mann flüchtete nach seiner Attacke zum Parkplatz und dann Richtung Dorf. Das aber wollten viele Pullinger Fans und auch die Ordner aus Hohenkammer nicht so stehen lassen: Sie nahmen die Verfolgung auf – ebenso wie Unterbrucks Spielertrainer Marco Hahm. Ausgang ungewiss. Fakt ist hingegen, dass sich die FCA-Verantwortlichen sofort von der Tat distanzierten: „Wir können uns nur dafür entschuldigen“, erklärten die Vereinschefs Franz Knoll und Christian Stanglmeir. Während die meisten Unterbrucker Fans – wie zuvor via Facebook aufgefordert – in weißen Shirts gekommen seien, „hat er da nicht mitgemacht“, betonten Knoll und Stanglmeir. Außerdem könne man den Täter nicht der Unterbrucker Fanszene zuordnen: „Er hat beim Verein nichts zu tun, schaut nur ab und zu bei Spielen zu“, sagte Knoll weiter. „Vor allem für unsere Fans tut es uns leid, die haben hier eine super Stimmung gemacht.“

Den Pullingern war zunächst nicht nach Feiern zumute. „Wir hätten das gerne befreit getan“, betonte 3. Vorsitzender Michael Pellmeyer. „Ich bin einfach sprachlos, da fehlen einem die Worte.“ Auf dem Heimweg hatten sich die Gemüter dann zumindest etwas beruhigt. „Wir hatten oft Pech in dieser Saison, deswegen wird jetzt gebührend gefeiert“, sagte Pellmeyer. Allen Jagdszenen zum Trotz.

Aufrufe: 013.6.2017, 11:01 Uhr
Matthias Spanrad/Michael Leitner - Freisinger TagbAutor