2024-04-25T14:35:39.956Z

Turnier
Ball im Tor, Torwart untröstlich: Dortmunds Schlussmann Jonas Hupe liegt am Boden, hat sein Gesicht in den Händen vergraben. Gerade hat er beim Spiel gegen Stuttgart einen haltbaren Ball durchgelassen. Foto: Ruffer
Ball im Tor, Torwart untröstlich: Dortmunds Schlussmann Jonas Hupe liegt am Boden, hat sein Gesicht in den Händen vergraben. Gerade hat er beim Spiel gegen Stuttgart einen haltbaren Ball durchgelassen. Foto: Ruffer
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Platzwunden, Fassungslosigkeit und heitere Momente beim Bundesliga-Cup

Randgeschichten von der 14. Auflage

Platzwunden, Fassungslosigkeit und heitere Momente: Die Randgeschichten von der 14. Auflage des Sparkassen-Bundesliga-Cups.

Erfolg auf der ganzen Linie – so titelt die Homepage von der TSG Hoffenheim über den Sieg ihrer A-Junioren in Schwäbisch Hall. Das Team habe einen „bärenstarken Eindruck“ hinterlassen und wird in der kommenden Woche in ein mehrtägiges Trainingslager nach Bad Wörishofen aufbrechen.

Gut, dass das Diak gleich um die Ecke ist. Am Freitagabend mussten gleich zwei Spieler mit Platz­wunden im Haller Krankenhaus genäht werden. Nach dem Haller Torwart Yannick Pauels erwischte es in der letzten Begegnung des Tages noch einen Schalker. Pit Kurz, der Teambetreuer der Schalker, verbrachte mit dem Spieler rund zweieinhalb Stunden im Diak. „Es war viel los, zwischenzeitlich ist der Spieler auf der Liege eingeschlafen“, berichtet er. Die Wunde selbst war nicht sehr groß, mit drei Stichen wurde sie genäht.

„Ich brauch’ eine Sonnenbrille – der Typ darf mir nicht in die Augen sehen!“ Benjamin Hofmann, Trainer von Borussia Dortmund, erlebte zum ersten Mal die Künste von Harry Sher. Der Mentalist ist mittlerweile fester Bestandteil beim Trainerabend und bei der Players Night des Bundesliga-Cups – und lässt sein Publikum mehr als einmal an dessen Wahrnehmung zweifeln. Scheinbar ohne Mühe errät er Gegenstände, an die seine Mitspieler denken sollen. In einer kleinen Schatzkiste steckt ein Zettel mit der Aufschrift „Die Person, die diese Box öffnet, ist jemand vom BVB.“ Das erfahren aber alle erst, als die Box geöffnet wird. Zuvor verteilt Sher sechs Schlüssel. Dann verdrehen Sher und ein Dortmunder Co-Trainer jeweils für zehn Sekunden gleichzeitig hinter dem Rücken einen Zauberwürfel. Die beiden Würfel haben nach dieser Zeit das exakt gleiche Bild. Hofmann selbst wird von einer Karo-Dame verfolgt. Immer wieder breitet Harry Sher vor dem BVB-Coach ein Kartenspiel mit 52 Blatt aus. Hofmann soll sich eine Karte aussuchen – es ist jedes Mal die Karo-Dame. „Wahnsinn, wie er das macht“, kommentierte Hofmann. „Dass man einen Menschen so beeinflussen kann!“

Kurz vor seiner Abreise dankt Hofmann den Organisatoren dafür, dass Sher da gewesen ist. „Wir Trainer können da immer etwas für uns mitnehmen.“ Das unterstreicht auch Schalke-Coach Norbert Elgert, der Sher bereits fast ein Dutzend Mal miterlebt hat. „Ich bin ein Fan von Spitzenleistungen. Er hat sicher mehr als 10­ 000 Stunden intelligente und dennoch harte Arbeit investiert. Dafür gebührt ihm große Anerkennung.“

Ralph Schöpflin war in den vergangenen Jahren der Teambetreuer des 1. FC Nürnberg. Die Franken waren diesmal allerdings nicht dabei. So kümmerte sich Schöpflin um den SV Werder Bremen. Anfangs mit ein paar Verständigungsschwierigkeiten. „Ich musste schon genau hinhören, um ihren norddeutschen Dialekt zu verstehen“, gesteht er und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Das ging ihnen aber genauso, wenn ich Hohenlohisch geredet habe.“

Die Grußworte der Vereine auf der Players Night sind mittlerweile Tradition. Das Lob („Wir werden verwöhnt von hinten bis vorne“) wirkt genauso ehrlich wie die Frotzeleien und Anekdoten. Dortmunds Trainer Benjamin Hofmann dankte den Gegnern, „dass sie uns aufgezeigt haben, wie Fußball gespielt wird“. Hoffenheims Trainer Marcel Rapp und VfB-Coach Heiko Gerber warfen sich am Vorabend des Halbfinals den Fehdehandschuh zu: „Wir werden die Nase vorn haben!“ „Nein, wir!“ Den größten Lacher produzierte der ansonsten eher zurückhaltende Heiko Gerber. Er sei zum zweiten Mal in Hall. Seine Premiere war vor vier Jahren. „Damals war ich als Co-Trainer dabei und bin abends in der Stadt versumpft.“ Mit Blick auf seinen Co-Trainer Tobias Rathgeb rief er diesem zu: „Also Tobi, du darfst es heute noch krachen lassen!“

Während die Spieler bei den Grußworten weniger aufmerksam waren, trafen die dröhnenden Bässe beim Auftritt der Formation des Deutschen Hip-Hop-Meisters (Movin aus Crailsheim) schon viel mehr den Geschmack der jungen Fußballer. Die Hip-Hopper erhielten viel Applaus, genau wie die Künstler der Compagnia Compostelli.

Großen Beifall bekam auch Ereleta Memeti. Vor einem Jahr war sie von den Sportfreunden Hall, bei denen sie mit einer Sondergenehmigung bei den B-Junioren mitspielte und zur U17-Nationalspielerin reifte, zum VfL Sindelfingen in die 2. Bundesliga Süd gewechselt. Nun folgt nach nur einem Jahr der nächste Schritt: Memeti folgt ihrem Trainer Saban Uzun, der von Sindelfingen zum VfL Wolfsburg wechselt. Dort übernimmt er die U23 in der 2. Bundesliga. „Die Entscheidung für mich war hart, weil Wolfsburg so weit weg ist“, berichtete Memeti, die mittlerweile U19-Nationalspielerin ist. Aber die 18-Jährige will den Sprung wagen und sich für die erste Mannschaft des VfL empfehlen.

Auf eine lange Eröffnungsfeier verzichten die Organisatoren und Sponsoren zugunsten des Sports. Stattdessen gibt es eine kleine Fragerunde mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim Thomas Lützelberger, dem Hauptorganisator des Cups Thorsten Schift und Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. Der erzählt von seiner Fußballvergangenheit. Als Jugendlicher habe er gegen Borussia Mönchengladbach gespielt, deshalb sei er Fan geworden. Da der Club vom Niederrhein diesmal nicht dabei ist, drückt er neben den Hallern auch Schalke die Daumen, „weil meine Mutter Schalke-Fan ist“.

Auf der Jagd nach Autogrammen sind vor allem die jüngsten Fußballfans. Die Spieler gehen damit höchst professionell um. Sie unterschreiben fast immer oder verweisen darauf, dass man in ein paar Minuten zur Verfügung stünde. Auf gute Umgangsformen wird von Seiten der Vereine viel Wert gelegt. Als die Hertha-Spieler das Foyer des Sparkassen-Dienstleistungszentrums im Solpark betreten, ruft ein Betreuer von hinten: „Kappen runter!“ Sofort nehmen die Spieler, die eine Baseball-Cap tragen, diese ab und verstauen sie in ihren Trainingsanzügen.

Der Unterschied zwischen den A-Junioren der Sportfreunde Schwäbisch Hall und den U19-Teams der Profimannschaften beträgt vier Spielklassen und wird auch auf andere Weise sichtbar. Nach dem offiziellen Ende der Players Night wird der Profinachwuchs mit Bussen zu den Hotels gebracht. Die Haller A-Junioren helfen noch beim Abbau mit.

Ab und zu können auch die Trainer relaxen. So schwingt sich Hoffenheims Trainer Marcel Rapp am Samstag zeitweise lässig auf die Bande hinter einem Tor. Gemeinsam mit seinem Trainerteam verfolgt er für einige Zeit die Spiele.

Die elektronische Anzeigetafel im Optima-Sportpark ist eine Geschichte für sich. Zwar steht schon längst an gleicher Stelle eine neue LED-Wand, doch zu sehen gibt es lediglich monotones Schwarz. „Es fehlen einige Kabel“, erklärt Sportfreunde-Vorstand Jürgen Lechner. Der Lieferant sei Opfer eines Hacker-Angriffs geworden und habe Probleme, diese Spezialkabel aus China zu erhalten. Deshalb schickte der Lieferant eine mobile, kleinere LED-Wand. Dem Wunsch, diese bereits am Donnerstag anzuliefern, kam er nicht nach. Am Freitag um 14.20 Uhr, zehn Minuten vor Anpfiff der ersten Partie, rollte der LKW in den Sportpark. Anfangs flimmerte die LED-Wand in den schillerndsten Farben, dann verrichtete sie meist ohne Probleme ihren Dienst.

Einer wird sich ganz besonders darüber gefreut haben, dass der Bundesliga-Cup zu Ende ist: der Rasen. Nach drei Tagen Dauerbelastung hat er viele Schrammen und Furchen. Die Platzwarte haben einiges zu tun. Immerhin bleibt etwas Zeit bis zum nächsten Großevent: Am 5. August erwarten die Footballer der Unicorns den Tabellenzweiten Frankfurt Universe.

Aufrufe: 025.7.2017, 08:34 Uhr
HT / Hartmut RufferAutor