2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mann der klaren Worte: Peter Gallmaier
Mann der klaren Worte: Peter Gallmaier – Foto: Simon Tschannerl

Peter Gallmaier - ein Trainer mit Ecken und Kanten

"Bei solchen Typen wie mir kann es auch mal ein bisschen ungemütlicher werden"

Peter Gallmaier (54) zählt zu den Trainer-Urgesteinen der Region. Der frühere Klasse-Stürmer ist seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten im Geschäft und sammelte bei der SpVgg Hankofen-Hailing, dem 1. FC Bad Kötzting und der SpVgg Plattling bereits höherklassige Erfahrung. Vor einigen Wochen sorgte Gallmaier für Aufsehen, als er die schwierige Mission beim abstiegsbedrohten Kreisklassisten SV Kollnburg antrat.

Peter, gefühlt gab es im Amateurbereich noch nie so viele Trainerwechsel wie in den vergangenen Wochen und Monaten. Wie beurteilst du als alter Haudegen diese Entwicklung?
Das ist schon sehr schlimm. Und das Schlimme ist, dass es eigentlich immer die gleiche Vorgehensweise ist. Überall wird erzählt, dass die erfolglosen sportlichen Gründe aufgrund beispielsweise vieler Verletzungen nachvollziehbar sind und trotzdem wird dem Trainer die Erfolglosigkeit vorgeworfen. In der heutigen Zeit wird das leider zu stark von oben herab übernommen und meistens bringt es dann aber keineswegs den erhofften mittel- oder langfristigen Erfolg. Natürlich kommt es immer wieder mal vor, dass es zwischen Verein und Trainer nicht passt oder in höheren Ligen halt auch schon jede Menge Geld im Spiel ist, und es deshalb auch einen anderen Erfolgsdruck wie beispielsweise in der Kreisliga gibt. Heutzutage bestimmen leider viel zu oft die unzufriedenen Spieler, ob ein Trainer noch passt oder nicht. Es wäre oft besser, die sportliche Situation gemeinsam neutral zu beurteilen und von Vereinsseite auch mal bei etwas Gegenwind dem Trainer den Rücken zu stärken. Denn beim nächsten Coach passt dann auch irgendwann irgendetwas nicht mehr und dann geht das gleiche Spiel wieder von vorne los. Es gibt da genügend Beispiele, wo viel zu oft unnötigerweise der Trainer gewechselt wurde.


Nenn doch ruhig mal eines...
Mir ist es leider selber schon so ergangen. Ich war Trainer bei einem Verein, bei dem wir nach einer wahren Abgangsflut eine sehr junge Mannschaft zusammengebastelt haben, die im Vorfeld als Fix-Absteiger gehandelt wurde, sich aber dann sehr respektabel geschlagen hat und zur Winterpause über dem ominösen Strich stand. Wir hatten sogar den späteren Meister am Rande einer Niederlage. Während des ersten Corona-Lockdowns wurde mir dann aber mitgeteilt, dass man den für das Saisonende geplanten Trainerwechsel vorzieht und die Restsaison nicht mehr mit mir plant, obwohl ich die Runde sehr gerne zu Ende gebracht hätte. Das ist jetzt eineinhalb Jahre her und in dieser Zeit konnte wegen den Pandemie-Einschränkungen nur ein paar Monate gespielt werden. Seit der Trennung von mir steht nun bereits der dritte Trainer in der Verantwortung. Man sieht an diesem Beispiel, dass solche Aktionen keineswegs den erhofften Erfolg bringen - wohl eher im Gegenteil....


Vor knapp zwei Monaten hat dich der abstiegsbedrohte Kreisklassist SV Kollnburg völlig überraschend als neuen Trainer präsentiert. Der gewünschte Erfolg konnte sich aber nicht einstellen, nur eine von vier Partien konnten unter deiner Regie siegreich gestaltet werden. Hast du den Schritt schon bereut?

Überhaupt nicht. Die Mannschaft ist extrem willig und der Verein vorbildlich geführt. Wir haben einen Kader von 17 Spielern, von denen im Durchschnitt 13 im Training waren. Hinzu kommen bei jeder Einheit ein paar Spieler der Reserve, man kann also sehr vernünftig arbeiten. In ein paar Wochen kann man noch nicht allzu viel bewegen und zudem musste sich leider auch Ex-Bayernligaspieler Wolfgang Weidlich einer Knieoperation unterziehen und hat deshalb unter mir überhaupt noch nicht spielen können. Trotz seiner 38 Jahre ist Woife in der Kreisklasse immer noch ein Unterschiedsspieler, der nicht zu ersetzen ist. Zudem fehlt uns ein Chef auf dem Platz, der die Richtung vorgibt und das Spiel lenken kann.


Bei acht Punkten Rückstand zum Relegationsplatz und gar zwölf Zählern zum rettenden Ufer scheint der Zug bereits abgefahren, oder? Oder kommt es noch zu einer Kollnburger Transfer-Offensive?

Durch die Niederlage im Kellerduell in Frauenau hat sich unsere Ausgangsposition deutlich verschlechtert. Im Endeffekt brauchen wir aus den verbleibenden elf Partien vermutlich sieben Siege, um den Kopf noch aus der Schlinge ziehen zu können. Das käme einem kleinen Fußballwunder gleich, aber solche gibt es bekannterweise immer wieder mal. Wir haben uns auf keinen Fall aufgegeben und - auch wenn viel Fleiß dahinter stecken wird - ich glaube, dass es die Mannschaft noch schaffen kann. Verstärken würden wir uns gerne, aber aktuell sieht es nicht danach aus, als würde uns das gelingen. Zumindest Wolfgang Weidlich dürfte wieder fit werden. Allein das wird uns deutlich besser machen.


Schon bei deiner Verpflichtung hast du angekündigt, unabhängig vom Saisonausgang in Kollnburg wieder Schluss zu machen. Bleibt es dabei?
So ist es ausgemacht und im Normalfall wird es auch dabei bleiben. Für ein Training bin ich insgesamt fast 100 Kilometer unterwegs - das steht für die Kreisklasse über Dauer in keinem Verhältnis. Die Hartnäckigkeit von Kollnburgs Abteilungsleiter Florian Leidl hat mir imponiert, zudem kannte ich die SV-Spieler Michael Dietl und Florian Hacker schon aus Bad Kötztinger Zeiten sowie auch Wolfgang Weidlich, die allesamt ebenso ihren Beitrag dazu lieferten. Das waren die Hauptgründe, warum ich mich breitschlagen haben lassen, um zu versuchen, den Verein in der Klasse zu halten. Auch wenn viele Freunde und Bekannte von mir sagten, dass würden sie nie machen. Aber einfach kann jeder und warum soll man nicht helfen, wenn man gerade Zeit und Lust hat. Wichtig ist meines Erachtens nur, dass der Ehrgeiz beim ganzen Verein vorhanden ist.


Wie sehen dann deine sportlichen Zukunftspläne aus?

Ich lasse alles ganz entspannt auf mich zukommen. Ich habe 26 Trainerjahre mit genügend Erfahrung hinter mir, so dass ich alles mit einem gesunden Menschenverstand beurteilen kann. Klar, würde ich gerne wieder ein paar Ligen höher arbeiten, weil ich dort auch meine Vorstellungen vom Fußball besser umsetzen kann. Das ist mir auch in Hankofen, Bad Kötzting und Plattling - glaube ich zumindest - sehr gut gelungen. Leider schaut es aber momentan so aus, dass ältere Übungsleiter mit einer klaren Meinung und Ansprache nicht mehr so recht in das heutige Trainerbild passen. Bei solchen Typen wie mir kann es nämlich auch mal ein bisschen ungemütlicher werden (lacht). Aber wer weiß, was noch alles kommt. Ich fühle mich auf jeden Fall noch nicht zu alt für den Trainerjob (schmunzelt).

Aufrufe: 030.11.2021, 09:10 Uhr
Thomas SeidlAutor