2024-05-02T16:12:49.858Z

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Selbst nur noch im Allstar-Team aktiv: Pal Dardai, hier bei einem Hallenturnier im vergangenen Jahr in Berlin. Foto: imago
Selbst nur noch im Allstar-Team aktiv: Pal Dardai, hier bei einem Hallenturnier im vergangenen Jahr in Berlin. Foto: imago

Pal Dardai: Mentalität ist das Wichtigste

Der Rekord-Bundesligaspieler von Hertha BSC über sein Leben als Jugendtrainer des Hauptstadtclubs: "Muss ihm zum Glück nicht in den Arsch treten"

Pal Dardai ist der Rekordbundesligaspieler von Hertha BSC und momentan Trainer des U15-Teams der „Alten Dame“. Im Rahmen des 31. C-Junioren Weihnachtscups, der Mitte Dezember in Georgsmarienhütte ausgespielt wurde, hat sich FuPa.net mit dem Ungarn über Herthas Jugendarbeit, seine persönliche Trainerkariere sowie das Vater-Sohn-Verhältnis im Fußball unterhalten.

Herr Dardai, es ist Ihre Premiere als Trainer der U15 von Hertha BSC beim Weihnachtscup in Georgsmarienhütte. Wie ist Ihr Eindruck?

Pal Dardai: Ich finde, dass der Weihnachtcup ein gut organisiertes Turnier ist. Es ist schön und vorbildlich, dass so viele Mannschaften mitmachen. Ich habe insgesamt 20 Spieler bei mir im Kader, zehn Spieler haben die meiste Zeit in der Hinrunde gespielt, die anderen zehn etwas weniger. Diese Jungs sind nun hier, das ist quasi ein kleines Dankeschön von mir an sie. Bei solchen Hallenturnieren steht das Fußball Spielen und Tore schießen im Vordergrund. Das Siegen ist nicht das Wichtigste.

Schon im Jugendbereich sind die Jungs viel unterwegs und in den nächsten Wochen warten noch viele Hallenturniere auf euch. Wie kombiniert die Hertha den fußballerischen Erfolg mit einem erfolgreichen Schulabschluss?

Es ist eigentlich einfach, wenn die Jungs mitmachen. Wir haben in der Stadt einige Partnerschulen, mit denen wir rund um die Uhr zusammenarbeiten. Allerdings müssen die Spieler mitmachen, sonst funktioniert es nicht. Einige schaffen das Abitur, einige die Mittlere Reife und bis jetzt hat alles funktioniert. Natürlich hat man ein bis zwei Ausnahmen pro Jahrgang, die die Schule abbrechen. Das liegt meiner Meinung nach aber nicht an uns, sondern am Ehrgeiz der Spieler und deren Eltern. Für uns ist die Ausbildung der Jungs sehr wichtig.

Können Sie unseren Lesern einmal beschreiben, wie ein typischer Tag im Leben eines Hertha-Nachwuchsspielers aussieht?

Wahrscheinlich stehen die Jungs um 6 Uhr auf. Danach müssen sie frühstücken und zum Stadion kommen. Dann beginnt das Training, welches 1:15 Stunden dauert. Anschließend kommt der Schulbus, der bringt die Jungs zur Schule. Dort ist dann der Unterricht, Mittagessen und weiterer Unterricht. Danach kommen sie wieder zum Olympiastadion. Um 17:30 Uhr haben sie Training mit der ganzen Mannschaft. Das Training ist um 19:00 Uhr beendet, danach geht es zum Duschen. Gegen 20:30 Uhr sind alle wieder zu Hause, schnell etwas essen und anschließend ins Bett. So geht das immer wieder weiter, Tag für Tag. Das Ziel ist es, Fußballer zu werden, allerdings müssen wir natürlich auf eine eventuelle Überbelastung achten.

Jeder jugendlicher Spieler, der es in die U15-Auswahl von Hertha BSC geschafft hat, will sicherlich auch den nächsten Schritt machen und in ein paar Jahren für die Bundesligamannschaft der Hauptstädter spielen. Wie schafft man es die Euphorie und die Jungs ein wenig zu bremsen?

Das kriegt man hin, denn bei uns gibt es so viele gute Spieler, das sehen sie auch selber. Jeder denkt, dass er gut ist, aber sie sehen auch die anderen talentierten Spieler. „Hey, der ein Jahr ältere Spieler ist ziemlich gut, der ein Jahr jüngere aber auch!“ Bei uns kann man nicht sagen, dass es nur einen guten Spieler gibt und die anderen schlecht sind. Ich beobachte schon seit Jahren, dass wir in jedem Jahrgang vier bis acht Ausnahmetalente haben.

Sie sind mit 297 Einsätzen Rekordbundesligaspieler der Hertha. In Deutschland haben Sie nur für einen Verein gespielt und haben somit wahre Vereinstreue bewiesen. Was raten Sie Ihren Spielern, wenn sie den Wunsch haben, den Verein zu wechseln?

Man muss immer dort Fußball spielen, wo man am meisten Spaß hat. Natürlich kann es sein, dass man zu dem Punkt kommt, an dem man in einer Mannschaft unterfordert ist. Dann ist es hilfreich zu einem besseren Verein zu wechseln. Aber das allerwichtigste ist, immer fleißig und leidenschaftlich zu bleiben. Das sind die wichtigsten Kriterien, denn es geht nur über den Willen. In deinem Kopf muss es stimmen, deshalb ist Mentalität das Wichtigste. Natürlich hat der eine mehr und der andere weniger Talent. Allerdings gibt es viele Spieler, die es mit weniger Talent schaffen und viele, die mit viel Talent stürzen.

In Ihrer Mannschaft spielt auch Ihr Sohn, Pal Dardai Junior. Gehen Sie mit ihm strenger um, als mit dem Rest des Teams?

Für ihn ist es glaube ich ein bisschen schwieriger, weil er immer mehr geben muss, um mich zu überzeugen. Aber ich habe mit meinem Sohn auf dem Platz gar keine Probleme. Pal gehört sogar zum erweiterten Kader der DFB U15 Auswahl. Er ist ein fleißiger Junge und zum Glück muss ich ihm nie in den Arsch treten. Letztes Jahr hatte er einen Mittelfußbruch, das war sehr ärgerlich, aber seit einem Monat trainiert er wieder voll mit.

Letzte Saison waren Sie Trainer der U13, dieses Jahr der U15-Mannschaft. Wann sehen wir Pal Dardai auf der Trainerbank der Bundesligamannschaft?

Ich habe immer Ziele. Mein erstes Ziel als Trainer war es die A-Lizenz zu haben. Das habe ich erreicht und jetzt mache ich meine Profilizenz. Das dauert 1 ½ Jahre bei uns in Ungarn. Wenn ich die Profilizenz habe, kannst Du mir die Frage noch einmal stellen, dann antworte ich sehr gerne (lacht).

Darauf kommen wir sehr gerne zurück. Vielen Dank für das Interview, Herr Dardai.

Aufrufe: 07.1.2014, 19:29 Uhr
Loris Kriege / FuPa.netAutor