Saulheimer Standards hielten selbst während der starken ersten Schornsheimer Halbzeit, in der nicht im Ansatz zu erkennen war, wer von beiden Kontrahenten auf Tabellenplatz vier und wer auf zwölf rangiert, das Chancen-Saldo bei null: Simon Schmitt mit zwei super Freistößen, aus 30 Metern gegen das Lattenkreuz (21.) und klasse pariert vom TSV-Keeper (26.) sowie Jan Mück frei per Kopfball über das Gebälk (11.) auf der einen Seite sowie Patrick Hollerbach (8.) allein vorm Gästetor, Mike Weisheimer mit einem schönen Distanzschuss (41.) sowie Eduard Wolf mit einer hauchdünn verpassten Flanke (45.) auf der anderen hätten das Spiel schon in der ersten Halbzeit in eine Richtung kippen lassen können. „Ich habe gemerkt, dass da kein großer Unterschied ist vom Niveau her “, klassifizierte Schornsheims Trainer Marvin Dollmann das Derby als „typisches Unentschieden-Spiel“.
Doch dann kam Minute 69 und erneut trat Freistoß-Experte Schmitt an. Dem zuvor so glänzend aufgelegten Heimkeeper Bochinsky schwante Böses: „Das ist Woche für Woche dasselbe. Wir bekommen Standards und da fallen dann Tore“, beschrieb er, was in der entscheidenden Szene schief lief: „Das Stellungsspiel stimmte nicht. Viele meckern, dass es ein Foulspiel war. Aber es war einfach nur schlecht verteidigt.“
So unterschiedlich können die Perspektiven sein: „Das ist schon immer eine Stärke von uns, weil wir zwei richtig kopfballstarke Innenverteidiger haben“, bekannte Schmitt, „ich visiere immer den langen Pfosten an und hoffe darauf, dass einer durchrutscht“, offenbarte er sein Kalkül, das sein Teamkollege Mück zum goldenen Tor des Tages nutzte: Der Kapitän wuchtete die lang gezogene Bananenflanke per Kopf in die Maschen. „Ich habe gesagt, ich mache heut eins“, sagte der Spielführer nach dem Abpfiff, „im letzten Spiel ist mir einer an der Stirn vorbeigerauscht, in der ersten Halbzeit habe ich einen über die Latte geköpft. Das baut sich dann so auf und irgendwann willst du das Ding einfach machen.“
Es passte in die Fight-Dramaturgie, dass ausgerechnet ein Abwehrrecke die Rolle des Turms in der Schlacht übernahm. Auch nach seinem Treffer hielt der Blondschopf seinen Schädel überall dahin, wo es wehtat und trug damit großen Anteil, dass die Hausherren nicht mehr annähernd den Druck der ersten Halbzeit aufbauen konnten. „Mit ein bisschen Glück können die 1:0 führen. Das ist das Tolle: In der Liga kann jeder jeden schlagen“, kratzte sich der Matchwinner glücklich die braunen Spuren des Arbeitssieges vom eigentlich orangefarbenen Jersey.
TSV Schornsheim: Bochinsky -- Menger, Schaefer, E. Wolf -- Hartnagel (79. Latifi), Gauer, P. Wolf, Hildebrand - Hollerbach, Weisheimer (89. Persohn), Sadiku.
FSV Saulheim: Reinländer - Scharffe, Mück, Ivens (65. Schmidt), Sillo - Vogelsang, Kröhl (88. Vollhardt), Helmlinger, Kreft, Weyl (90. Friedel) - Schmitt.