Als Schiedsrichter Laurin Titze das intensive Derby zwischen dem 1. FC Monheim (FCM) und den Sportfreunden Baumberg (SFB) nach 90 Minuten abpfiff, brandete lauter Jubel durch das Rheinstadion. In bis dahin sechs Versuchen war es den Gastgebern in der Oberliga nicht gelungen, den Erzrivalen von der anderen Seite des Kielsgrabens zu besiegen.
Im siebten Anlauf seit dem Aufstieg 2017 hat es endlich geklappt. Insofern hat das 3:0 (2:0) vom Samstag historischen Charakter. Es dürfte ein Spiel sein, an das man sich in Monheim noch lange gerne erinnert.
Überraschend kam der Erfolg für Dennis Ruess allerdings nicht. Der Trainer des FCM hatte nicht nur bei der letzten Einheit vor dem brisanten Duell ein gutes Gefühl – und seine Spieler sollten ihn nicht enttäuschen. „Wir haben alles, was wir wollten, umgesetzt und waren jetzt einfach an der Reihe. Das habe ich den Jungs auch die ganze Woche gesagt“, betonte Ruess. „Es war im Training eine gewisse Lockerheit da, aber auch Griffigkeit sowie Fokus und Gier auf den Sieg.“ Das Erfolgserlebnis sei die logische Konsequenz aus der guten Vorbereitung auf das Lokalduell.
Das Aufeinandertreffen der Erzrivalen wurde vor gut 600 Zuschauern zu einem großen Teil auf der Torhüterpostition entschieden. Während FCM-Schlussmann Björn Nowicki in der ersten Halbzeit drei gute Chancen der Baumberger parierte, sah sein Gegenüber Eric Klaas beim 2:0 von Dimitrios Touratzidis und 3:0 durch Bora Gümüs nicht gut aus. „Es hätte vielleicht auch 6:3 ausgehen können, klar, denn Björn hat ein paar gute Dinger gehalten“, sagte Ruess. „Aber wir haben auch noch ein paar Gelegenheiten liegen gelassen.“
Die Monheimer störten von Anfang an früh, blieben eng an ihren Gegenspielern und zeigten sich sicherer in ihren Kombinationen, Baumberg tat sich mit der Spielweise des Gegners schwer, setzte aber trotzdem immer wieder Nadelstiche. „Dass man gegen so eine Mannschaft nicht alles wegverteidigen kann, ist klar“, kommentierte Ruess, der seinem Team aber ein klares Chancenplus attestierte.
Insgesamt ist er mit der Performance des FCM in den vergangenen Wochen sehr zufrieden. Aus zehn Partien in der Oberliga stehen nach holprigen Start nun 20 Punkte in der Bilanz, während Baumberg nach acht Partien sechs Zähler auf dem Konto hat. Monheim habe sich zuletzt in einen „guten Flow“ gespielt, wie es der Trainer umschreibt.
Die SFB kriseln hingegen weiter. Trainer Salah El Halimi haderte nach dem Schlusspfiff vor allem mit der Chancenverwertung seiner Mannschaft. „Wir hätten das Spiel zur Halbzeit in unsere Richtung lenken müssen, lassen aber drei hundertprozentige Chancen liegen“, sagte er. „Björn Nowicki hat das gehalten, was gehalten werden muss – und sogar noch ein bisschen mehr. Wir hingegen haben die Tore vorne nicht nur nicht gemacht, sondern sie uns hinten auch noch selbst reingelegt.“ Im Endeffekt, meinte der Coach, seien die Sportfreunde in den ersten 60 Minuten die bessere Mannschaft gewesen, hätten sich aber letztlich selbst geschlagen.
Für die Rote Karte von Kosi Saka, der nach knapp 70 Minuten seinem ehemaligen Teamkollegen Roberto Guirino von hinten in die Füße trat, hat El Halimi deutliche Kritik parat. „In der Szene hat sich der ganze Frust widergespiegelt. Die Aktion war absolut unnötig. Einem erfahrenen Spieler wie Kosi darf so etwas natürlich nicht passieren.“ Aber es ist passiert – so wie die erste Derbyniederlage für die Baumberger, die vielleicht einen Tick zu deutlich, aber nicht unverdient war.
„Wenn es, wie die andere Seite ja im Vorfeld gesagt hat, ein Spiel wie jedes andere ist, haben wir auch nur eine Partie mehr verloren“ betonte El Halimi, der nach dem neuerlichen Rückschlag vor der Aufgabe steht, seine Mannschaft wieder aufzurichten und mit ihr trotz der anhaltenden Personalsorgen, die durch Sakas Rote Karte freilich nicht besser werden, die Wende zu schaffen.
Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht, denn bereits am Mittwoch steht das Nachholspiel gegen Schwarz-Weiß Essen an (19.30 Uhr), das durch die Corona-Quarantäne der Sportfreunde Mitte September ausfallen musste. Am Sonntag geht es dann zum 1. FC Mönchengladbach. „Wir müssen uns straffen – vor allem, weil wir wieder vor einer schwierigen Englischen Woche stehen“, betonte der SFB-Coach.