2024-05-24T11:28:31.627Z

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Ende Januar 2010 absolvierte Marcos Alvarez im Frankfurter Schneetreiben sein bisher einziges Bundesligaspiel: 1:2 gegen den 1. FC Köln. ?  Archivfoto: dpa
Ende Januar 2010 absolvierte Marcos Alvarez im Frankfurter Schneetreiben sein bisher einziges Bundesligaspiel: 1:2 gegen den 1. FC Köln. ? Archivfoto: dpa

Mittelhessens Legionäre: Marcos Alvarez

SERIE: +++ Gebürtiger Gelnhäuser derzeit beim Drittligisten Osnabrück aktiv +++ Alvarez im Gespräch: Karriere, sportliche Heimat und die neue Saison +++

MAIN-KINZIG - (tj/HA). Marcos Alvarez aus Neuberg hat schon viele Höhen und Tiefen in seiner Fußballer-Karriere erlebt. Dabei ist der Offensivmann erst 23 Jahre alt. Aktuell spielt der Sohn von Julio Alvarez (früher u. a. FSV Bad Orb und SV Bernbach) beim Drittligisten Osnabrück. Zuvor war er u. a. bei Einracht Frankfurt und Bayern München II.

Sie haben schon auf vielen Positionen gespielt. Wo plant Trainer Maik Walpurgis in der neuen Saison mit Ihnen?

Ich bin in der Tat sehr flexibel, kann offensiv jede Position spielen. Letztes Jahr habe ich Rechtsaußen im 4-4-2-System gespielt. Jetzt will der Trainer ein anderes System spielen. Ich denke, dass ich da auf der rechten oder linken Flügelposition spielen werde. Wenn der Trainer sagt, dass ich ins Tor soll, spiele ich auch 32 Spiele im Tor – Hauptsache ich spiele.

In Osnabrück ist seit dem Abstieg im Jahr 2011 immer wieder die 2. Liga ein Thema. Ist der Aufstieg jetzt möglich?

Was drin ist, hat man letztes Jahr gesehen. Mit unserem Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes nach Paderborn und Torjäger Stanislav Iljutcenko zum MSV Duisburg sind zwar zwei Spieler weg, aber wir können uns auch auf unseren Ersatztorhüter Frank Lehmann gut verlassen. Außerdem haben wir uns mit Halil Savran von Hansa Rostock, der auch kein Unbekannter ist, verstärkt. Letzte Saison hat man gesehen, was passieren kann, wenn man einen Lauf hat, aber auch was passieren kann, wenn man ein paar Spiele nicht gewinnt. Für die Stadt, die Mannschaft und das Umfeld ist die 2. Liga auf jeden Fall machbar.

Auf ihrem Vorbereitungsplan stehen Testspiele gegen Köln und Schalke. Kommen Ihnen da wieder Gedanken an die Bundesliga auf?

Ich bin jetzt 23 Jahre alt, habe bei der Eintracht und den Bayern viel erlebt. Ich weiß jetzt, wie es läuft und bin nicht zu alt. In Osnabrück habe ich eine gute Rückrunde gespielt, daran will ich anknüpfen. Es gibt nichts Schöneres, als mit einem Club aufzusteigen. Dann ist klar, dass die Ziele noch mal wachsen.

In Ihnen fließt auch spanisches Blut. Würden Sie lieber in der Bundesliga oder der Primera Division spielen?

Ich bin in Deutschland groß geworden, habe hier die Jugendnationalmannschaften durchlaufen und immer hier gespielt. Klar, wäre es schön, mal Auslandserfahrung zu sammeln, aber die deutsche Liga ist die stärkste. In jüngeren Jahren ist das Ziel also eher, in der Bundesliga aktiv zu sein. Je nachdem, wie lange die Knochen mithalten, wäre vielleicht später für drei oder vier Jahre das Ausland denkbar. Ob England, Italien oder Spanien ist dann egal. Wobei es am schönsten wäre, mal beim FC Sevilla zu spielen. Das ist die Heimat und der Club meiner Familie. Da gehört aber viel Glück dazu. Ich bin sehr dankbar für das, was ich in Deutschland erleben darf.

Sie waren Junioren-Nationalspieler, galten als riesiges Talent. Wo haben Sie rückblickend Fehler gemacht?

Ich wurde schon sehr früh sehr hochgejubelt. Emre Can hat nach dem EM-Aus der U21 in einem Interview gesagt: ‚Vielleicht habe ich gedacht, ich bin der Größte. Ich bin zu hoch gelobt worden.’ So ging es mir mit 18, 19 auch. Als ich im Bundesliga-Kader der Eintracht war, sind wir in Hamburg, München in den schönsten Hotels gewesen. Ich habe im Rhein-Main-Gebiet gelebt, meine Freunde haben mich gefeiert und hochgejubelt. Ich dachte, ich hätte es geschafft. Da hätte ich den Fokus nicht verlieren dürfen. Und dann hätte ich damals in München für zwei Jahre verlängern sollen. Aber nach dem Abstieg der Eintracht hatte ich mir ausgerechnet, dort Stammspieler zu werden. Dann waren plötzlich Friend, Matmour, Idrissou und Hoffer da. Als ich unterschrieben hatte, waren die Voraussetzungen anders. Ich hätte in München bleiben sollen, aber dachte, dass die Regionalliga Bayern nicht mein Anspruch war. Mein Pech und Bayerns Glück war, dass dann Pep Guardiola kam. Auf welchen Spielertyp er steht, weiß man jetzt. Das könnte ich ja nicht ahnen. Auch hatte ich immer wieder mit Gewichtsproblemen zu kämpfen. Da hätte ich mich mehr darauf fokussieren müssen.

Bei Ihrem Debüt für die deutsche U16-Nationalelf wurden Sie für den heutigen Weltmeister Toni Kroos eingewechselt. Hat man damals einen sportlichen Unterschied bemerkt?

Ich kann mich nicht mit einer Führungskraft bei Real Madrid vergleichen. Es waren super Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Es war eine Ehre, mit solchen Spielern zusammen zu spielen. Die Qualität von Kroos hat man damals schon bei einem Lehrgang in Katar gesehen. In einem Spiel sagte er zu mir: ‘Es wird Zeit, dass ich mal was mache, obwohl ich bei 40 Grad keine Lust habe.’ Es kam ein langer Ball, den hat er mit der Hacke verlängert und es stand 1:0. Da meinte er nur: ‘Siehst du Marcos, was habe ich gesagt.’“

Verfolgen Sie die Entwicklung Ihrer ehemaligen Vereine in der Region?

Es was sehr schade, dass die U23 der Eintracht aufgelöst wurde. Ein Bundesligaverein wie Eintracht Frankfurt lebt von Spielern wie Rode, Jung oder Russ. Natürlich habe ich zuletzt den OFC verfolgt. Da spielen viele Bekannte von mir, wie Pintol, Gjasula und Modica. Schade, dass es mit dem Aufstieg nicht geklappt hat. Ich wäre lieber nach Offenbach als nach Magdeburg gefahren. Ich komme ja aus Neuberg, aber viele meiner Freunde sind bei den ‘Zehnern’ in Langenselbold aktiv. Wenn ich frei habe, schaue ich mir solche Spiele gerne an und amüsiere mich darüber. Thomas Fister, ein guter Freund von mir, ist bei den Schiedsrichtern schon sehr bekannt, weil er oft vom Platz fliegt. Da wird Fußball gelebt und geliebt, das schaue ich mir gerne an.

Aufrufe: 010.7.2015, 20:13 Uhr
Gelnhäuser TageblattAutor