2024-05-14T11:23:26.213Z

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Ob Stadion oder Hartplatz-Sportgelände: Horst Hülß hat im Profi- und Amateurfußball alle Facetten erlebt. 	Archivfoto: Zimmermann
Ob Stadion oder Hartplatz-Sportgelände: Horst Hülß hat im Profi- und Amateurfußball alle Facetten erlebt. Archivfoto: Zimmermann

Mittagessen bei Weisweilers der Wegbereiter

Horst Hülss +++ Nach unglaublicher Spieler- und Trainer-Laufbahn im Club der 80er +++ SV Wehen und SG Walluf nach oben gehievt

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Wiesbaden. Er engagiert sich im Ältestenrat des Bundesligisten FSV Mainz 05 und wirkt im Gespräch so leidenschaftlich, als könnte er morgen wieder einen Job in der Coachingzone annehmen. Kaum zu glauben: Horst Hülß, dessen bewegte fußballerische Vita mit Erfolgen gepflastert ist, feiert an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Der frühere Studiendirektor des Mainzer Schlossgymnasiums und Pressereferent des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer hat als Trainer Maßstäbe gesetzt – und wusste nach anfänglicher Zeit beim Geräteturnen auch als Spieler zu glänzen.

Sternstunde mit den 05ern bei 1860 München

Als schmächtiger Mittelfeldspieler bei Viktoria Köln unter Trainer-Legende Hennes Weisweiler. „Jeden Tag war ich zum Mittagessen bei ihm zu Hause. Seine Frau Lieselotte hat hervorragend gekocht“, erinnert sich Hülß an die prägende Zeit im Rahmen seines Studiums an der Sporthochschule Köln, als er auch Weisweilers Hündin Peggy ausführte. „Er war mein Mentor. An ihm habe ich mich orientiert. Er hat seinen Schützlingen Respekt entgegengebracht, hatte ein außergewöhnliches Auge für das Geschehen auf dem Platz und für die Qualitäten der Spieler“, erinnert sich Horst Hülß. Kapitän der 05er war er später, zwei Mal Trainer der Mainzer. Auch beim 3:1 im Zweitligaspiel am 17. April 1976 im Olympiastadion bei 1860 München. Nach Kellers 1:0 siegten die Rheinhessen um Gerd Klier durch Tore von Hohenwarter, Rybarczyk und Scheller mit 3:1. Eine Sternstunde für den passionierten Coach, viele weitere sollten folgen.

Beim SV Wehen schob er in der A-Liga, damals noch auf einem Hartplatz, den ungeahnten Aufschwung an. „Nach wenigen Wochen wollte ich hinwerfen“, gesteht er heute. Abteilungsleiter Horst Presber habe ihn zum Bleiben bewegt. Mit Bruno Hübner, Rudi Collet, Ludwig Anspach und Co. ging es fortan rasant aufwärts. Auch bei der SG Walluf scheute Hülß den Hartplatz nicht, hievte die Rheingauer in die Oberliga, setzte auch beim SV Wiesbaden, bei Kastel 06 und bei Italia Akzente. Um bis heute am Puls der Zeit zu bleiben.

Hülß über Jogi Löw: „Nach dieser herben Enttäuschung bei der WM hätte ich gesagt: Ich mache nichts mehr. Ein Rücktritt wäre vernünftig gewesen, weil ich es für sehr schwierig erachte, nach einem nicht erreichten Ziel, ein neues Konzept zu starten.“

... den Videobeweis: „Ich war im April beim Mainzer Spiel gegen Freiburg im Stadion. Das war in der Halbzeit ein einziges Durcheinander. Die Freiburger waren schon in der Kabine, die Mainzer noch auf dem Feld, als schließlich auf Elfmeter für die 05er entschieden wurde. Ich weiß nicht, ob sich das auf Dauer lohnt. Auf jeden Fall sind die Schiedsrichter die Gelackmeierten. Sie laufen Gefahr, ihre Kompetenz einzubüßen.“

... den Fußball der Gegenwart: „Es ist beeindruckend, mit welcher Athletik die Mannschaften beim Umschalten nach vorne spielen. Man braucht dazu aber Außen, die im Eins-gegen-Eins stark sind. Ich vermisse aber die spielerischen Elemente, die ich als Trainer stets bevorzugt habe.“

... Mainz 05 und Sandro Schwarz: „Ich gebe zu: Da und dort hatte ich Bedenken. Doch Sandro hat das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde, in seiner ersten Bundesliga-Saison gerechtfertigt. Ich bin guter Dinge, dass die Mannschaft in der laufenden Runde nicht in turbulente Regionen abgleitet. Es ist diesmal mehr Dampf drin.“

... den SV Wehen Wiesbaden: „Das ist ja auch noch mein Verein. Ich schaue mir ab und zu Heimspiele an. Beim Pokalsieg über St. Pauli war das eine super Leistung. Jetzt muss die Mannschaft in der Meisterschaft auf die Beine kommen. Wer Pauli schlägt, der wird auch in der Liga bestehen.



weggefährten gratulieren

Michael Wagner (60), früherer Manager der SG Walluf: Es war mir in Walluf eine Ehre, mit ihm zusammenzuarbeiten, in menschlicher wie in fachlicher Hinsicht- Das meiste, was ich über Fußball weiß, habe ich durch ihn gelernt. Und man darf nicht vergessen, dass er bei keinem Verein länger war als bei der SG Walluf. Immerhin fast zehn Jahre.

Ludwig Anspach (58): Die Zeit unter ihm als Coach hat mich als Spieler am meisten geprägt. Nicht nur aufgrund seines Fußball-Sachverstands, auch vom Charakter her ist er absolute Weltklasse.

Rudi Collet (60): Er war nicht nur bei Mainz 05 mein Entdecker, sondern für mich und die anderen jungen Spieler wie ein Vater. Für mich der Trainer schlechthin und ein fantastischer Mensch, der alle gleich behandelt hat.

Aufrufe: 05.9.2018, 19:00 Uhr
Stephan NeumannAutor