2024-05-17T14:19:24.476Z

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Die Obertürkheimerinnen spielen künftig in der Regionalliga Süd.
Die Obertürkheimerinnen spielen künftig in der Regionalliga Süd. – Foto: Alexander Hoth

Meistergeschichten: VfB Obertürkheim Frauen

Obertürkheimerinnen spielen künftig in der Regionalliga Süd

Die Obertürkheimer Fußballerinnen steigen auf, weiter kommen sie aber nur mit Hilfe des großen Nachbarn VfB Stuttgart.

Sie gehören zu den Besten in Württemberg. Was für den großen Traditionsverein VfB Stuttgart seit jeher ein Teil der Identität ist, löst bei den Frauen des VfB Obertürkheim noch immer ein mulmiges Gefühl aus. Sieben Wochen ist es her, da gelang mit dem Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Süd die große Überraschung. „Wir befinden uns noch immer wie in einem Traum“, sagt Trainer Alexander Weiland. Sogar den Karlsruher SC, der mit großem Budget antrat, um aufzusteigen, verwies der VfB auf Rang zwei. Und dennoch ist die Gemütslage beim VfB Obertürkheim nicht nur von purer Euphorie geprägt, was an vielen strukturellen Herausforderungen liegt, die der Frauenfußball in der Region, aber auch deutschlandweit mit sich bringt.

Trotz des Aufstiegs wird der VfB weiterhin keine großen Finanzmittel aufrufen können – auch wenn nun die Kontrahentinnen von Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg warten, was mehr sportliche Attraktivität verspricht. Stattdessen gehen die Kosten für die weiteren Fahrten und die Schiedsrichter, die ohne externe Zuschüsse aus eigener Kasse bezahlt werden, sogar noch nach oben. „Durch den Aufstieg gewinnen wir nicht automatisch Sponsoren, das Interesse fehlt noch“, beklagt der 39-jährige Weiland. Weshalb sich auch am Kader kaum etwas ändern wird.

Neuzugänge sind aber nicht nur aufgrund des fehlenden Geldes schwer zu finden. Die mangelnde Leistungsdichte in der Region spielt mindestens eine ebenso große Rolle. Oberhalb der Regionalliga, der dritthöchsten Spielklasse, spielt im Gebiet des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV) keine Frauenmannschaft. Es gibt keine Proficlubs, von denen man profitieren könnte. „Wir können uns an keinen Resterampen bedienen“, erklärt Weiland. Im badischen Raum kommen der SC Freiburg und die TSG 1899 Hoffenheim dieser Rolle nach. Und im Pool der Konkurrenz eine Liga tiefer zu fischen ist ebenfalls kaum möglich. „Es gibt vier Mannschaften in der Oberliga, wo wir uns theoretisch bedienen könnten“, sagt Weiland.

Doch herrscht dort überall so viel Zusammenhalt, dass niemand ohne große Bezahlung wechseln möchte. „Strukturell ist der Aufstieg für uns zu früh gekommen“, gibt Weiland daher zu. Allein die zweite Mannschaft des VfB spielt fünf Klassen tiefer. In der Regionalliga Süd mit 14 Mannschaften und bis zu fünf Absteigern zu bestehen wird eine Mammutaufgabe. „Wir werden aber nicht antreten, um Kanonenfutter zu sein“, betont Weiland.

„Wenn der VfB etwas machen wollte, ginge mit Obertürkheim schnell mehr“

Um nachhaltig etwas in der Region bewegen zu können, kann laut dem Obertürkheimer Coach nur der Krösus VfB Stuttgart, der bisher noch keine Frauenabteilung hat, helfen. „Wenn der VfB uns oder einen anderen Club nicht übernimmt, wird sich an der Situation nichts ändern“, ist Weiland sicher.

Der WFV bilde zwar gut aus, die Talente ziehe es dann aber früh zu den Proficlubs. „Die Strukturen, dass Spielerinnen nur halbtags arbeiten, könnte nur der VfB Stuttgart bieten“, so Weiland. Allerdings bemängelt er auch die fehlende Unterstützung vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der Frauenfußball finde sich im Vergleich zu anderen Ländern kaum in TV-Übertragungspaketen wieder, erst ab der zweiten Liga gebe es Fördergelder. „Das macht es einem VfB Stuttgart nicht wirklich schmackhaft.“

Dennoch hofft Weiland auf ein Umdenken. „Wenn der VfB etwas machen wollte, ginge mit Obertürkheim schnell mehr“, sagt er. „Man müsste ja nicht mal auf deren Plätzen trainieren, die Gelände sind nicht weit voneinander entfernt.“ Solange sich in dieser Hinsicht jedoch nichts ändert, geht der VfB Obertürkheim weiter seinen Weg – und der startet schon bald mit dem Abenteuer Regionalliga Süd. „Wir setzen als kleiner Verein darauf, dass unsere Mannschaft wie vergangene Saison mit wenig Mitteln weiter an sich selbst wächst“, sagt Weiland. Mehr haben sie in Obertürkheim nicht in der eigenen Hand.

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Aufrufe: 018.7.2019, 14:30 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Simon ValachovicAutor