2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Endlich wieder gesund, endlich wieder fit: Sinan Kaplan kann nach überstandener Covid-Erkrankung wieder für Vatan Spor Aschaffenburg auflaufen.
Endlich wieder gesund, endlich wieder fit: Sinan Kaplan kann nach überstandener Covid-Erkrankung wieder für Vatan Spor Aschaffenburg auflaufen. – Foto: Hans Will

Long Covid-Opfer Kaplan: »Ich dachte: Wenn du spielst, erstickst du«

Vatan Spor Aschaffenburgs Sinan Kaplan kämpfte sich nach einer Corona-Infektion und sich anschließendem Long-Covid zurück in die Bayernliga-Truppe des unterfränkischen Aufsteigers

Sport, vor allem Fußball, ist sein Leben. Neben der Jagd nach dem runden Leder ist auch Joggen seine große Leidenschaft. Und dementsprechend körperlich fit ist Sinan Kaplan seit Kindertagen. In Folge einer Corona-Infektion ("Long Covid") allerdings konnte der ehemalige Junioren-Bundesliga-Spieler und jetzige Verteidiger von Bayernligist Vatan Spor Aschaffenburg nicht mal mehr einen kleinen, lockeren Lauf absolvieren. "Ich dachte: Wenn du jetzt Fußball spielen müsstest, erstickst du." Der 27-Jährige hat sich aber zurückgekämpft - und gehört inzwischen wieder dem Kader des unterfränkischen Aufsteigers an.

Das Testspiel von Vatan Spor Aschaffenburg am 29. Januar gegen TG Friedberg ging zwar 1:3 verloren, auf Seiten der Heimelf gab es aber trotzdem einen Spieler, der überglücklich war. Nach einer halbjährigen Leidenszeit konnte Sinan Kaplan nämlich endlich wieder auflaufen. "Mir geht's ganz gut", berichtet er, sichtlich erfreut, gegenüber FuPa gut eine Woche nach der Partie. "Ich werde langsam wieder fit, bin zwar bei den Läufen noch hinten dran. Das liegt aber daran, dass ich lange nix machen konnte."

Die Gesundheit ist im ersten Moment wichtiger als Punkte und Tore. Diese Aussage wird oft so getroffen. Bei Sinan Kaplan hat sie eine deutlich höhere Gewichtung als bei vielen anderen Fußballern. Das liegt an seiner Krankheitsgeschichte, die am 19. Juli 2021 bzw. einige Tage zuvor begann: "Ich habe mich schlecht gefühlt, musste einen kleinen Lauf abbrechen, weil ich bei sommerlichen Temperaturen plötzlich Schüttelfrost bekommen habe", erinnert er sich. "Ein erster Schnelltest war dann gleich positiv. Am 19. Juli mit dem positiven PCR-Test hatte ich dann die endgültige Bestätigung: Ich habe Corona, die Delta-Variante."


Nächte, die in Erinnerung bleiben werden....

Starke Grippesymtome, Rückenschmerzen, Knieschmerzen, Atemnot, Appetitlosigkeit - mit diesen typischen Covid-Symptomen konnte der 27-Jährige in der Folge elf Tage das Bett nicht verlassen. "Nachts bin ich schweißgebadet aufgewacht, musste aufstehen und meine Arme nach oben strecken, um Luft zu bekommen. Vor dieser Atemnot hatte ich große Angst. Ich wusste ja nicht, was noch auf mich zukommt. Man ist hilflos." Langsam erholte er sich von der Infektion. Und natürlich wollte er auch nach und nach wieder auf dem Platz zurückkehren.

In der Zwischenzeit hatte Aufsteiger Vatan Spor Aschaffenburg einen Fehlstart in der Bayernliga hingelegt. Die ersten sieben Spiele der aktuellen Spielzeit gingen allesamt verloren - ein Fehlstart sondergleichen. "Da ist es dann natürlich doppelt bitter, wenn man nur zuschauen kann." Sinan Kaplan beunruhigte aber mehr als nur die fehlenden Punkte. Er spürte, dass in seinem Körper etwas nicht so ist, wie gewohnt.

"Selbst bei leichten Laufeinheiten war ich nach drei, vier Minuten fix und fertig. Ich habe keine Luft bekommen." Der Aschaffenburger suchte deshalb seinen Hausarzt auf, der ihn an einen Lungenspezialisten überwiesen hat. Nach vielen, langwierigen Tests diagnostizierten die Mediziner, dass auf der Lunge des 27-Jährigen noch die sogenannten Corona-Bläschen zu sehen sind und die Funktion dieses Organs deshalb eingeschränkt ist. "Das war im ersten Moment natürlich ein Schock. Glücklicherweise aber haben mir die Ärzte gleich gesagt, dass ich mich wieder komplett erholen werde."

Die Zeit heilt alle Wunden, auch wenn es noch so hart ist, zu warten - davon kann Sinan Kaplan ein Lied singen. Nach und nach erholte sich sein Körper von Covid und seinen Folgen. Schritt für Schritt arbeitete er sich dann zurück auf ein Fitness-Niveau, das ungefähr dem eines Fußballers entspricht. "Gegen Ende des Jahres wäre ich dann wieder ins Training eingestiegen", macht er deutlich. "Aber dann wurden ja Spiele abgesagt, weshalb ich noch einmal warten muss."

Freilich war der Verteidiger mehr und mehr ungeduldig. Er wollte endlich wieder kicken, sich in der Bayernliga, die er sich mit seinen Mitspielern erarbeitet hatte, zeigen. Im Rückblick, das gibt er zu, war es aber dann doch besser, noch etwas länger zu warten, um endgültig wieder gesund zu sein. "Ich kann allen, die es ähnlich wie mir ergeht, nur raten, sich Zeit zu lassen. Das ist sehr, sehr wichtig - auch wenn es hart ist."

Im 27-Jährigen (steigt hier zum Kopfball hoch) sehen die Verantwortlichen einen Schlüsselspieler.
Im 27-Jährigen (steigt hier zum Kopfball hoch) sehen die Verantwortlichen einen Schlüsselspieler. – Foto: Hans Will

Ende gut, alles gut - vorerst einmal: Ja. Oder doch nicht? "Was jetzt noch fehlt, ist er Klassenerhalt", kommt beim Wiedergenesenen der sportliche Ehrgeiz durch. Dass ein fitter Sinan Kaplan der Schlüssel zum Erfolg sein kann, davon ist Ilker Colak, Sportlicher Leiter von Vatan Spor Aschaffenburg, überzeugt: "Er war die vergangenen Jahre einer der Schlüsselspieler. Mit seiner abgezockten und öffnenden Spielweise hat er uns in der Vorrunde sehr gefehlt. Er wird uns mit seiner Erfahrung und seiner Spielweise im Abstiegskampf sehr gut tun."

Sport, vor allem Fußball, ist sein Leben. Und nun kann Sinan Kaplan dieser Leidenschaft wieder nachgehen. Mit einem noch größeren Bewusststein, wie wertvoll die Gesundheit ist und wie schön es ist, dem runden Leder nachzujagen..

Aufrufe: 06.2.2022, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor