Kornburg: Schlafender Riese oder gigantisches Luftschloss?

Josef Maiser, der Fußballchef der Mittelfranken macht nicht den Hauch eines Hehls daraus, was in nächster Zeit in Kornburg passieren soll: "Wir wollen unbedingt in die Bayernliga." Entsprechende, bereits eingangs erwähnte Transfers in letzter Zeit unterstreichen diese Worte mit Nachdruck. Und auch Maiser übt sich nicht unbedingt in Understatement: "Unter anderem gehören drei Drittliga-Spieler zum Kader. Wir haben ein Team, das locker in der Top 10 der Bayernliga mitspielen könnte, das für die Landesliga zu stark ist." Nur die wenigsten können ihm angesichts der namhaften Kadermitglieder widersprechen - auch wenn der TSV Kornburg die aktuelle Marathon-Saison nur auf dem 9. Tabellenrang abgeschlossen hat.

Zurzeit logiert die DFB-Elf bei Josef Maiser

Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass Josef Maiser, der Spartenboss und Geldgeber zugleich ist, nicht ausschließlich schnellen Erfolg will. Der 68-Jährige, der in Kornburg aufgewachsen ist, ist Inhaber der Hotelkette Novina, die regelmäßig Größen des Sports beherbergt, aber auch als Sponsor in Erscheinung tritt. "Wir haben schon den Club unterstützt, aber auch Jahn Regensburg. Wir engagieren uns nicht nur im Fußball, sondern auch in vielen anderen Sportarten. Unser Werbeetat liegt im sechsstelligen Bereich", tischt Maiser in einer Art und Weise, die man als arrogant auslegen könnte, auf. Der TSV-Macher möchte aber damit nicht prahlen. Im Gegenteil. Er unterstützt den Sport, weil er für ihn eine Herzensangelegenheit ist - und, so weit darf man sich aus dem Fenster lehnen, weil er es sich leisten kann.

Obwohl sich Maiser - in dessen Herzogenauracher Hotel derzeit die DFB-Elf während der Vorbereitung auf die Europameisterschaft logiert - im Glanz der erfolgreichsten Fußballer Deutschlands sonnen könnte, ist er aus tiefster Überzeugung ein Mann der Basis. Sein liebstes Kind ist dabei der TSV Kornburg, dessen Fan er seit jeher ist. Auslöser für sein finanzielles Engagement als Mäzen und seine ehrenamtliche Tätigkeit war dabei die schwierigste Phase des mittelfränkischen Vereins in den vergangenen Jahren. Bereits 2017/18 schaffte der Club unter Herbert Heidenreich den Sprung in die Bayernliga. Nicht nur, weil die Nordbayern in die Südstaffel eingruppiert wurden, möchte man diese eine Spielzeit aber am Liebsten aus der Chronik streichen - zumindest nach Ansicht von Josef Maiser.

"Das war ein absoluter Irrsinn damals. Wir mussten im Laufe der Saison 7.000 Kilometer zurücklegen." Und auch sportlich lief es alles andere als gut. Kornburg stieg als Tabellenletzter sang- und klanglos sofort wieder ab. "Damals habe ich festgestellt, dass es so nichts wird. Es musste was passieren", blickt der Hotelier zurück. Schnee von gestern. Eine andere Zeit. "Damals war ich noch nicht verantwortlich", begründet Maiser die schlechte Phase vor vier Jahren, die sich nicht wiederholen soll. Und auch wird. Davon ist der Abteilungsleiter überzeugt. Denn: "Jetzt entscheide ich."

Josef Maiser verlangt von seinem kickenden Personal viel, genauer gesagt nichts anderes als den Aufstieg. Er gibt aber auch und tut alles, um dem Erfolg den Weg zu bereiten. "Zugegeben, eigentlich hat mich die Landesliga nicht so interessiert", erzählt TSV-Trainer Hendrik Baumgart, der zuvor in der Regional- und Bayernliga tätig war. "Aber Josef hat mich überzeugen können. Er hat einen Plan. Er hat Perspektiven aufgezeigt. Und ganz wichtig: Alles ist bisher so gekommen, wie er es versprochen hat." Es mache Spaß in Kornburg zu arbeiten, so der 44-Jährige, weil alle alles für die Ziele tun würden - und weil es im Umfeld des Vereins sehr ruhig zugeht.

Zwischen den Zeilen ein kleiner Seitenhieb in Richtung seines früheren Vereins, dem SV Seligenporten. Dort erlebte Hendrik Baumgart turbulente Zeiten mit einem Ende, das er sich anders vorgestellt hatte. Dass ihm nun mit Olchewski, Schuster & Co. viele frühere Weggefährten aus SVS-Zeiten nach Mittelfranken folgen, will er aber keinesfalls als Retourkutsche verstanden wissen. "Es liegt doch irgendwie auf der Hand, dass ich mich bei der Suche nach Neuzugänge an frühere Spieler erinnere - zumal ich mit vielen noch einen guten Kontakt pflege."

»Ich lasse nicht locker - und das wissen die Spieler auch«

Zu ihnen zählt auch Marco Janz. Der frühere Junioren-Bundesliga-Kicker und ehemalige Regionalliga-Spieler (Eltersdorf, Schweinfurt), einst unter Trainer Baumgart Kapitän in Seligenporten, hat sich erst jüngst dazu entschieden, zum Landesligisten zu wechseln - obwohl er auch Viertliga-Angebote vorliegen hatte. Sein Wechsel ist einerseits beruflich begründet - demnächst steht sein Referendariat an. Andererseits spielten, das gibt der 28-Jährige zu, auch die Rahmenbedingungen in Kornburg eine entscheidende Rolle: "Dort wird gut gearbeitet, die Perspektive ist gegeben. Zudem möchte ich mit Hendrik Baumgart zusammenarbeiten. Und ich kenne auch große Teile des Teams."

Nicht nur Marco Janz ist gekommen, um die Bayernliga zum Alltag werden zu lassen. Die 5. Liga soll der natürliche Lebensraum des TSV Kornburg werden. Musik in den Ohren von Josef Maiser, der nur zwei Kilometer von der TSV-Anlage entfernt wohnt. "Ich bin halt einfach ein Fußballverrückter", erzählt er - und legt gleich noch einmal in seiner typischen Manier nach: "Ich lasse nicht locker - und das wissen die Spieler auch. Sollten wir nicht aufsteigen, stimmt irgendwas nicht."