Dass dies ein "Skandalspiel" war, wie sich Spielleiter Robert Danninger ausdrückt, weil der Schiedsrichter in dieser Partie reihenweise gegen die Gäste die Karten zückte (allein dreimal Gelb-Rot), kann dem Meister im Nachhinein ziemlich egal sein. Denn ansonsten wurden die Gegner weggeputzt. Da Schlusslicht Ammerndorf nach der 0:10-Klatsche zum Saisonauftakt in der Rückrunde nicht mehr gegen den Überflieger antrat, gingen dem sogar noch weitere Torerfolge durch die Lappen. So kann sich der TSV Altenberg rühmen, dem SV Wacker am 6. März 2016 mit einem 4:2-Sieg die einzige "Pleite" der vergangenen beiden Spieljahre zugefügt zu haben.
Die Erfolgsgeschichte der ersten Mannschaft begann vor dreieinhalb Jahren, als die früheren Jugendtrainer der SG 83, Benny Uebel und Marco Fuchs, von Danninger auf die Wacker-Alm geholt wurden. Die beiden jungen Trainer, aktuell 34 beziehungsweise 35 Jahre alt, wissen mit jungen Spielern – Christian Bach ist mit seinen 28 Lenzen der Oldtimer – umzugehen. "Wir haben einen Altersdurchschnitt von unter 25 Jahren", berichtet Danninger, der den Coaches – obwohl sie aus beruflichen Gründen bisher noch keinen Trainerschein erwerben konnten – ein vielseitiges und abwechslungsreiches Übungsprogramm mit Ball und zahlreichen Spielformen bescheinigt.
Der Erfolg dieser guten Arbeit war zunächst auf dem Trainingsplatz mit einer sehr guten Beteiligung und dann auch in den Punktspielergebnissen abzulesen. Einen "geilen Haufen" nannte denn auch Uebel in seiner Abschlussrede seine Schützlinge: "Der Wacker-Express stand eigentlich immer unter Volldampf." Die beste Saison in der Vereinsgeschichte wurde zudem noch mit dem Gewinn des Tucher Ligapokals (4:2 am Vatertag im Gruppenfinale gegen den Kreisligisten Germania) untermauert.
An den besten Ligaknipser Daniel Birkner von den Rangers (37 Tore) kamen der frühere Regionalligaspieler Tyron Mc Cargo (31 Treffer) und Kevin Czub (29) zwar nicht mehr heran, aber die Ausbeute dieser beiden Leistungsträger ist natürlich ebenso überragend. In der Winterpause stieß noch Bruno Babuczki (früher SG Quelle) dazu und schlug voll ein, so dass das extrem starke, ausgeglichene Meisterensemble noch einmal einen Tick stärker wurde. Die meisten Partien (24) bestritt Spielleitersohn Patrick Danninger, die meiste Spielzeit absolvierte Andre Robl mit 2062 Minuten. Einziger Wermutstropfen: In der Winterpause, als Torhüter Fabian Stamka von Dergahspor zu Wacker wechselte, hörte der bisherige Keeper Jan Niedermeier auf. Er habe sich nicht dem Konkurrenzkampf stellen wollen, erklärt Danninger: "Das haben wir sehr bedauert." Ein Besuch auf der "Wacker-Alm" ist immer etwas Besonderes. Der rund 400 Mitglieder starke reine Fußballklub hat nicht nur hinter dem einen Tor seine eigene "Vip Longue". Er bietet auch ein "Vip Essen" an, von dem letztlich auch die Spieler profitieren: Für 25 Euro im Monat (in der Kreisliga künftig 30) bekommen die Interessenten (bisher waren es 16) Kaffee und Kuchen, vier Getränke, verschiedene Speisen und natürlich freien Eintritt. "Was am Schluss von dem Essen übrigbleibt, dürfen die Spieler verputzen", erzählt der 47-jährige Funktionär über diese sicherlich nicht alltägliche Sponsoringaktion des rührigen Vereins um den langjährigen ersten Vorsitzenden Herbert Lange.
Als erster Neuzugang ist Christopher Bassing vom SV Reichelsdorf fix, der eine oder andere stehe kurz vor dem Abschluss. Und wie soll es in der Kreisliga weitergehen? "Unsere Jungs sind heiß", ist Danninger überzeugt und hat ein gutes Gefühl: "Wenn sich die Spieler so weiterentwickeln und lernwillig bleiben, dann können wir schon im oberen Drittel mitspielen." Geht es also nach den ehrgeizigen Machern, dann ist der Wacker-Express noch nicht an seiner Endstation angelangt. In zwei Jahren feiert der Verein sein hundertjähriges Bestehen – dann vielleicht sogar als Bezirksligist?