2024-05-02T16:12:49.858Z

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Blickt auf 34 Jahre als Trainer zurück: Wilfried Remme (vorne), der Ende Mai seine Trainerkarriere beendet.
Blickt auf 34 Jahre als Trainer zurück: Wilfried Remme (vorne), der Ende Mai seine Trainerkarriere beendet. – Foto: Michael Gründel

Kein dritter Rücktritt vom Karriereende

Warum Wilfried Remme der Gedanke an den Abschied vom Trainerjob im Mai nicht schmerzt

Ende Mai geht im Amateurfußball eine Trainer-Ära zu Ende. Dann beendet der Osnabrücker Wilfried Remme nach 34 Jahren seine Karriere. „Der Fußball war lange wie eine Sucht. Doch hier und da bin ich mittlerweile des Fußballs überdrüssig“, gesteht der 67-Jährige, der aber auch Gutes in der zunehmenden inneren Abkehr von seiner langen Leidenschaft sieht. „So fällt mir der Abschied am Ende hoffentlich nicht so schwer.“

Angefangen hatte diese Leidenschaft als junger Straßenfußballer. Mit 14 Jahren schloss sich Remme dann dem SV Rasensport Osnabrück an. „Ich war ein echter Raspo-Junge“, drückt er seine Verbundenheit aus.

Bis zur Bundeswehrzeit ab 1971 blieb Remme seinem Heimatclub treu, mit dem er überwiegend in der damaligen Männer-Bezirksklasse spielte. Dort agierte der Spielmacher später auch für den FC Bissendorf. Als er 1983 mit seiner Frau in Holzhausen den Hausbau startete, hatte er seine aktive Karriere eigentlich beendet. Doch dann klingelte die Holzhauser Fußballer-Legende Walter Bensmann, der einst beim VfL Osnabrück und Preußen Münster auf der höchsten deutschen Liga-Ebene gespielt hatte, an seiner Tür. „Walter hat mich hartnäckig überredet. Es juckte wieder“, sagt der damalige Angestellte des Bundesministeriums für Verwaltung, der fortan für den BSV in der Bezirksklasse spielte.

Drei Jahre später reizte ihn das Angebot des Liga-Konkurrenten SV Bad Laer, mit dem er als Spielertrainer in einer Art Endspiel gegen den direkten Konkurrenten Hagener SV die Aufgabe Klassenerhalt löste.

Es folgten Stationen bei Rot-Weiß Sutthausen, Quitt Ankum, Blau-Weiß Merzen, SV Wissingen (beide jeweils fünf Jahre lang), SC Achmer, VfB Schinkel, TSV Wallenhorst, TuS Engter, der U 19 des BSV Holzhausen (wieder fünf Jahre) und der Spielvereinigung Haste. Mit Ankum stieg er am letzten Spieltag vor rund 1000 Zuschauern gegen Fortuna Eggermühlen als Meister in die Bezirksliga auf. „Wir treffen uns alle paar Jahre und lassen die alten Zeiten aufleben“, sagt Remme, der nach seiner Zeit mit der Holzhauser Jugend die Trainerzeit beenden wollte.

Doch wie im Herbst seiner aktiven Karriere kam es anders. Im März 2017 bemühte Werner Tegeler seine Überredungskünste. Der Vorsitzende des TuS Nahne suchte einen Trainer für die Erste, die nach vielen Abgängen zur Winterpause abgeschlagenes Schlusslicht der Kreisliga war. „Werner hat mich überrumpelt“, sagt Remme. Auch hier galt: „Die Familie musste immer Rücksicht nehmen. Das Familienleben hat unter meiner Fußball-Leidenschaft ein Stück weit gelitten.“

Remme führte Nahne nach dem unvermeidlichen Abstieg umgehend zurück in die Kreisliga, wo er sich nach Platz sieben in der Vorsaison nun mit dem Erhalt der Kreisliga verabschieden will. „Danach will ich Zeit für die Enkel und für Reisen mit meiner Frau haben“, sagt der Rentner, der zwei- oder dreimal die Woche zwischen siebeneinhalb und zehn Kilometer läuft und auch als Aktiver mit den Nahner Alten Herren bis zuletzt möglichst jedes Spiel gewinnen will.

Es sei immer schwieriger geworden, bei kleineren Vereinen etwas zu entwickeln. „Dazu braucht man gute Jugendarbeit sowie die Bereitschaft der U 19, ersten und zweiten Mannschaft, in der Freizeit dem Hobby alles unterzuordnen – gepaart mit einer großen Vereinstreue.“

Früher hätten die Teams nach dem Spiel erst mit dem Trainer und danach im Mannschaftskreis das Geschehene analysiert. „Wenn nötig, mit knallharten Worten. Beim nächsten Training ging es dann schon ein bisschen auf die Knochen – und danach war wieder alles besser“, erinnert sich Remme.

Damals wäre es nicht vorgekommen, dass einem Spieler kurzfristig einfällt, dass die Oma am Spieltag einen runden Geburtstag feiert. „Heute weiß man frühestens kurz vor einem Training, wer alles dabei ist. Man muss seinen Spielern heute hinterherlaufen. So kann man keine Mannschaft planvoll weiterentwickeln.“

Nun gelte es, Abstand zu gewinnen – auch emotional. „Ich werde mich richtig zurücknehmen und nicht mehr so oft auf den Plätzen sein. Dabei bin ich schon stolz darauf, dass ich bei allen meinen Ex-Vereinen herzlich willkommen bin“, so Remme, der „beim familiären TuS Nahne ein gut bestelltes Feld“ hinterlässt.

Tegeler weint ihm bereits eine Träne nach. „Wilfried ist ein sehr angenehmer Mensch und feinfühliger Trainer, der die Mannschaft gut entwickelt hat. Der Vorstand hätte gerne gesehen, dass er ein weiteres Mal vom Karriereende zurücktritt.“

Aufrufe: 03.3.2020, 08:03 Uhr
Christian Detloff / NOZ SportAutor