2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Matthias Bösl und sein Nachfolger Michael Kirner (rechts). – Fotos: Christian Brüssel / Montage: Würthele
Matthias Bösl und sein Nachfolger Michael Kirner (rechts). – Fotos: Christian Brüssel / Montage: Würthele

Karether Kommandowechsel: Bösl tritt ab, Kirner übernimmt

Der 40-jährige Matthias Bösl hat erstmal genug vom Trainerdasein, bleibt dem TSV aber erhalten. Das sind die Gründe.

Im Kopf von Matthias Bösl hatte es schon einige Zeit rumort. Seit über zwei Jahrzehnten trainiert Bösl mittlerweile Fußballer in hauptverantwortlicher Position, seit 2019 den TSV Kareth-Lappersdorf in der Landesliga. Damit ist nun erst einmal Schluss. Denn der 40-jährige Burglengenfelder hat sich dazu entschlossen, sein Traineramt abzugeben und sich in den Hintergrund zurückzuziehen. Vorerst bis zur Ende November beginnenden Winterpause haben die Karether Fußballer eine – durchaus ungewöhnliche – Lösung gefunden.

Ausgangspunkt ist eine rein persönliche Entscheidung von Matthias Bösl. Er spricht von einem Bedürfnis und Drang“ danach, von dem „starren“ Trainerdasein mit festen Terminen und dem Druck loszukommen. Dabei unterstreicht er klipp und klar: „Ich will momentan kein Trainer sein und brauche eine Pause“ – ohne dass dies nur im Ansatz mit seinem derzeitigen Schaffen beim TSV Kareth-Lappersdorf zusammenhinge. Und genau so wenig mit der sportlichen Talfahrt in Form der mittlerweile zehn Spiele ohne Sieg (0/6/4). Denn auf Kareths Höhen fühlt sich Bösl grundsätzlich gut aufgehoben: „Ich habe ein super Verhältnis zu der Abteilungsführung und zu meinen beiden Trainerkollegen Michi Kirner und Markus Jobst. Und ich habe auch außerhalb des Fußballplatzes zu vielen Spielern persönlich einen sehr guten Draht.“

Eigentlich war der Tapetenwechsel für die Winterpause angedacht. Warum es nun vorzeitig dazu kam? Hier macht Bösl keinen Hehl daraus, dass die mit etwa dem 3. Spieltag beginnende, schwere Phase eine beschleunigende Rolle gespielt hätte: Durchweg standen dem Trainer zwischen acht und 14 verletzte Spieler nicht zur Verfügung. Wir haben ständig improvisieren müssen, waren als Trainer immer in der Defensive und konnten nie agieren, sondern nur reagieren. Über so einen langen Zeitraum ist das sehr fordernd und kostet sehr viel Kraft“, schildert Bösl seine Wahrnehmung.

Matthias Bösl fühle sich ausgelaugt“ und ausgebrannt“ und beschreibt seine Situation in den vergangenen Wochen, „wie, als hätte man mir den Stecker gezogen“. Im Vorfeld des zurückliegenden Auswärtsspiels beim FC Amberg (2:2) war der 40-Jährige schließlich an die Verantwortlichen mit dem Wunsch herangetreten, den Wechsel schon früher zu vollziehen – „damit ich aus dieser Drucksituation herauskomme und wieder eine gewisse Lebensqualität zurückgewinne“, so der Burglengenfelder, der wieder mehr Zeit für Freunde, Familie und sich selbst gewinnen möchte.

Die Konstellation stellt sich beim Landesligisten vorerst bis zur Winterpause so dar, dass der bisherige Co-Trainer Michael Kirner (27) zum „Kopf“ des Trainerteams aufsteigt und Markus Jobst (37) weiterhin als „Co“ fungiert. Unterdessen bleibt Matthias Bösl dem Verein als eine Art sportlicher Leiter erhalten. „Ich werde Markus und Michi zu hundert Prozent unterstützen, so wie sich mich unterstützt haben“, schildert Bösl, der, ohne ins Detail zu gehen, anfügt: „Meine bisherigen Aufgaben im Hintergrund werde ich weiter erledigen und auch weitere Aufgaben übernehmen.“ An der Mannschaft will und wird Bösl nahe dran bleiben! Er werde, wie er betont, alles dafür tun, dass man so schnell wie möglich wieder einen Sieg einfahre: Mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk könne er der Mannschaft in den sechs Spielen bis zum Jahresschluss weiterhin helfen.

Es ist eine Art Testlauf und sollte sich dieses sicherlich etwas ungewöhnliche Modell in den nächsten Wochen für den TSV Kareth-Lappersdorf als praktikabel und zukunftsfähig herausstellen, könnte es über den Winter hinaus Bestand haben. Das wird man zu gegebener Zeitpunkt ausloten.

Was in ein oder zwei Jahren ist, darüber hat sich Matthias Bösl noch keine Gedanken gemacht. Das jetzige „Projekt“ bis zur Winterpause mit dem eng zusammenarbeitenden Trio hat erst einmal Priorität. Grundsätzlich kann sich Bösl gut vorstellen, darüber hinaus an Bord des TSV zu bleiben.

Die Rolle des Interimstrainers ist für Bösls Nachfolger Michael Kirner keine neue. Verein und Spieler kennt der seit 2012 für die Karether „Erste“ kickende Kirner ohnehin wie seine Westentasche. Nach der langen Durstrecke ohne Sieg sei nun das allerwichtigste, mal wieder ein Spiel zu gewinnen. Der 27-Jährige ist guter Dinge: „An sich sind wir spielerisch nicht schlechter als unsere Gegner.“ Dass die Mannschaft das Ruder rumreißen könne, dazu sei sie definitiv in der Lage. Natürlich werden Kirner und Trainerkollege Markus Jobst, wenn nötig, weiterhin Bösl um Rat und Hilfe fragen. „Ich bin zuversichtlich, dass das so klappt“, so Kirner.

Unterdessen hofft Bösl ebenso auf die sportliche Trendwende. Gegenwärtig würden der Mannschaft in den Spielen eben nur fünf Prozentpunkte abgehen – „Und diese fünf Prozent, die die Mannschaft braucht, habe ich momentan einfach nicht, um sie ihr mitzugeben. Diese fünf Prozent herauszuholen kann Michi, glaube ich, momentan besser als ich.“ Nun werden die Spieler und die Trainer alle Kräfte bündeln, um in den kommenden Spielen möglichst viele Punkte einzusacken. Der Startschuss hierfür soll an diesem Freitag um 19 Uhr im Heimspiel gegen den FC Hauzenberg gelegt werden...

Aufrufe: 019.10.2021, 17:00 Uhr
Florian WürtheleAutor