2024-05-17T14:19:24.476Z

FuPa Portrait
Das Foto zeigt (hintere Reihe von links) Stephan Albrecht, Timo von Reith, Andreas Holst, Kadir Ramazanoglu, Jan Wegener, Heinrich Gurski, vordere Reihe von links: Henrik Duncker, Rene Schlegel, Danny Oppermann. Es fehlten Timo Fischer (oben links), Sascha Cordes (oben rechts) und Alexander Bravos (unten links).
Das Foto zeigt (hintere Reihe von links) Stephan Albrecht, Timo von Reith, Andreas Holst, Kadir Ramazanoglu, Jan Wegener, Heinrich Gurski, vordere Reihe von links: Henrik Duncker, Rene Schlegel, Danny Oppermann. Es fehlten Timo Fischer (oben links), Sascha Cordes (oben rechts) und Alexander Bravos (unten links).

JOURNAL-Torschützenkönige: Das Treffen der Treffsicheren

Erfolge, Bedauern und Lästereien

Der Name könnte nicht treffender sein: Es war das große Treffen derjenigen Torjäger in der 1. Fußball-Kreisklasse, die in den vergangenen 14 Jahren am meisten getroffen haben. JOURNAL-Fußballreporter Michael Brunsch hatte zum Abschluss der Berichterstattung über die 1. Kreisklasse im JOURNAL die erfolgreichsten Torjäger zu sich nach Hause eingeladen. Leider konnten nicht alle zwölf den Termin wahrnehmen. Aber dennoch wurde es eine anregende Runde von Fußballexperten, die ihre Erfahrungen austauschten, in Erinnerungen schwelgten und die ein oder andere Schmonzette zum Besten gaben. Und selbstverständlich hatte jeder Spieler seinen Pokal mitgebracht, einige sogar zwei. Denn entweder waren sie gleich zweimal Torschützenkönig geworden wie Jan Wegener und Kadir Ramazanoglu, oder sie hatten einen Ehrenpokal für den Torjäger-Rekord bekommen – wie Timo von Reith und Timo Fischer.

Zwölf Torschützenkönige in 14 Jahren: Sie alle wurden vom JOURNAL mit Pokalen ausgezeichnet. Jan Wegener und Kadir Ramazanoglu holten sich gleich zweimal die Krone. Timo von Reith stellte mit 58 Toren den absoluten Rekord auf. Beim ersten und wohl einzigen Treffen aller „Könige“ in privater Atmosphäre bei Fußballreporter Michael Brunsch waren immerhin neun der zwölf Torjäger dabei. Lediglich Timo Fischer, der einen Trainerlehrgang in Barsinghausen absolvierte, Sascha Cordes, der bereits im Flugzeug in seine derzeitige Heimat London saß, und Alexander Bravos, der krankheitsbedingt absagte, fehlten an diesem Abend.


Kadir Ramazanoglu und Jan Wegener holten sich je zweimal den Titel.

Man kannte sich, zumindest als Gegner auf dem Fußballplatz. Wenn sich neun aktive oder ehemalige Fußballer sowie ein Sportreporter treffen, kommt keine Langeweile auf, und es wurde nicht mal viel Bier getrunken. Zweieinhalb Stunden wurden Fotos gemacht, gefachsimpelt und gelästert. Vor allem, dass das JOURNAL nicht mehr über die 1. Kreisklasse berichtet, bedauerten die Kicker sehr. Der Trost: Das TAGEBLATT-Portal fupa.de füllt die Lücke.
Die Torjäger haben viel erzählt. Hier eine Zusammenfassung der Gespräche:

Für Rekord-Torschütze Timo von Reith (58 Treffer) begann kürzlich eine neue sportliche Herausforderung. Er wechselte in die Bezirksliga zum TSV Elstorf. Seit seiner Kindheit spielte der heutige Landwirt beim TSV Buxtehude-Altkloster. In der Jugend schaffte er es sogar bis zur Landesliga. Der Fast-Durchmarsch von der 3. Kreisklasse bis in die Kreisliga mit seinem TSV gelang zwischen 2014 und 2017. „Der verpasste Kreisliga-Aufstieg 2016 war für mich das Negativerlebnis“, so von Reith. Zusammen mit seiner Freundin kümmert er sich liebevoll um zwei Hunde.

Jan Wegener und Kadir Ramazanoglu sind die einzigen, die es zweimal zum Torschützenkönig schafften. Der 31-jährige Großhandelskaufmann Jan Wegener, der im eigenen Familienbetrieb arbeitet und dessen Frau das zweite Kind erwartet, hat inzwischen seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt, offiziell schon seit 2016. Doch ganz ohne geht es auch bei ihm nicht. Und so spielte er in der Saison 2016/2017 noch 17 Mal für die erste und zweite Mannschaft des ASC Cranz-Estebrügge, bei dem er groß wurde und im Herrenbereich von der 1. Kreisklasse bis in die Bezirksliga aufstieg. Beim VfL Stade spielte Wegener mit der A-Jugend in der Niedersachsenliga, dann mit den Herren in der Landesliga, bevor er in der Oberliga-Truppe des Buxtehuder SV auflief. „In bester Erinnerung blieben mir die zwei Kreispokalsiege mit dem ASC, das 21:0 gegen den Deinster SV und das Spiel gegen Hannover 96“, so der heutige Teammanager des ASC Cranz-Estebrügge.

Auch Kadir Ramazanoglu tritt nicht mehr gegen den Ball. „Das soll sich aber wieder ändern“, so der hochgewachsene Mittelstürmer alter Schule. Einen Torjägerpokal holte er sich beim TSV Buxtehude-Altkloster, den er besonders hoch einstuft, da er gleichzeitig mit seinem Team am letzten Spieltag der Saison 2009/2010 den Klassenerhalt schaffte, und einen beim Post SV Buxtehude, mit dem er dann allerdings später abstieg. Der inzwischen 37-Jährige spielte neben den beiden Buxtehuder Mannschaften auch beim SV Ottensen und TSV Eintracht Immenbeck. Aus seiner Zeit in Ottensen bleibt dem Parkettleger bis heute etwas Negatives im Kopf. „Ich prallte mit dem damaligen Torwart Andy Wichern von der SG Freiburg/Oederquart zusammen, der sich dabei sehr schwer am Kopf verletzte. Dieses Bild habe ich heute noch oft vor Augen“, so der verheiratete Vater von Zwillingen.

Andreas Holst ist der älteste Torschützenkönig. Der verheiratete Vater eines Kindes ist inzwischen 43 Jahre und der Einzige, der wirklich mit dem Fußball abgeschlossen hat. 2015 trat er zuletzt gegen die runde Kugel. „Es war zeitlich einfach nicht mehr machbar“, so der Zimmerer. Beim SV Agathenburg/Dollern und bei der SG Lühe II tingelte der wuchtige Angreifer zwischen Kreisliga und 3. Kreisklasse. Seine sportliche Hoch-Zeit hatte Holst in den Bezirksliga-Teams des Deinster SV und TuS Jork.

Sascha Cordes lebt derzeit meist im Ausland, arbeitet in London, wo er als Senior Brand Manager bei Budweiser UK, Sponsor für FA-Cup und Fifa WM, angestellt ist. Dadurch trat der Fußball ein wenig in den Hintergrund. Ist er dann doch mal wieder in der Heimat, sieht man ihn beim FC Oste/Oldendorf II in der 1. Kreisklasse. Der inzwischen 31-jährige Single spielte mit dem FC Eintracht Oste in Bezirksklasse und Bezirksliga, wo er auch für den TuS Oldendorf die Fußballschuhe schnürte. „Das Beste, was passieren konnte, war der Zusammenschluss zum FC Oste/Oldendorf.“ Das nennt Cordes das positivste Ereignis seiner Fußballkarriere. Geplant war, dass auch er am gemeinsamen Abend teilnimmt, seine Flugzeit zurück nach London ließ das leider nicht mehr zu.

Einmal TSV Wiepenkathen, immer TSV Wiepenkathen! Heinrich Gurski gehört beim TSV zum Inventar. Der inzwischen 30-jährige Service-Techniker geht mittlerweile mit seinem Club in die elfte Bezirksliga-Spielzeit. Und auch hier gehört der Torschützenkönig der 1. Kreisklasse von 2007 noch immer zu den besten Stürmern. Mehr als 130 Treffer gelangen dem eher schmächtigen Angreifer seither in der Bezirksliga. Das Topjahr des oft Umworbenen war 2010/2011 – mit 31 Treffern in 29 Bezirksliga-Einsätzen. In der letzten Saison war lange Zeit sogar der Aufstieg in die Landesliga möglich.

Timo Fischer bereitet sich inzwischen auf seine Trainerkarriere vor. Deshalb konnte kein Termin gefunden werden, an dem er hätte dabei sein können. Bis 2016 hielt der ballsichere Stürmer mit 50 Toren den Rekord. Jetzt ist er Trainer bei der zweiten Mannschaft von Ahlerstedt/Ottendorf und kickt ab und an bei den Alten Herren mit. „Die größten Momente meine Laufbahn waren die Endspiele um Meisterschaft, Pokal oder Klassenerhalt. Natürlich auch die fünf Tore gegen meinen Kumpel Tim Tietjen im Jahr meines Torjägertitels“, so der Verwaltungsfachwirt. Der 30-Jährige, er ist glücklich verheiratet und Vater eines Sohnes, schimpft allerdings auch über eine negative Entwicklung im Sport. Er bemängelt die Einstellung vieler Akteure zum Mannschaftssport. Da ginge sogar die Krankheit des Hamsters der Freundin manchmal vor. Aktiv war Fischer in der Jugend beim Farmsener TV in der Hamburger Staffel und beim TuS Harsefeld, bei dem er dann lange spielte. Im Herrenbereich kam er mit den Harsefeldern bis in die Bezirksliga. Schließlich landete er vor zwei Jahren bei A/O.

Zu den positiv „Verrückten“ aus Kehdingen, die es tatsächlich mit der SV Drochtersen/Assel IV bis in die Kreisliga schafften und sich dort schon das dritte Jahr halten: Danny Oppermann ist wohl einer der unberechenbarsten Mittelfeldspieler auf Kreisebene. Er spielt „nur“ in seiner Vierten. Ein halbes Jahr probierte er es bei der Dritten im Verein, das war nicht sein Ding. Der 28-jährige Kundendiensttechniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist verlobt und auf vielen Partys des Landkreises zu finden. Der immer positiv Gestimmte hatte aber auch ein negatives Ereignis in seiner Laufbahn. „Das Kreisplakettenfinale gegen A/O III bleibt leider in Erinnerung, weil wir das verloren“, so Oppermann.

Der Zweite im Bunde ist Rene Schlegel, für Außenstehende kaum zu unterscheiden von seinem Zwillingsbruder Tobias. Der Fachlagerist spielte einige Jahre mit dem FC Wischhafen/Dornbusch in der Kreisliga, bevor er zurück zu D/A kam. Dort tingelte er schon durch sämtliche Teams ab der Vierten aufwärts. Dem verlorenen Kreispokalendspiel mit Wischhafen/Dornbusch gegen Güldenstern Stade II trauert der ledige 30-Jährige noch heute nach. „Dafür schaffte ich das mit D/A II. Aber auch unser Aufstieg mit der Vierten gehört zu meinen positiven Ereignissen“, so Schlegel. Nach fast einem Jahr Pause aufgrund eines Kreuzbandrisses befindet sich der dynamische Stürmer wieder im Aufbautraining.

Weiter in den Norden des Landkreises: Dort spielt noch immer Stephan Albrecht für die SG Freiburg/Oederquart. Seit einigen Jahren allerdings nur noch in der zweiten Mannschaft in der vierten Kreisklasse. Für den Verwaltungsfachwirt begann nach dem Titel des Torschützenkönigs und dem damit verbundenen Aufstieg in die Kreisliga 2009 die Glanzzeit. Nach seinem Wechsel zum TSV Geversdorf gelang der Aufstieg in die Bezirksliga. Nach einigen Jahren landete der ledige 30-Jährige dann wieder bei seinem Stammverein in Nordkehdingen und lässt da seine Karriere so langsam ausklingen.

Henrik Duncker vom VfL Horneburg ist zurzeit außer Gefecht gesetzt. Der Verfahrensmechaniker läuft mit einer Gipsschiene am Arm herum, wird noch einige Wochen ausfallen. Seine schlimmste Verletzung war allerdings ein Kniescheibenbruch, den er sich in einem Testspiel zuzog. „So etwas behält man immer negativ im Kopf. Mein positivstes Erlebnis war der Aufstieg mit den C-Junioren von Ahlerstedt/Ottendorf in die Regionalliga“, so der 27-Jährige. Bei A/O kickte er im Herrenbereich in der Bezirksliga, mit dem VfL Horneburg in Kreisliga und 1. Kreisklasse.

Der jüngste und letzte Torschützenkönig, der leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, ist Alexander Bravos, der für die Eintracht aus Immenbeck auf Torejagd ging. Nach nur einer kompletten Saison zog es den 21-Jährigen aufgrund eines Psychologiestudiums nach Hamburg, wo er sich jetzt dem FC St. Pauli anschloss und dort in der dritten Mannschaft spielt. Groß geworden ist Bravos in den Jugendmannschaften des BSV Buxtehude, TSV Buxtehude-Altkloster, TSV Eintracht Immenbeck und JFV Stade. In der U 19 des JFV schaffte er es bis in die Niedersachsenliga.Und dann gab es auch eine Frage an den Fußballreporter. Jan Wegener stellte sie stellvertretend für alle: „Jetzt erzähl du mal eben, was dir in all den Jahren in der 1. Kreisklasse als Reporter so alles passierte.“ Hätte Michael Brunsch nicht irgendwann abgekürzt, wären alle wohl erst nach Mitternacht nach Hause gefahren.

Aufrufe: 08.8.2018, 15:00 Uhr
Michael BrunschAutor