2024-04-30T13:48:59.170Z

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Von den Kickers, über den FSV Frankfurt, zur Eintracht. Der ideale Weg ins Profigeschäft. Doch am Ende reichte es für Schmitt nicht.
Von den Kickers, über den FSV Frankfurt, zur Eintracht. Der ideale Weg ins Profigeschäft. Doch am Ende reichte es für Schmitt nicht.

"Jedes Jahr wurden Spieler aussortiert, aber ich stand immer noch da"

Serie - Teil 31: Noah Schmitt hat den Sprung zu den Profis des FSV Frankfurt geschafft +++ Auch bei der Eintracht war er ganz nah dran +++ Mit Eddersheim Hoffnung auf die Regionalliga

Frankfurt. Noah Schmitt kommt aus Sindlingen und fing dort auch bei der Viktoria an mit Fußball. Über den damaligen Ausbildungsverein JFC Frankfurt kam Schmitt dann zu den Kickers Offenbach ins Nachwuchsleistungszentrum. Nach einem Jahr im NLZ folgte dann der Schritt in die C-Jugend des damaligen 2. Ligisten FSV Frankfurt. Nach viereinhalb Jahren beim FSV und seinem Profi-Debüt in der dritten Liga hatte auch die Eintracht Interesse an Schmitt. Doch nach einem Jahr als Stammspieler in der A-Jugend der SGE wurde er nicht zu den Herren übernommen. Heute ist Schmitt 22 Jahre alt und spielt in der Hessenliga beim FC Eddersheim. Neben dem Platz arbeitet er in einem Chemieunternehmen im Personalbereich.

Der Schritt zum FSV Frankfurt

Schmitt besuchte während seiner Zeit bei den Kickers und dem FSV die Sportschule Carl-von-Weinberg in Frankfurt, die mit den Nachwuchsleistungszentren von Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt sehr gut vernetzt ist. "Es gab immer eine Kontaktperson im Verein, die einem auch Nachhilfe angeboten hat. Wenn es schulisch nicht gut lief, dann gab es im schlimmsten Fall auch von Vereinsseite Konsequenzen. Schulisch hatte ich aber zum Glück nie ein Problem", erklärt Schmitt. Durch die Schule fiel ihm auch der Wechsel von den Kickers zum FSV einfach, da er die meisten seiner neuen Mannschaftskammeraden bereits aus der Schule kannte. Beim FSV wurde Schmitt dann auch schnell klar, was er dort für eine Chance bekommt. "Du gehst ins Stadion und die Jungs spielen dort Fußball aus Leidenschaft und verdienen damit ihr Geld. Ich dachte: Ich kann das auch schaffen", erinnert sich Schmitt. Beim FSV Frankfurt etablierte sich Schmitt als Stammspieler in der Jugend. Er spielte immer und sah damit auch seine Chancen wachsen. "Jedes Jahr wurden Spieler aussortiert oder wechselten, aber ich stand immer noch da. Ab der U17 habe ich dann gehofft, dass es bald so weit sein wird", sagt Schmitt.

Mit 16 zu den Profis

Kurze Zeit später war es dann auch so weit. Der FSV hatte damals ein Förderteam, indem die Talente aus den Mannschaften zwischen der U16 und der U19 und Ergänzungsspieler der ersten und zweiten Mannschaft spielten. Auch Schmitt spielte in diesem Förderteam, welches alle zwei bis drei Monate ein Spiel bestritt. Eins dieser Spiele war gegen den damaligen Verbandsligisten SpVgg Oberrad, in dem Schmitt von sich überzeugen konnte. "Das war das Spiel meines Lebens. Mein Glück war, dass der Co-Trainer der ersten Mannschaft das Spiel gesehen hat und mich nach dem Spiel direkt ins Training eingeladen hat", erinnert sich Schmitt. Mit 16 Jahren ging es dann also zu den Profis. Doch in den drei Trainingseinheiten konnte Schmitt nicht von sich überzeugen. "Ich war einfach zu nervös und es ist ja auch alles anders, wenn man mit gestandenen Profis spielt", sagt Schmitt. Doch drei Monate später durfte Schmitt wieder bei den Profis mittrainieren und schaffte es diesmal den Anforderungen gerecht zu werden. Roland Vrabec, der damalige Trainer des FSV, war sogar so überzeugt, dass er den mittlerweile 17-Jährigen mit ins Trainingslager nach Spanien nahm.

Trainingslager in Spanien

Im Januar 2017 ging es für Schmitt und den damals drittklassigen FSV dann für eine Woche nach Chiclana de la Frontera an die Südküste Spaniens. Anschluss fand er auch in der ersten Mannschaft schnell. Zusammen mit ihm wurde damals auch Mohamed Morabet, der heute beim 1.FC Kaiserlautern spielt, zu den Profis befördert. "Mit ihm hatte ich jemand, der ungefähr in meinem Alter war. Außerdem gab es auch viele jüngere Spieler wie Steffen Schäfer, der später mit Magdeburg Drittligameister wurde. Auch die anderen Spieler haben mich super aufgenommen und mich immer integriert. Man muss sich zwar daran gewöhnen, weil es bei denen um ganz andere Dinge geht und Witze gemacht werden, die man als 17-Jähriger noch nicht ganz versteht (lacht)", erinnert sich Schmitt gerne an die Zeit zurück.

Profidebüt mit 17

Am 20.05.2017 gab Schmitt gegen den SV Wehen Wiesbaden am 38. Spieltag sein Profidebüt in der 3. Liga. Auch, wenn der Abstieg in die Regionalliga damals für den FSV Frankfurt bereits feststand, ein ganz besonderes Gefühl. Schmitt bekam damals die Nummer 16 und weil man im Stadion aufgrund der Lautstärke niemanden rufen kann, wurde bei einem Wechsel immer von der Bank aus gepfiffen und das Trikot mit der jeweiligen Rückennummer hochgehalten. Mit Schmitt saß damals noch Ranisav Jovanovic, der die 26 trug, auf der Bank. "Als die Bank dann zum Wechsel pfiff, drehte ich mich um und dachte, die halten die 26 hoch und lief mich weiter warm. Dann wurde nochmal gepfiffen und ich habe gemerkt, dass es die 16 ist und bin so schnell ich kann zur Auswechselbank gesprintet und wurde eingewechselt" , strahlt Schmitt. Auch wenn das Spiel am Ende 4:1 verloren ging, ein unvergesslicher Tag für Schmitt. "Ich war auch nicht aufgeregt, denn der Abstieg stand ja sowieso fest. Man stellt sich das vielleicht auch schwerer vor als es ist und macht sich zu viele Gedanken. Es ist ja schließlich immer noch Fußball und auch Profis machen Fehler", sagt Schmitt.

Vom FSV zur Eintracht

Nach seinem Profidebüt und dem Abstieg des FSV in die Regionalliga rief Michael Görner, der Präsident des FSV, Schmitt in sein Büro. "Er sagte mir, dass er sich wünschen würde, dass ich bleibe. Doch er konnte mir nicht versprechen, ob es Hessenliga oder Regionalliga wird, weil der FSV in einem Insolvenzverfahren hing", erzählt Schmitt. Auch für ihn selbst war unklar, wie es weiter geht. Konzentriert er sich auf Fußball oder die Schule?

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Kurz darauf bekam Schmitt einen Anruf von Alexander Schur, dem damaligen Trainer der U19 von Eintracht Frankfurt, der Schmitt zu einem Wechsel bewegen wollte. "Ich musste nicht lange überlegen. Als Frankfurter will man immer mal bei der Eintracht gespielt haben. Fußballerisch war es dort auch mit Abstand die schönste Zeit für mich", erzählt Schmitt. Obwohl er beim FSV in der Regionalliga gespielt hätte und im Herrenbereich Fuß fassen hätte können, entscheid er sich für den Wechsel. "Ich glaube, meine Entscheidung war richtig. Regionalliga hätte bestimmt Spaß gemacht, aber die Eintracht hat mir den letzten Schliff gegeben, um erwachsen zu werden", sagt Schmitt.

Den Sprung in die erste Mannschaft verpasst

In 26 Ligaspielen für die Eintracht-U19 lief Schmitt 20 Mal auf, davon18 Mal in der Startelf. Eine aussichtsreiche Lange eigentlich. Mit der ersten Mannschaft der SGE spielte Schmitt sogar zwei Testspiele. Dort stand er unter anderem zusammen mit Danny da Costa, Timothy Chandler, Aymen Barkok zusammen auf dem Feld und lernte Niko Kovac und Fredi Bobic persönlich kennen. Doch übernommen wurde er schlussendlich nicht. Angreifer Renat Dadashov, der aber bereits nach seinem ersten Jahr verkauft wurde, und Mittelfeldspieler Nelson Mandela Mbouhom, der ebenfalls nach nur einem Jahr ging, waren die Auserwählten, die den Sprung in die erste Mannschaft schafften. "Aus meiner damaligen Jugend hat keiner wirklich Fuß gefasst in der ersten Mannschaft. Die Nachfrage war damals einfach zu gering, aber ich glaube, dass es bei mir sehr knapp war. Wirklich wissen, wieso es nicht gereicht hat, tue ich aber nicht", sagt Schmitt. Ein Grund dafür könnte die A-Junioren Bundesliga Saison 2017/18 sein, in der die U19 nur knapp den Abstieg verpasste. Wie es der Zufall so will, war Schmitts letztes Spiel für die Eintracht im A-Junioren Hessenpokal gegen seinen Ex-Club FSV Frankfurt. Das Spiel ging schlussendlich mit 1:0 an den FSV und Schmitt verließ die Eintracht in der kommenden Saison nach Alzenau.

Der Profi Traum lebt weiter

Als Rückschlag nahm Schmitt seinen Wechsel zu Alzenau und ein Jahr später zu Eddersheim nicht wahr. "In dem einen Jahr in Alzenau sind wir in die Regionalliga aufgestiegen und mit Eddersheim sind wir in der Hessenliga auch direkt Zweiter geworden. Ich bin ja erst 22, vielleicht geht es ja nochmal nach oben", zeigt sich Schmitt motiviert. Mit Eddersheim könnte der Aufstieg in die Regionalliga dieses Jahr über die Aufstiegsrunde vielleicht sogar schon gelingen. "Ein Stück weit lebt der Traum vom Profi für mich definitiv weiter. Schließlich spiele ich ja in Eddersheim in der fünften Liga, was gar nicht mal soweit weg ist", sagt Schmitt.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir ehemalige NLZ-Spieler, die den Sprung zum Profi nicht gepackt haben und nun bei Amateurteams aus der Region spielen. Sie erzählen uns, wie nah dran sie wirklich am großen Traum Profifußball waren und welche Ambitionen sie jetzt haben – sowohl auf als auch neben dem Platz.

Die bisher erschienen Texte der Serie:

- Teil 1: Linus Wimmer (SV Eintracht Trier)
- Teil 2: Lukas Fischer (TSG Bretzenheim)
- Teil 3: Lars Hermann (TSV Schott Mainz)
- Teil 4: Nik Rosenbaum (SV Alemannia Waldalgesheim)
- Teil 5: Joshua Iten (SG Hüffelsheim)
- Teil 6: Bilal Marzouki (FC Maroc Wiesbaden)
- Teil 7: Kevin Frey (VfB Bodenheim/TSG Mainz Futsal)
- Teil 8: Giorgio del Vecchio (TSV Schott Mainz)
- Teil 9: Marco Waldraff (SV Niedernhausen)
- Teil 10: Manuel Konaté-Lueken (RW Walldorf)
- Teil 11: Sandro Loechelt (Wormatia Worms)
- Teil 12: Marvin Esser (SG Walluf)
- Teil 13: Patrick Huth (TSG Pfeddersheim)
- Teil 14: Ilker Yüksel (Hassia Bingen)
- Teil 15: Tim Burghold (SV Niedernhausen)
- Teil 16: Noel Wembacher (RW Darmstadt)
- Teil 17: Tobias Schneider (RWO Alzey)
- Teil 18: Noah Michel (Türkgücü Friedberg)
- Teil 19: Marleen Schimmer (San Diego Waves)
- Teil 20: Deniz Darcan (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 21: Max Pflücke (FC Basara Mainz)
- Teil 22: Jann Bangert (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 23: Aleksandar Biedermann (Wormatia Worms)
- Teil 24: Volkan Tekin (SV Dersim Rüsselsheim)
- Teil 25: Ilias Tzimanis (SV Unter-Flockenbach)
- Teil 26: Lukas Lazar (TSV Gau-Odernheim)
- Teil 27: Dimosthenis Papazois (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 28: Sammy Kittel (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 29: Burak Bilgin (VfR Groß-Gerau)
- Teil 30: Luis Majrchzak (Hassia Bingen)

Aufrufe: 05.4.2022, 06:00 Uhr
Simon SchwarzAutor