2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

"In meiner Karriere gab es keinen Abstieg"

Michael Kulm, Teammanager des VfB 03 Hilden blickt auf eine erfolgreiche Trainerlaufbahn zurück und freut sich auf mehr Zeit mit der Familie

Nach zweijähriger Tätigkeit verabschiedet sich Teammanager Michael Kulm ebenso wie Chefcoach Marcel Bastians vom Oberligisten VfB 03 Hilden. Während Bastians auch in Zukunft als Trainer arbeiten will, hat Kulm nun die Absicht, in die "Fußball-Rente" zu gehen.

Herr Kulm, Sie wollten schon einmal aufhören, sind dann aber zurückgekehrt.

Michael Kulm Nach 45 Jahren Fußball als Spieler und Trainer finde ich, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt ist, aufzuhören. Man lernt aus der Erfahrung - ich selber auch. Deshalb glaube ich, dass es nach der langen Zeit und jetzt mit dem Klassenerhalt die richtige Entscheidung ist.

Wie lautet Ihr Fazit nach den letzten zwei Jahren beim VfB 03?

Kulm Wir wollten in beiden Spielzeiten den Klassenerhalt frühzeitig sichern, und das ist uns gelungen, auch wenn es im zweiten Jahr bis zur Winterpause noch nicht so gut aussah. Es war aber vorauszusehen, dass wir wegen der Verletzungsproblematik in der Hinrunde wenig gewinnen. Im Winter haben wir nachgerüstet mit Zissis Alexandris und Torwart Marvin Oberhoff. Gerade auch die Verpflichtung von Marvin war wichtig, da Bastian Sube wegen seines Praktikums ausfiel und Sebastian Herweg sich verletzte. Wir haben zwar talentierte Torleute in der A-Jugend, aber im Abstiegskampf wäre es in der Rückrunde ohne Marvin extrem schwer geworden.

In der Rückrunde lief es diesmal wesentlich besser als in den Jahren zuvor.

Kulm Wir haben in der Rückrunde 25 Punkte geholt - das ist eine sehr ordentliche Ausbeute. Ich hätte gerne gesehen, wie sich Marcel in Zukunft allein im Umfeld VfB 03 zurechtfindet. Er ist ein guter Trainer, der sich in den beiden Jahren extrem weiterentwickelt hat, insbesondere im zweiten Jahr, als ich mich aus zeitlichen Gründen etwas zurücknehmen musste. Da lag ein Großteil der Arbeit bei Marcel. Der VfB verliert einen guten Trainer aus den eigenen Reihen.

Nach dem Erfolg im ersten Jahr verlief die zweite Saison zähflüssiger.

Kulm Ich hatte schon vor der Saison das Gefühl, dass das erste Jahr schwer zu toppen sein wird, aber ich wollte die Herausforderung annehmen. Es hat in beiden Jahren sehr viel Spaß gemacht, mit den Jungs zu arbeiten. Insgesamt war das zweite Jahr natürlich deutlich anstrengender. Letztlich hat sich unsere Art, die Mannschaft zu führen, als erfolgreich erwiesen. Es freut mich, dass wir den Weg gemeinsam zu Ende gegangen sind und es zu so einem Abschluss gekommen ist. Eine vorzeitige Beurlaubung oder ein eigener Rücktritt - beides wäre, auch in der Phase, wo die Punkte ausblieben, die falsche Entscheidung gewesen.

In Ihrer Trainer-Vita haben Sie damit keinen Abstieg stehen . . .

Kulm Mit Rot-Weiss Essen habe ich in der Regionalliga die Qualifikation zur neu gegründeten Dritten Liga nicht geschafft. Als ich die Mannschaft übernommen habe, war sie schon weit abgeschlagen. Im Qualifikationsjahr mussten wir Zehnter werden - mit einem Punkt haben wir das letztlich verpasst. Ein richtiger sportlicher Abstieg war das aber auch nicht.

Was hat Sie in Ihrer Karriere am meisten beeindruckt?

Kulm Es gab viele schöne Momente in all den Jahren. Meine sechs Jahre als Trainer von Rot-Weiss Essen und die sechs Jahre als Trainer bzw. Teamchef vom VfB Hilden zählen ganz sicher dazu. Dabei meine ich nicht nur die tollen Erfolge mit diesen Vereinen, sondern insbesondere auch die Menschen, die ich dabei kennengelernt habe. Ich treffe immer wieder liebe Menschen, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe. Der Fußball hat mir sehr viel gegeben.

Welchen Unterschied gibt es zwischen Ihrem ersten Engagement beim VfB 03 und dem zweiten?

Kulm Allein aufgrund der Aufgabe lässt sich das nur schwer vergleichen. Beim ersten Mal habe ich mich bewusst dafür entschieden, mit vielen Jugendspielern und Eigengewächsen den Aufstieg zu schaffen - idealerweise hat das geklappt. Emotional ist das vielleicht sogar höher zu bewerten, als das zweimalige Halten der Oberliga, wobei sportlich beide Aufgaben große Herausforderungen darstellten. Schön war, dass jetzt immer noch sehr viele Spieler in der Mannschaft standen, die auch schon bei meinem ersten Engagement dabei waren.

Wie geht es jetzt beim VfB 03 weiter?

Kulm Das ist schwer zu beantworten, weil sich das Mannschaftsgefüge verändert. Mit Dominik Donath, Fabian Andree, Manuel Schulz, Sebastian Herweg, aber auch Sascha Dum gehen erfahrene Spieler. Das muss aber nichts Schlechtes bedeuten. Andere übernehmen Verantwortung, Neue kommen dazu, die sich auf einmal als Bereicherung erweisen. Für den VfB kann das auch eine Chance sein, sich zu lösen von dem, was war.

Und wie geht es bei Ihnen weiter?

Kulm Aktuell bin ich sehr froh, dass ich mich anderen Dingen widmen und mich mehr um meine Familie kümmern kann. Ab und an werde ich bei den Alten Herren des VfB mittrainieren, denn Spaß am Fußball habe ich weiterhin. Aber klar ist auch, dass keiner von uns voraussagen kann, was in den nächsten Jahren passieren wird.

Aufrufe: 017.6.2018, 08:02 Uhr
RP / Birgit SickerAutor