2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview

"In dieser Zeit sind unsere sozialen und pädagogischen Seiten gefragt"

Samed Cam wurde vor kurzem als neuer Jugendkoordinator Großfeld des Frohnauer SC vorgestellt. Im Interview spricht er über seinen Ansporn, seine Trainertätigkeit und seine Ziele

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Samed Cam

Samed, 24 Jahre jung und schon so viel Verantwortung auf deinen Schultern. Wie kommt es, dass du dir die Aufgabe des Jugendkoordinators, des Trainers und des Torwarttrainers zutraust?
Ich möchte mich in vielen Bereichen des Fußballs weiterentwickeln. Da ich früher meine ganze Jugendzeit als Torwart gespielt haben, kann ich mein Wissen an unsere jungen Torwarte weitergeben. In meiner aktiven Zeit habe ich extrem viel von meinen Trainern mitgenommen. Das hat mich animiert mich, als Mannschaftstrainer zu aktivieren und mache es seit acht Jahren nun mit voller Freude. Die Position des Jugendkoordinators traue ich mir zu, das ich gerne Verantwortung trage. Beim Frohnauer SC sehe ich viel, noch nicht ausgeschöpftes, Potenzial, welches ich herausholen möchte. Probieren geht über studieren. Hauptsächlich geht es darum Erfahrung in verschiedenen Funktionen zu sammeln und mich dadurch weiterzuentwickeln.


Was glaubst du als Jugendkoordinator beim Frohnauer SC bewegen zu können?
Mein sportliches Ziel als Jugendkoordinator beim Frohnauer SC ist es, alle Jugendmannschaften im Großfeld in Berlins höchster Liga spielen zu sehen und konkurrenzfähig zu sein. Außerdem würde ich gerne weiterhin viele Jungs in den Männerbereich integrieren. Der Frohnauer SC hat in der Vergangenheit viele Spieler in den Profibereich abgegeben und dies ist auch weiter das Ziel. Eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit den anderen Verein in Berlin ist mir auch wichtig. Ein konkretes persönliches Ziel wäre es auch, junge Trainer gezielt zu fördern, denen Möglichkeiten zu geben sich weiterzuentwickeln, statt auf Erfahrung und Alter zu setzten. In der nächsten Saison haben wir viele junge Trainer im Großfeldbereich. 20, 24, 25 Jahre jung. New Generation. Dadurch gelingt auch ein enger Austausch unter Trainer, der Weiterentwicklung fördert. Ich bin gespannt und freue mich auf die Zukunft beim Frohnauer SC und hoffe das man wie du schon sagst, etwas bewegen und am Ende seine Handschrift sehen kann.


Würdest du später gerne auch hauptberuflich in einem Verein arbeiten oder siehst du Fußball als die schönste Nebentätigkeit der Welt an?
Ich will mich genau aus diesem Grund weiterentwickeln und soviel Erfahrung wie nur möglich sammeln, um dann später hauptberuflich im Fußball tätig zu sein. Ich bin nebenbei Erzieher und habe deswegen gut viel Zeit um das alles zu machen.


Warum hast du das Torwarttrikot gegen den Trainerschein getauscht?
Es gibt dafür mehrere Gründe. Leider war ich als Torwart immer zu klein um meine Ziele zu erreichen. Außerdem hatte ich 2015 einen sehr unglücklichen Unfall, was mich dann komplett aus dem aktiven Bereich gezogen hat. Aber ich wollte weiter im Fußball bleiben und habe dann bei Füchse die Chance bekommen, im Kleinfeld als Übungsleiter eine Mannschaft zu trainieren. Seitdem fühle ich mich sehr wohl als Trainer und denke, dass ich Potenzial habe, das Ziel als Trainer zu erreichen.


Was gibt dir der Fußball, warum hast du ihm nicht den Rücken gekehrt? In dem Alter ist es ja häufiger, dass man am „Scheideweg“ steht und so eine Verletzung wäre ja der passende „Grund“ gewesen?
Es war mir immer wichtig mit Fußball beschäftigt zu sein, um nicht auf der Straße zu abhängen. Ich bin ein Fußballverrückter, der jeden Tag Fußball schaut und spielt. Es ist einfach eine Leidenschaft. Außerdem bin ich Erzieher und habe daher sehr guten Kontakt zu Jugendlichen. Aktuell finde ich es auch wichtig diese Jugendlichen von der Straße wegzuholen. Fußball ist daher sehr wichtig für die soziale Seite.


Wichtig ist der Fußball auch weiterhin für Jugendliche, um nicht auf der Straße anzuhängen. Ist die Corona-Pause daher „Gift“ für alle Kinder und Jugendliche?
Ich will es nicht als Gift bezeichnen, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Jugendliche durch den Wegfall des Trainingsbetriebs auf der Straße abhängen und für sich interessante und spannendere Existenzen entdecken. In dieser Zeit sind unsere sozialen und pädagogischen Seiten als Trainer gefragt, diese Jungs wieder an den Fußball zu binden und daran zu erinnern, wie wichtig und schön der Fußball für sie war und ist. Einige halten sich durch Individualtraining fit, aber es ist leider nur die Minderheit, da die Mehrheit es sich finanziell nicht leisten kann, bei viel zu hohen Preisen.


Versuchst du die Jungs als Trainer irgendwie zu erreichen?
Nein, wir machen aktuell keine Online Meeting. Auch bekommen die Jungs keinen individuellen Plan. Ohne ein Ende in Sicht hat doch keiner mehr Lust diese Aufgaben umzusetzen. Für ein bis zwei Monate kann man das machen, aber wir sind jetzt schon bald im 6. Monat ohne Fußball. Leider liegt es jetzt in der Selbstdisziplin der Jungs. Aber dafür kommen einige der Jungs zum Einzeltraining.


Unabhängig von der allgemeinen Situation: kann man den Jungs in einer Einzeleinheit auch mal etwas mehr beibringen?
Ich denke es ist möglich die Jungs technisch weiterentwickeln zu können, aber die Plätze sind aktuell alle gesperrt in Reinickendorf. Individualsport ist erlaubt aber die Plätze sind nicht betretbar. Kann es nicht nachvollziehen. Deswegen sind die ganzen Parks in Reinickendorf voll mit Fußballtrainern, die Einzeltraining anbieten. Fußballplätze zu schließen kann nicht die Lösung sein, denn man findet immer einen Ort. Dann lieber auf dem Fußballplatz. Abgesehen davon, denke ich, das die aktuellen Einzeltrainings zu 70 % zum Fit halten gedacht sind. Die anderen 30 % dienen zur Weiterentwicklung.


Worauf legst du als Trainer besonders wert?
Was die Persönlichkeit angeht, ist mir wichtig, dass die Jungs die ich trainiere, lernwillig und fleißig sind. Außerdem ist mir Partizipation wichtig. Die Jungs werden oft nach ihrer Meinung und Ideen gefragt. Um das Preis geben zu können, braucht aber ein Junge im Alter von 14,15 eine gewisse Persönlichkeit und Selbstbewusstsein. Die will ich stärken. Was die fußballerische Entwicklung angeht, ist mir wichtig, dass die Jungs sich individuell aber auch als Mannschaft weiterentwickeln. Heißt, ich lege viel Wert auf die Technik und achte darauf, dass die Jungs sich was zutrauen, z. B. mal aufdrehen, mutig ins Eins gegen Eins zu gehen. Das gibt es aktuell zu wenig im Jugendfußball. Mannschaftlich finde ich es wichtig, das die Jungs auch taktisch ausgebildet werden, denn der Fußball wird immer taktischer und komplexer.


Muss man als Trainer, auch in diesem Bereich, mehr sein als nur Trainer?
Ich finde nicht das es ein Muss ist. Man kann seine Aufgaben als Trainer im sportlichen Bereich erledigen und fertig. Für viele Trainer ist das professioneller. Ich tendiere eher dazu mehr als nur Trainer zu sein. Dies liegt auch an meiner pädagogischen Ausbildung. Die sozialen Komponenten spielen in meine Augen auch eine wichtige Rolle. Klar gibt es auch da einen Grad, den man, wie ich finde, nicht überschreiten sollte. In vielen Profi Vereinen gibt es auch extra hierfür Funktionäre, wie Sozialpädagogen und Erzieher, damit sich der Trainer nur auf das sportliche konzentrieren kann.


Bist du, auch was die Trainingseinheiten angeht, mehr der Kumpeltyp oder mehr der Schleifer a la Felix Magath?
Auf dem Platz, die 90 min netto Trainingszeit bin ich dann eher der Felix Magath, mit sekündlichen Kumpeltyp-Phasen. Die Jungs wissen aber den Schalter umzulegen. Neben dem Platz bin ich dann 100% der Kumpeltyp. Ist aber aber immer situativ.


Gibt es ein Trainervorbild oder einen Trainer, wo du besonders viel lernen konntest?
Ich hab nicht unbedingt ein Vorbild im Profibereich, da guckt man sich das ein oder andere von Nagelsmann, Pep Klopp oder Mourinho ab. Aber ich habe in meiner aktiven Jugendzeit viel von meinen Trainern gelernt. Ich muss auch sagen, dass mir das eine Jahr als Trainer mit Elio Damato in der U15 von Füchse geholfen hat, wo ich mir viel Wissen aneignen konnte.


In welchen Bereichen als Trainer möchtest du dich noch verbessern?
Ich möchte mich auf jeden Fall noch im mannschaftstaktischen Bereich verbessern. Ich möchte demnächst die weiteren Lizenzen absolvieren und mich so weiterentwickeln. Aktuell in Corona-Zeiten leider nicht wirklich möglich. Auch will ich mich als Torwarttrainer noch weiterentwickeln um diese beiden Funktionen ausüben zu können.

Aufrufe: 024.3.2021, 09:27 Uhr
Marcel PetersAutor