2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Imke Wübbenhorst ist Co-Trainerin bei Viktoria Köln.
Imke Wübbenhorst ist Co-Trainerin bei Viktoria Köln. – Foto: Noah Wedel

Imke Wübbenhorst: "Als Trainerin musst du doppelt gut sein"

Imke Wübbenhorst hat sich durchgesetzt und Männerteams erfolgreich gecoacht. Als Fußballerin ist sie beim CfR Links aktiv. 

Wer hat an der Uhr gedreht? Im Fachgespräch mit Imke Wübbenhorst verfliegen die Minuten. Fußball ist das Thema, ob im Allgemeinen oder im Besonderen. Da werden Gesamtstrategien hinterfragt und Spielzüge in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt.

„Nur einfach berieseln lassen, das funktioniert bei mir nicht“, sagt die 33-Jährige. Empirie mischt sich mit Emotionen, ohne dass die fußballverrückte Ostfriesin den Zeigefinger hebt. Für Imke Wübbenhorst ist Fußball kein Event mit Sensationscharakter, sondern Leidenschaft auf grünem Untergrund.

Worum es ihr nur am Rande geht, ist Imke Wübbenhorst selbst. Dabei könnte die Norddeutsche die lange Liste ihrer Karrierestationen wie ein Zeugnis hoher Expertise vor sich her tragen: auf Jugendländerspiele folgten sieben Bundesligajahre, danach Trainerstationen in Cloppenburg sowie beim Regionalligisten Sportfreunde Lotte. Keine Frau hatte zuvor im Männerbereich in einer solch hohen Liga gecoacht. Seit Sommer diesen Jahres ist sie beim Drittligisten Viktoria Köln Co-Trainerin Analyse.

Kein leichter Stand

Imke Wübbenhorst hätte es sich anders gewünscht, aber bundesweite Aufmerksamkeit verschaffte sie sich vor allem durch ein Zitat. „Auf die Frage, ob ich eine Sirene auf dem Kopf trage, bevor ich die Männerkabine betrete, damit die Jungs sich keine Blöße geben, habe ich scherzhaft geantwortet: Nein, ich bin Profi, ich stelle nach Schwanzlänge auf.“ Der Satz machte in der Medienlandschaft die Runde. 2019 erhielt das Zitat bei der Wahl zum „Fußballspruch des Jahres“ die meisten Stimmen.

Dass Frauen im Fußballgeschäft keinen leichten Stand haben, kann Imke Wübbenhorst nur bestätigen. Frauen werde häufig Fußballkenntnis per se abgesprochen. „Als Trainerin musst du im Männerbereich doppelt gut sein. Du darfst keine Schwäche zeigen. An dir wird festgemacht, ob Frauen etwas können oder nicht. Ich fühlte mich im Rechtfertingungsmodus, etwas beweisen zu müssen. Das schlaucht auf Dauer.“ Die Vereine, bei denen sie tätig war, waren offen für Weiblichkeit auf dem Trainerstuhl, das Umfeld sei es leider oft nicht. „Man darf nicht zu authentisch sein und jedem vertrauen, sonst wird dir jeder noch so kleine Fehler aufs Brutterbrot geschmiert.“

Wieder aktiv gegen den Ball

Ein Spiel zu lesen und das am liebsten zwischen den Zeilen, ist ein maßgeschneiderter Job für die detailversessene Trainerin. Das sorgt aber auch für Kribbeln in den Füßen. Nach sechs Jahren Abstinenz als aktive Spielerin schnürt die Innenverteidigerin die Schuhe für den Viertligisten CfR Links – wenn die Arbeit in Köln es zulässt.

„Mein Hauptmotiv ist vor allem sozialer Natur. Ich möchte wieder in einer Gemeinschaft mit Freunden sein.“ Von Kaiserswerth, wo Imke Wübbenhorst inzwischen mit ihrem Freund Markus lebt und wo sie sich pudelwohl fühlt, ist es nicht weit bis nach Heerdt. Beim Niederrheinligisten wurde sie mit offenen Armen empfangen. „Die Mädels sind unheimlich nett. Das ist eine tolle Truppe. Fußballerinnen sind meist etwas kerniger als viele andere. Das passt zu mir.“

Endlich mal wieder eine von vielen zu sein, ist ihr Wunsch. Das gelingt der Spielerin mit Fußballehrerschein allerdings nur bedingt. „Ich kann nicht einfach nur so mitschwimmen. Ich habe bei meinem bislang einzigen Einsatz für den CfR gegen Mönchengladbach permanent gecoacht, vor allem natürlich die jüngeren Spielerinnen: Komm aus dem Deckungsschatten! Lass dich wieder zurückfallen!“ Die Tipps der Vollblutkickerin nehmen die Mitspielerinnen dankend auf. Das weckt bei den Heerdtern zwangsläufig Begehrlichkeiten, da Trainer Marek Niewiadomski seine Tätigkeit an der Pariser Straße im Sommer beendet. Imke Wübbenhorst aber winkt ab. „Dass Marek aufhört, tut mir für die Mannschaft leid. Er ist ein guter Typ. Wenn ich ein solches Amt übernehmen würde, dann mit Haut und Haaren, inklusive Gegnerbeobachtung und Videoanalysen. Künftig möchte ich aber mehr Zeit für Spaziergänge am Rhein haben. Hinter dem Fußball beim CfR soll kein Muss stehen.“

Zudem denkt die 33-Jährige daran, in ihren Beruf als Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport zurückzukehren. Im Sommer wird ihr Vertrag bei Viktoria Köln auslaufen. Verantwortung wird sie auf jeden Fall wieder übernehmen. Ob weiterhin in Köln, in der Schule oder als Chef-Trainerin. Das eine schließt das andere nicht aus. Die Zukunft ist offen. Für eine Optimistin wie Imke Wübbenhorst eine schöne Vorstellung.

Aufrufe: 023.1.2022, 10:00 Uhr
RP / Richard ThomsenAutor