2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Jonas Fries gibt in Eichstätt den Takt vor.
Jonas Fries gibt in Eichstätt den Takt vor. – Foto: Johannes Traub

»Ich hänge sicher nicht am Telefon und hoffe, dass jemand anruft«

Der angehende Sportwissenschaftler Jonas Fries (23) ist der Taktgeber beim VfB Eichstätt

Angenehm bodenständig ist er geblieben. Der Mittelfranke mag`s beschaulich! Jonas Fries lebt immer noch im Allersberger Ortsteil Göggelsbuch im Landkreis Roth. 500 Einwohner zählt der Ort - und nicht ganz ohne Stolz erklärt der 23-Jährige, dass sein Heimatverein, die DJK, immerhin in der Kreisliga spielt: "Für ein so kleines Dorf wahrlich nicht schlecht", lacht er. Selbst hat es der Sportwissenschafts-Student im sechsten Semester ein wenig weiter gebracht.

Fünf Jahre wehte Jonas Fries der Wind der großen Fußballwelt um die Ohren. 2012 wechselte er zum 1. FC Nürnberg und lebte seinen Traum. Als Stammkunde in den Jugend-Bundesligen durfte er sich berechtigte Hoffnungen machen, eines Tages seinen Platz im Profizirkus zu finden. Doch es kam anders - und Fries musste lernen, mit Enttäuschungen umzugehen: "Freilich war Nürnberg eine tolle Zeit, aber es gab auch schlechte Erfahrungen, die ich machen musste." Die totale Fixierung auf den Tag x, damit muss man erst einmal zurechtkommen: "Du hast die ganze Woche trainiert, blendest alles aus - und kommst dann nicht zum Zug. Du haderst mit dem Trainer, aber auch mit dir selbst. Und es wurde dadurch nicht besser, dass es im Endeffekt nur Fußball gab. Du hattest keine Ablenkung."

2017 will Fries so nicht mehr weitermachen und geht einen Schritt zurück. Den Wechsel ins weit weniger hektische Altmühltal hat er noch keine Sekunde bereut: "Ich bin sehr glücklich in Eichstätt." Im VfB-Konstrukt ist er in den vergangenen drei Spielzeiten zu einer tragenden Säule geworden. Im Maschinenraum der Mattes-Elf vollrichtet er zuverlässig wie ein Uhrwerk seinen Dienst: "Auf der Sechs spiele ich mittlerweile am liebsten. Früher beim Club bin ich fast auf allen Positionen eingesetzt worden. Das kommt heute eigentlich nicht mehr in Frage", schmunzelt er und würde sich selbst als großen Teamplayer bezeichnen. Das sieht auch sein Trainer Markus Mattes so: "Jonas ist eine unserer großen Kostanten im Team. Er gibt den Takt im Mittelfeld vor und ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung."

Fries (vorne) spielt immer, lautet die Devise beim VfB.
Fries (vorne) spielt immer, lautet die Devise beim VfB. – Foto: Johannes Traub

Heißt im Umkehrschluss, dass Fries mehr drauf hat als "nur" Regionalliga. Über der 'Champions League der Amateure' kommt aber bekanntlich nur noch der Profibereich. Reizt ihn die Aussicht, mit Fußball seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? "Ich strebe jetzt nicht unbedingt danach", lässt er wisse und sagt: "Ich hänge sicher nicht am Telefon und hoffe, dass jemand anruft. Und sollte doch ein Angebot kommen, würde ich sehr penibel abwägen, ob das für mich überhaupt Sinn machen würde."

Sein Fernstudium der Sportwissenschaften an der Hochschule in Ismaning neigt sich dem Ende entgegen. Ein Semester hat er noch, dann will er abschließen. Was dann kommt, weiß er noch nicht so genau. "Ganz witzig eigentlich: Ich bin seit eineinhalb Jahren bei einer Firma in Gaimersheim bei Ingolstadt als Werkstudent tätig. Allerdings in der Personalabteilung und im Recruiting, was jetzt an und für sich eher weniger mit meinem Studiengang zu tun hat. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, längerfristig da zu bleiben"

Seit vergangenen Sonntag kann er sich nun wieder auf dem Fußballplatz austoben. Auch der VfB Eichstätt hat die Vorbereitung aufgenommen. Die Nachricht, dass Mr. Eichstätt Benjamin Schmidramsl nicht mehr dabei sein wird, hat auch Jonas Fries getroffen: "Er wird fehlen, auf und neben dem Platz." Aber wie der 34-jährige - ab sofort - Ex-Kapitän sagte, könenn sich nun neue Hierarchien herausbilden. Jonas Fries scheint prädestiniert dafür, in Eichstätt in eine solche Führungsrolle hineinzuwachsen.

Aufrufe: 01.8.2020, 08:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor