2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Wir sprachen mit Marcel Ohnrich (1. von rechts) über den VfB Krieschow. Dabei erwähnte er vor allem die familiäre Atmosphäre des Vereins.
Wir sprachen mit Marcel Ohnrich (1. von rechts) über den VfB Krieschow. Dabei erwähnte er vor allem die familiäre Atmosphäre des Vereins. – Foto: VfB Krieschow

"Ich glaube nicht, dass der NOFV den Vereinen helfen wird"

Im FuPa Vereinsgespräch mit dem VfB Krieschow ging es unteranderem auch um die finanzielle Unterstützung durch den NOFV in der aktuellen Krise.

Wir sprachen mit Marcel Ohnrich, dem Medienkoordinator des VfB Krieschow über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für Krieschow, die Transferpolitik, die Vergangenheit und Zukunft des Vereins. Dabei erzählte er uns einige interessante Dinge über das Vereinsleben und seine ganz persönliche Meinung zur angekündigten Unterstützung des NOFV.

Ihr seid aktuell auf Platz 9 in der Oberliga Süd. Dabei seid ihr relativ schlecht gestartet im ersten Halbjahr. In der Rückrundentabelle seid ihr auf Platz 4. Wie geht ihr mit der Corona Krise um?

Momentan gehen wir damit nicht anders um, als die anderen. Wir warten täglich auf neue Wasserstandsmeldungen. Aktuell sind wir darauf angewiesen, was von den Verbänden und der Politik kommt. Unsere Spieler arbeiten zurzeit von Zuhause aus per Home-Office. Das Vereinsleben geht weiter, aber halt momentan ohne Training.

Aktuell ist der Spielbetrieb bis einschließlich 19. April vom NOFV ausgesetzt. Wann plant ihr das Mannschaftstraining wieder aufzunehmen?

Auch da warten wir aktuell auf ein Zeichen der Gemeinde. Derzeit ist der Platz und das Vereinsgelände von der Gemeinde gesperrt, sodass wir auch da darauf angewiesen sind, was die Politik entscheidet. Wir warten täglich auf neue Meldungen, die uns da weiterhelfen können.

Einige Vereine haben ihre Spieler und Mitarbeiter schon in Kurzarbeit geschickt (Energie Cottbus/ Union Fürstenwalde). Wie geht ihr mit den wirtschaftlichen Folgen um bzw. welche Folgen hat das Ganze für euch?

Wir sind ein kleiner Verein und haben keine Zuschauerzahlen wie die Bundesligisten oder auch Regionalligisten. Allerdings haben wir auch einen gute Zuschauerschnitt (Platz 4 im Zuschauerranking der Oberliga Süd), der uns diverse Einnahmen beschert. Diese bleiben aktuell leider aus. Wir leben hauptsächlich von unserer Gastronomie, die wir auch selber betreiben, dass sind pro Spieltag vierstellige Summe, die uns da wegfallen.
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir die finanziellen Einbußen selber tragen müssen und keine Unterstützung von den Verbänden (FLB/NOFV/DFB) erhalten. Zudem müssen wir für die Teilnahme an der Oberliga Süd jährlich eine vierstellige Summe an den Verband zahlen und zusätzlich 7% unserer Ticketeinnahmen abgeben. Wir können auch keine fiktiven Spiele starten oder Aktionen wie Lokomotive Leipzig, da wir gar nicht die Reichweite und Massen an Vereinsanhängern haben. So bleiben wir als Verein voraussichtlich auf den wirtschaftlichen Folgen alleine sitzen. Das ist allerdings meine persönliche Meinung und nicht die Meinung des Vereins.

Lass uns mal 5 Jahre zurückschauen, in der Saison 2014/15 seid ihr aus der Landesliga Süd in die Brandenburgliga aufgestiegen. Aus der Brandenburgliga seid ihr dann im zweiten Jahr in die Oberliga aufgestiegen, in der ihr mittlerweile bereits im dritten Jahr spielt. Wie hast du die Jahre persönlich erlebt?

Ich persönlich bin ja erst im Aufstiegsjahr aus der Brandenburgliga in die Oberliga hinzugekommen, nachdem ich mich mit den Vereinsverantwortlichen zusammengesetzt habe und die Vision erklären lassen habe. Ich fand das Projekt VfB Krieschow total interessant. Den Weg, den man in Krieschow eingeschlagen hat, passt auch zu mir persönlich, da ich jemand bin, der immer nach vorne schaut und gerne erfolgsorientiert arbeitet. Erstaunt war ich über diesen familiären Zusammenhalt, den es in Krieschow nach wie vor gibt. Bevor ich zu Krieschow kam, habe ich das ganze natürlich auch kritisch aus der Ferne beäugt und habe mich gefragt: „Was machen die denn da, jetzt hauen sie die Kohle raus ohne Ende“. Ich musste mich allerdings eines Besseren belehren lassen, es ist nicht so dass hier die Kohle rausgeworfen wird. Der Verein wirtschaftet sehr ordentlich und hat mit Bernd Parnitzke jemanden, der viel Kompetenz und Wissen mit einbringt, was vor allem das Thema Finanzen betrifft. Wir stehen aktuell auch in der Oberliga, weil wir eben mit dem Geld, das uns die Sponsoren anvertrauen gut wirtschaften.

Du hast gerade schon gesagt ihr seid ein sehr familiärer Verein, es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, ist das auch euer Geheimnis, wie ihr es als vermeintlicher Dorfklub schafft euch bereits 3 Jahre in der Oberliga zu halten?

Ja, auf alle Fälle spielt das eine große Rolle. Wir pushen uns alle gegenseitig und sind alle voller Emotionen dabei. Wir lieben den Fußball, wir lieben das, was wir machen und können so auch die Spieler davon überzeugen zum VfB Krieschow zu kommen. Nicht immer spielt das Geld eine entscheidende Rolle, dieser Wohlfühlfaktor steht nach wie vor an erster Stelle. Wir haben schon damals versucht, die besten Spieler der Region an uns zu binden. Die besten Spieler der Region heißt für uns, die Spieler zu holen, die es nicht direkt in den Profibereich schaffen.

Wenn man sich euren aktuellen Kader anschaut, sind 14 der 24 Spieler beim FC Energie Cottbus ausgebildet worden oder haben bei diesem schon einmal gespielt. Ist das also auch euer Konzept, Spieler zu holen die beim Energie Cottbus nicht direkt den Sprung zu den Profis schaffen?

Sicherlich haben viele Spieler eine Vergangenheit bei Energie Cottbus, aber das ist auch eine logische Konsequenz der Oberliga (5. Liga). Dort braucht man gut ausgebildete Spieler, das machen andere Vereine nicht anders. Wenn man bei uns in der Oberliga schaut kommen viele Spieler aus dem Nachwuchsbereich von Dynamo Dresden oder anderer Regionalligisten, die nicht direkt den Sprung geschafft haben. Anders ist es bei uns eben auch nicht, wir wollen und können es uns nicht leisten, externe Spieler zu akquirieren. Wir wollen finanziell einen Mittelweg finden und nicht mit der Brechstange externe Spieler aus Berlin oder Dresden holen. Damit sind wir auch darauf angewiesen, dass wir Spieler von Energie Cottbus holen können. Dazu haben wir auch Spieler, die nicht direkt nach Energie Cottbus zu uns gekommen sind. Einige Spieler haben zuvor bei Fürstenwalde oder wie Philipp Knechtel bei den Profis in Cottbus gespielt und anschließend bei Germania Halberstadt.
Phillip Knechtel ist auch ein gutes Beispiel, er kommt gebürtig aus Bernburg und hätte nach seinem Engagement bei Halberstadt auch zurück in seine Heimat gehen können, um da in der Oberliga zu spielen. Er wollte aber unbedingt zu uns und fühlt sich hier total wohl, er kennt viele Spieler noch aus gemeinsamen Zeiten bei Energie Cottbus und ist nebenher noch Co-Trainer in der U17 Bundesliga Mannschaft des FC Energie Cottbus. Wir gehen also nicht direkt hin und sagen wir wollen nur Spieler von Energie Cottbus haben, sondern es ist eher eine logische Konsequenz.

Philipp Knechtel ist ein gutes Stichwort. Mit Philipp Knechtel, Martin Zurawsky, Markus Kaiser, Martin Dahm, Florian Bernhardt, Tobias Gerstemann und Andy Hebler habt ihr einige Spieler im Kader die bereits Regionalliga gespielt haben. Ist das auch euer langfristiges Ziel in die Regionalliga zu kommen?

Wir sind jetzt im dritten Jahr in der Oberliga. Das erste Jahr davon war sehr schwer für uns, da wurden wir ziemlich auf die Probe gestellt. Wir wollen uns erstmal in der Oberliga etablieren und schauen, dass wir langfristig unter die ersten fünf kommen. Alles andere was danach kommt, ist ein Bonus. Wenn wir die Möglichkeit hätten, den Schritt in die Regionalliga zu gehen, würde sicherlich keiner im Verein nein sagen.

Im Sommer habt ihr gleich vier Stammspieler verloren, ist das auch einer der Gründe wieso es in der Hinrunde nicht so gut lief?

Es waren alles Abgänge, bei denen uns von vornherein klar war, dass sie gehen werden. Fritz Pflug hatte immer Ambitionen gehabt nochmal in die Regionalliga zu gehen, Dennis Ladwig wollte zurück in seine Heimat gehen, Paul Pahlow hat eine Ausbildung begonnen und ist zurück zu seinem Heimatverein nach Miersdorf/Zeuthen gegangen und Leo Felgenträger nach Leipzig zu Chemie. Von daher waren es nicht so viele, die wir da verloren haben und wir konnten frühzeitig damit planen. Dazu haben wir uns richtig gut mit Spielern verstärkt.

Du hast eben schon gesagt, dass ihr euch langfristig in der Oberliga etablieren wollt, welche Herausforderungen kommen infrastrukturell noch auf euch zu?

Wir haben angefangen unser Kassenhaus neu zu bauen, das hoffentlich in den nächsten Monaten fertiggestellt werden kann. Langfristig wollen wir uns noch eine kleine Tribüne bauen, wir haben ein tolles Vereinsgelände, das wurde uns auch bereits von anderen Vereinen bestätigt. Bevor wir eine Tribüne bauen, müssen wir noch Auflagen des NOFV erledigen, aber auch wir schütteln die finanziellen Mittel nicht so einfach aus dem Ärmel.

Das Dorf Krieschow hat gerade einmal 550 Einwohner, ist das für euch ein Standortnachteil, dass ihr so ein kleines Dorf seid?

Das kann man nicht sagen, wenn es einen Nachteil geben würde, hätten wir weniger Zuschauer. Durch die Nähe zu Cottbus und Vetschau und der zentralen Lage an der Autobahn bin ich nicht der Meinung, dass wir da einen Nachteil haben.


Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die restliche Saison insofern sie denn weiterlaufen sollte.

Einen besonderen Dank möchte ich im Namen des Vorstandes an unsere ehrenamtlichen Helfern richten, ohne deren ständigen unermüdlichen Einsatz in unserem Verein, würde unsere ganze Vision vom höherklassigen Amateurfußball in der Region nichts Wert sein. Danke und bleibt gesund.

Vereinsprofil: VfB Krieschow

Aufrufe: 027.3.2020, 11:10 Uhr
Tobias RöderAutor