2024-05-17T14:19:24.476Z

Vereinsnachrichten
Edgar Kordecki (rechts) mit Kapitän Andor Müller  ©MZV
Edgar Kordecki (rechts) mit Kapitän Andor Müller ©MZV

Hoffnungsträger kehrt zurück nach Sachsenhausen

Der 20-jährige Edgar Kordecki kehrt ein halbes Jahr eher als geplant aus den Vereinigten Staaten zurück. Auf dem jungen Spieler ruhen bei TuS Sachsenhausen große Hoffnungen

Der verlorene Sohn ist zurück. Der TuS 1896 Sachsenhausen kann in der Rückrunde der Fußball-Brandenburgliga mit Edgar Kordecki planen. Der 20-Jährige, der als einer der besten Kicker in der Region bezeichnet wird, beendete seinen USA-Aufenthalt ein halbes Jahr früher als geplant und steht dem Vizemeister des Vorjahres somit ab sofort wieder zur Verfügung.

Der ehemalige Sportschüler, der im Sommer vergangenen Jahres aus Cottbus zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war, ist seit wenigen Tagen wieder in Deutschland. Ruhephasen gab es seither kaum. Freunde, Bekannte und Familienmitglieder erkundigen sich per Nachricht oder Anruf über die Zeit in den Staaten. Dort war Macon im US-Bundesstaat Georgia seit August die Heimat von Kordecki, der (ausgestattet mit einem Sportstipendium) an der Middle Georgia State University Business Administration studierte und Fußball spielte.

"Auf welchem Niveau dieser Sport da betrieben wird, weiß ich gar nicht so genau", sagte der Kreativspieler vor seinem Abflug. Und fügte an: "Aber selbst wenn es schlechter als in der Brandenburgliga ist, wird es eine tolle Erfahrung." Diese war letztendlich aber nicht toll genug, um ein Jahr durchzuhalten. "Die Saison ist nun schon vorbei. In den kommenden Monaten hätte es nur Trainingseinheiten und drei Testspiele gegeben. Nur die Uni wäre nicht attraktiv genug gewesen, um bis zum Sommer zu bleiben."

Wenngleich nicht alle Erwartungen in Erfüllung gingen, ist Kordecki nicht gänzlich enttäuscht. "Mir ging es darum, Auslandserfahrungen zu sammeln. Ich wollte eine andere Sprache und neue Strukturen kennenlernen. Und ich habe Kontakte geknüpft, die sich irgendwann vielleicht auszahlen."

Vieles in Amerika sei nicht so gewesen, wie es in Filmen dargestellt wird. Angefangen beim Universitätsgelände. "Nur ein Teil der Uni liegt in einer relativ großen Stadt. Wir Fußballer hatten unseren Campus mit knapp tausend Studenten auf dem Land in einem Ort mit 5000 Einwohnern." Insgesamt sechs Deutsche gehörten zum 28-köpfigen Team. "Die kamen aus Süddeutschland und waren am Anfang meine Bezugspersonen. Die Verständigung mit den anderen war zunächst schwierig, weil in Georgia recht unverständlich gesprochen wird. Daran konnte ich festmachen, dass sich mein Englisch mit der Zeit echt verbessert hat."

Die Bedingungen seien für die Kicker eher traurig gewesen. "Wir hatten schlechte Trainingsstätten. Die Ausrüstung war in Ordnung, aber doch auf einem niedrigen Standard. Andere Sportarten werden halt mehr gefördert." Gespielt wurde auf einem Rasenplatz. "Den mussten wir uns mit den Footballern teilen. Dadurch war er etwas ramponiert. Und der öffentliche Trainingsplatz war auch nicht so berauschend."

Das Team setzte sich aus Spielern mehrerer Nationen zusammen. "Individuell waren wir gut besetzt und spielerisch ungefähr gleichstark. Das Potenzial war da. Das konnten wir aber nicht auf den Platz bringen, weil der Trainer nicht so überzeugend war." In der recht kurzen Saison, die sich über zweieinhalb Monate erstreckte, mussten viele Spiele absolviert werden. "Es kam vor, dass wir vier Spiele binnen einer Woche hatten", berichtet der Sachsenhausener. "Sportlich lief es ernüchternd." In der Achter-Vorrundenstaffel der National Association of Intercollegeiate Athletics (NAIA) reichte es nur für den siebten Platz. Kordecki machte fast jedes Spiel - und erzielt das erste "Golden Goal" seiner Laufbahn. "Die Amerikaner stehen nicht so auf Unentschieden."

Nun brennt "Eddi" darauf, wieder für den TuS auflaufen zu können. "Ich hoffe, dass ich nicht lange brauche, um wieder in Form zu kommen. Das ist nur eine Fitnessfrage. Ich glaube nicht, dass ich mich in den paar Monaten verschlechtert habe." Mit Beginn der Hallensaison wolle er Vollgas geben. "Ich versuche, alle wieder ein bisschen mitzuziehen. Wir wollen zu letztjähriger Stärke finden, schließlich gibt es ein bisschen was geradezurücken." Damit spricht Kordecki die Tabellenkonstellation an. "Wir wollen wieder vor dem OFC stehen." Dass es in der Hinrunde nicht so lief, könne nicht an ihm festgemacht werden. "Es geht nicht, den Abfall der Teamleistung auf einen Spieler zu reduzieren."

Im Frühjahr wird sich Edgar Kordecki (der in den letzten Monaten stets in Kontakt mit Trainer Oliver Richter stand) noch einmal Richtung Amerika zu einer Rundreise verabschieden. Und dann? Konkrete Gedanken über seine Zukunft habe er sich noch nicht gemacht. "Das Jahr danach ist beim TuS geplant, weil ich erst mal mit dem Studium klarkommen und mir nicht noch neue Reize durch den Fußball setzen will." Mit Beginn des Wintersemesters 2018/19 will Kordecki Architektur studieren - "vorzugsweise in Berlin". In punkto Fußball wolle er sich auf Dauer nicht auf die Brandenburgliga beschränken. "Ich will mir nicht irgendwann vorwerfen, dass ich es nicht versucht habe. Darum will ich mich selber davon überzeugen, was geht."

“Fußballerisch werden wir Eddi nur schwer, menschlich überhaupt nicht ersetzen können", sagte TuS-Trainer Oliver Richter im Sommer.

In seinem ersten Männerjahr reifte Edgar Kordecki (der in Sachsenhausen ausgebildet wurde und zur siebten Klasse an die Sportschule Cottbus wechselte) zum Stammspieler, wurde Publikumsliebling.

"Wir sind froh, dass er nun wieder da ist", sagt Teammanager Stephan Lange. "Es tut mir für ihn leid, dass es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hat. Wir freuen uns in sportlicher und menschlicher Hinsicht über seine Rückkehr." In der Zentrale sei Kordecki eine schlagkräftige Verstärkung.

Oliver Richter freut sich, "weil Eddi dem Team gut tun wird aufgrund seiner Optik und der fußballerischen Fähigkeiten."

Der Trainer fügt an: "Wir sind dankbar für jedes Spiel, in dem er uns unterstützen wird." Klar ist schon jetzt, dass sich Kordecki im Frühjahr noch einmal verabschieden wird, um eine Amerika-Rundreise zu machen.

Wenngleich Richter von den Qualitäten des Mittelfeldspielers überzeugt ist, warnt er davor, einen 20-Jährigen als Messias darzustellen. "Sicherlich hat er im letzten Jahr eine Riesenrückrunde gespielt. Dass es nun nicht so lief, ist aber nicht allein seinem Abgang geschuldet." Und nur, weil er jetzt wieder da sei, werde es nicht automatisch besser laufen. "Alle gemeinsam müssen wieder mehr geben."

Aufrufe: 022.12.2017, 12:19 Uhr
MOZ.de / Stefan ZwahrAutor