2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Vater und Sohn bilden das Trainerduo beim TSV Gersthofen: Abwehrrecke Michael Hildmann ist als kickender Coach der verlängerte Arm von Cheftrainer Gerhard Hildmann.
Vater und Sohn bilden das Trainerduo beim TSV Gersthofen: Abwehrrecke Michael Hildmann ist als kickender Coach der verlängerte Arm von Cheftrainer Gerhard Hildmann. – Foto: Oliver Reiser

„Hildmänner“ sind auf dem richtigen Weg

Aufsteiger TSV Gersthofen hat sich in der Landesliga Respekt verschafft und will jetzt nicht mehr nur ehrfürchtig den Gegner in Schach halten +++ Warum der Trainer sogar ins Schwärmen gerät

Beim FV Illertissen II startet der TSV Gersthofen am kommenden Samstag in die Landesliga-Restrückrunde. Nicht nur aufgrund der spektakulären Aufholjagden bei den 4:4-Unentschieden gegen Neuburg und in Ichenhausen haben sich die Lechtaler in der öffentlichen Wahrnehmung Pluspunkte verdient. Als bester Aufsteiger stehen sie auf Rang sechs. Im Frühjahrscheck fühlt der Augsburger Landbote den Schwarz-Gelben auf den Zahn.

Soll & Haben

30 Punkte aus 21 Spielen – das haben die meisten Fußball-Experten dem TSV Gersthofen nicht zugetraut. Sie wurden Lügen gestraft. „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, hatte Trainer Gerhard Hildmann nach dem letzten Punktspiel 2021, ein 4:1-Sieg gegen den SV Egg an der Günz, der den Aufsteiger auf Rang sechs hievte, gut lachen. „Wir hatten eigentlich nur ein richtig schwaches Spiel. Das war das 1:4 gegen Olching“, bilanziert der Coach. „Jetzt haben wir für die Restsaison genug Holz vor der Hütte“, glaubt er nicht, dass man noch eine böse Überraschung erlebt. „Wir haben zwölf Mannschaften hinter uns“, sieht er den kommenden Aufgaben gelassen entgegen.

Hin & weg

Es ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Zwar haben Maximilian Eiba (zum SV Cosmos Aystetten) und Ricardo Anzano (zum TSV Hollenbach) den Verein verlassen, doch die beiden haben im bisherigen Saisonverlauf keine einzige Sekunde gespielt. Mit Andi Durner und Ibrahim Neziri haben zwei Eigengewächse ihren Wechsel im Sommer zum FC Gundelfingen bekannt gegeben. „Das ist der Fluch der guten Tat“, sagt Trainer Gerhard Hildmann, der es als Anerkennung sieht, wenn sich höherklassigere Klubs für Gersthofer Spieler interessieren. Aber: „Sie werden den Rest der Saison aber sauber durchziehen“, macht er sich keine Sorgen: „Dazu sind die beiden charakterlich viel zu gute Kerle.“ Alle Gerüchte über einen Ausverkauf beim TSV Gersthofen am Saisonende, die zuletzt immer wieder grassierten, grätscht der ehemalige Abwehrspieler rigoros ab: „Schwachsinn!“

Team & Chef

Das in der Region wohl einzigartige Vater-Sohn-Team Gerhard und Michael Hildmann arbeitet als Chefcoach und kickender Co-Trainer auch weiterhin Hand in Hand. Das sind die „Hildmänner“, die ihre Taktik oft unter der Dusche besprechen, auch als Stützpunkttrainer des BFV gewöhnt. Für die kommende Saison haben sie bereits Gespräche mit den Spielern geführt. „Die meisten haben schon verlängert“, freut sich Gerhard Hildmann auf die weitere Zusammenarbeit. Auch der erste Neuzugang sei bereits fix. Als Trainer für die drei Torhüter fungiert Richard Kozurek, Betreuerin Sonja Heigemeir ist der „gute Geist“ des Teams.

Glücks- & Sorgenkinder

Noch fehlen drei Spieler, die in der Vorrunde zum Stamm gehörten. Diese „Sorgenkinder“ heißen Florian Gai, der 19 Spiele mitgemacht hat und sich nach einer Knieoperation noch im Aufbautraining befindet, Manuel Lippe (14 Spiele), der aus privaten Gründen im Moment zeitlich eingeschränkt ist, und Niklas Kratzer (11 Einsätze), der eine Corona-Pechsträhne mit zwei Quarantänen und einer Isolation hinter sich hat und so fast 30 Tage das Haus nicht verlassen durfte. Als „Glückskind“ nennt Hildmann den Ur-Gersthofer Manuel Rosner, der während der Vorrunde zehn Wochen mit einem Infekt („nicht Corona“) ausgefallen war und nun wieder fit ist. „Auf ihn freue ich mich.“ Ebenso auf Nico Baumeister („Er ist gerade gut in Schuss.“) und Moritz Seban, der jetzt endlich auf der richtigen Position spielt.

Test & Taktik

Regelrecht ins Schwärmen gerät Gerhard Hildmann, wenn er von der Vorbereitung spricht: „Das war samt und sonders gut.“ Insbesondere das Spiel gegen den Bayernligisten FC Gundelfingen, das man nur durch einen umstrittenen Elfmeter verloren habe. „Wenn ich sehe, wie wir uns in den Testspielen präsentieren, wie ständig 16 bis 18 Spieler im Training Gas geben und welche Voraussetzungen wir haben, mache ich mir wenig Sorgen. Die kleinen Fehler haben wir ausgemerzt.“ Als Quintessenz der Vorrunde plant Hildmann, dass die Seinen künftig ein bisschen aktiver werden. „Nicht zu ehrfürchtig und nur den Gegner in Schach halten, sondern selbstbewusst das Heft in die Hand nehmen.“ Taktisch sei man dafür flexibel genug, konditionell auf einem Topniveau.

Start & Ziel

Zum Auftakt trifft der TSV mit dem FV Illertissen II, gegen die es 0:4-Heimschlappe gab, dann im Heimspiel gegen Ehekirchen (1:4) und schließlich in Durach (0:2-Heimniederlage) gegen drei Mannschaften an, gegen die man in der Vorrunde verloren hat. „Eine optimale Motivation. Da haben wir etwas gutzumachen“, sagt Hildmann, der mit seiner Mannschaft nichts mit dem Abstieg zu tun haben und so schnell wie möglich den Klassenerhalt fix machen will.

Prognose

Der TSV Gersthofen hat sich als Aufsteiger Respekt verschafft und zu einem Aktivposten in der Landesliga entwickelt, der nur wenig Lehrgeld zahlen musste. Mit den erreichten 30 Punkten müsste der Klassenerhalt eigentlich schon in trockenen Tüchern sein. Mit etwas Glück könnten die Hildmänner sogar noch in die Top Five kommen.

Mehr Lokalsport gibt es unter www.augsburger-allgemeine.de

Aufrufe: 023.2.2022, 18:53 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor