2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Bestens vernetzt von Stuttgart bis Hamburg. Von Berlin bis Nippon. Mit dem Smartphone ... Foto: City-Press
Bestens vernetzt von Stuttgart bis Hamburg. Von Berlin bis Nippon. Mit dem Smartphone ... Foto: City-Press

Hertha: Hosogai lüftet ein Geheimnis

Die Japan-Connection in der Bundesliga

Für viele ist dieser Japaner ein Rätsel. Herthas Hajime Hosogai (27) kämpft, rennt, wird gefoult, steht sofort wieder mit einem Lächeln auf. Er ist der blau-weiße Dauerrenner, alle 25 Spiele machte „Hatschi“ bisher mit. Wie tickt dieser sympathische Defensivspezialist, der immer ruhig und fleißig seinen Job macht? Hier öffnet er zum ersten Mal seine Seele.

Hosogai kommt nach dem Training aus der Kabine. Mit Kapuzen-Jacke und grauer Jogging-Hose. Er zückt sofort sein Smartphone, schaut drauf und – na klar – er lächelt. „43 neue Nachrichten habe ich während des Trainings bekommen“, erklärt er.

Kommunikation 2.0, nicht nur das. Sie ist „Made in Japan“. Hosogai lüftet mal so nebenbei ein Bundesliga-Geheimnis. Ja, es gibt diese Japan-Connection in der Liga. Alle Spieler aus Nippon, die hier spielen, sind eng vernetzt – Hiroshi Kiotake (Nürnberg), Shinji Okazaki (Mainz), Gotoku Sakai (Stuttgart), Hiroki Sakai (Hannover), Yuka Osako (1860 München), Atsuto Uchida (Schalke), Takashi Inui (Frankfurt).

„Wir sind alle bei ,Line’, das ist das japanische ,Whats app’. Da haben wir eine Gruppe gegründet und chatten miteinander. Natürlich machen wir da viele Scherze“, erklärt Hosogai. Weit weg von der Heimat rücken auch die härtesten Profis zusammen, wenn sie aus dem selben Land kommen. Noch immer werden die Kicker aus Fernost oft als Exoten betrachtet.

Hosogai erklärt, wie er mit sieben Jahren zum Fußball kam: „Die japanische Liga war damals erst gegründet. Meine drei Jahre älteren Zwillingsbrüder Hiroshi und Satoshi spielten Fußball, da wollte ich das natürlich auch.“ Seine Brüder spielen längst nicht mehr, aber der kleine Hajime setzte sich durch.

„Ich hatte vier deutsche Trainer in Japan: Guido Buchwald, Holger Osieck, Gert Engels und Volker Finke. Das hat mich schon geprägt. Den unbedingten Siegeswillen habe ich von ihnen gelernt. Das war früher in Japan noch nicht so üblich. Doch damals hatte ich noch keinen Gedanken, dass ich mal in der Bundesliga spielen werde“, so Hosogai.

Als er darüber erzählt, fängt er wieder an zu lachen, weil er an seine Kindheit und an seine Zwillingsbrüder denken muss: „Wenn die beiden Geburtstag hatten, wollte ich auch dabei sein und war erst immer ein bisschen traurig. Dann hat unsere Mutter mir auch einen Kuchen gebacken und ich war glücklich.“

Es sind Sätze, die zeigen, wie er tickt. Er will immer dabei sein. Er ist ein Muster-Teamplayer. Das hört sich bei ihm so an: „Ich muss mich verbessern, das ist gut für die Mannschaft. Ich muss meine Defizite ausgleichen. Ich bin technisch nicht so gut, also muss ich mehr laufen. Ich bin nicht so groß, deswegen muss ich höher springen als Gegner, die 1,90 Meter groß sind.“

Er erzählt es so, als ob es alles wie von selbst geht. „Nein, dafür trainiere ich nicht extra, ich habe auch keinen Kampfsport oder so etwas gemacht. Ich habe immer nur Fußball gespielt. Wenn ich auf dem Platz bin, denke ich an die Fans. Ich möchte ihnen zeigen, was ich kann. Das treibt mich an“, sagt Hosogai.

Wohin geht sein Ehrgeiz, was kann Hertha noch schaffen? Auch da überrascht der Japaner: „Wir sind jetzt auf Platz 9. Das ist das Minimum, was wir erreichen wollen. Aber wir können noch mehr. Doch wir müssen wieder so schnell wie in der Hinrunde spielen. Wenn uns das gelingt, können wir die Europa League schaffen.“

Dafür muss jetzt erst mal die Hammerwoche mit Spielen in Gladbach, gegen Bayern und auf Schalke überstanden werden. Eine Dauerbelastung, eigentlich gemalt für das Konditionswunder aus Japan. Doch ihm droht eine Gelbsperre. „Daran denke ich im Spiel nicht. Irgendwann kommt die Zeit und ich muss aussetzen. Dann ist es so“, meint er gelassen.

Nüchtern, sachlich und herzlich, so ist Hatschi. Und dazu so ungewöhnlich bescheiden. Er ist Nationalspieler, er hat als einziger Hertha-Profi das WM-Ticket sicher. Doch selbst da sagt er: „Ich muss erst mal bei Hertha meine Leistung bringen. Davon hängt es ab, ob ich mit nach Brasilien fahre.“

Zweifel bestehen da nicht, besonders nicht bei all seinen Nippon-Freunden mit ihren Smartphones ...

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Aufrufe: 021.3.2014, 15:22 Uhr
Berliner-KURIER.de / W.Heise&T.MarugaAutor