2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein Hauch von Natalja Antjuch, der Olympiasiegerin über 400 Meter Hürden, gab es am Valznerweiher zu sehen. Die Zeit für dieses Späßchen blieb, weil die Clubfrauen höchst überlegen die Saison abschlos
Ein Hauch von Natalja Antjuch, der Olympiasiegerin über 400 Meter Hürden, gab es am Valznerweiher zu sehen. Die Zeit für dieses Späßchen blieb, weil die Clubfrauen höchst überlegen die Saison abschlos

Heringsschwarm feiert Aufstieg am Gardasee

Nach der Meisterschaft bedeutet die Regionalliga für die Frauen des 1. FC Nürnberg eine Zäsur

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Die Fußballfrauen des 1. FC Nürnberg spielen nächste Saison in der Regionalliga. Das größte Talent haben sie trotzdem an den FC Bayern verloren.

aut wurde es beim letzten Bayernliga-Auftritt des 1. FC Nürnberg Frauen- und Mädchenfußball am Valznerweiher nur, als der Jubel von über 40000 Zuschauern aus dem Stadion nach den Treffern der Club-Männer zum 2:1 und 3:1 gegen Werder Bremen herüberschallte. Außer den Zurufen der Spielerinnen untereinander gab es sonst wenig zu hören. Ein Großteil der überschaubaren Fan-Gemeinde war unter den Jublern nebenan und außerdem besaß das locker herausgespielte 9:3 (4:1) über den FC Karsbach im letzten Bayernliga-Auftritt 2012/13 nur noch statistischen Wert.

Die obligatorische Meister- und Aufstiegs-Sektdusche, äußerlich und auch innerlich, hatten die Club-Frauen nach dem 2:0 bei Stern München schließlich bereits vor Wochenfrist hinter sich gebracht. Einen Gag hatten sie — neben noch zwei (!) versprühten Sektflaschen — dennoch zum Auftakt der Heim-Feierlichkeiten in der Hinterhand: „Regionalliga-Aufsteiger“ zierte die nach Schlusspfiff übergestreiften Meister-T-Shirts und darunter stand ein kurios anmutendes „Hering“.

Nicht etwa als Werbung oder gar als Hommage für den jährlichen Marktschreier-Fischmarkt war der Schriftzug gedacht. Sondern, so viel Aufklärung musste sein, Trainer Wießmeier hatte seine Spielerinnen vor der Saison überwiegend als Heringe tituliert. Ob wegen ihrer körperlichen Nachteile, fehlender Routine oder seiner biologischen Kenntnisse — seine Einschätzung war alles andere als abwertend gemeint, bietet ein Heringsschwarm seinen Feinden doch kaum Angriffsflächen, wenn er seine Bewegungsmanöver eng geschlossen durchführt.

Sein Vergleich kam offensichtlich gut an, die Spielerinnen rückten eng zusammen, ließen sich auch von dem einen oder anderen Rückschlag nicht von ihrem Ziel abbringen, was ihnen als Schwarm — sprich: Kader — beim Fazit des Trainers ein Gesamtlob einbrachte. Zwölf Monate hätten sie alles für den Titel getan, unentgeltlich viel Zeit und Energie investiert, „auch wenn wir die Meisterschaft gerne früher erledigt gehabt hätten.“ Zwei, drei Ausrutscher waren im Rückblick kein Thema mehr, wichtiger war für Wießmeier, dass generell die Entwicklung positiv war; daran abzulesen, dass der schärfste Widersacher FC Ingolstadt zweimal klar in die Schranken gewiesen worden war. Und so geht es zur Belohnung von Mittwoch bis Samstag an den Gardasee.

„Genügend Potenzial“

Dass die Regionalliga für die eine oder andere eine Zäsur darstellt, wird nicht beschönigt. Aber die erfahrene Marina Vogt, mit 32 Jahren die Älteste im Team, sieht in der jungen Mannschaft „genügend Entwicklungspotenzial, um sich im Kampf gegen den Abstieg zu behaupten.“ Mit dem FSV Frankfurt war sie vor gut einem Dutzend Jahren deutscher Meister, wenig später mit dem 1. FFC Frankfurt Pokalsieger, ehe die Polizistin aus beruflichen Gründen vor zehn Jahren nach Nürnberg kam. „Weit voran gekommen in allen Bereichen“, beurteilt „Schweini“, so ihr Spitzname in Anlehnung an ihr Bayern-Vorbild Bastian Schweinsteiger, die Entwicklung des Frauenfußballs: „Technisch, taktisch und vor allem athletisch“.

Ein sehr schwerwiegendes Manko ist für sie jedoch der Mangel an Zuschauern und damit die immer noch geringe Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Für Sina Bach, die Mannschaftsführerin, ist der „bessere Zusammenhalt als früher“ ein Faustpfand, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. „Ich war vor drei Jahren in der Regionalliga noch nicht dabei, aber ich freue mich auf diese Herausforderung, zumal wir uns in einigen Testspielen gegen Regionalligisten ganz ordentlich aus der Affäre gezogen haben“, sagt sie — die aktuelle Begeisterung, das Saisonziel souverän erreicht zu haben, lässt keine negativen Gedanken zu. „Das schaffen wir schon“, sagt Bach.

Daran soll auch der Wermutstropfen nichts ändern, dass sich mit Madlen Hiereth das derzeit wohl größte Talent aus dem U17-Bundesligateam des Club zu einem Wechsel zum FC Bayern München entschlossen haben soll. „Das ist mein Wissensstand, aber unterschrieben ist noch nichts“, sagt Nachwuchstrainer Norbert Frey zu diesem Thema. Einig ist er sich mit Wießmeier, „dass man eine Spielerin mit so guter Perspektive ungern verliert“, die eigentlich zusammen mit Sabrina Sickl, Sabine Fabritius, Leonie Vogel und Helena Sinke aus der U17 für den Frauenkader vorgesehen war.

„Schade für uns, aber mit den Möglichkeiten der Münchner, nicht nur sportlich, können wir nicht mithalten. Da kann sie 2. Bundesliga spielen und hat zudem mittelfristig die Option für den Sprung in Liga eins“, reagierte Wießmeier mit einem bedauernden Achselzucken. Immerhin ein Bereich, in dem es beim Club den Frauen wie den Männern geht.

Aufrufe: 021.5.2013, 16:46 Uhr
Wieland PeterAutor