Ex-Profi Heidenreich ist nicht der Typ, der nachkartet. Aber die Begründung für seine Entlassung passt dem Coach aus Schlüsselfeld so gar nicht: "Es stimmt nicht, dass das Verhältnis zur Mannschaft nicht hundertprozentig gestimmt hat. Daran lag es nicht." Klubchef Helmut Neumann begründete die Entlassung unter anderem mit dem zerrütteten Verhältnis zwischen Trainer und Team. Der Blick auf die Tabelle lügt jedoch nicht. Heidenreich räumt unumwunden ein, dass die Saison bisher wenig erfolgreich verlaufen ist. "Sicher kann man das kritisieren. Aber ich habe gute Arbeit abgeliefert. Die Mannschaft hat sich schon weiterentwickelt und hat vor allem hervorragend mitgezogen. Ich hätte halt die Saison gebraucht, um die Mannschaft ligatauglich zu machen", gibt Heidenreich zu bedenken. Zudem spricht der Ex-Coach Klartext bezüglich der Kaderzusammenstellung: "Es war doch vor der Saison klar, dass es für uns ganz schwer wird. Ich musste immer wieder improvisieren, weil wir keinen echten Innenverteidiger und keinen echten Sechser hatten." Auch im Angriff war die Besetzung zu dünn. Hinzu kam, dass immer wieder verletzte, verhinderte oder gesperrte Spieler zu ersetzen waren.
Schon die Verpflichtung von Heidenreich stand unter keinem guten Stern. Ursprünglich sollte Georg Lunz den Trainerposten beim SV Memmelsdorf übernehmen. Seine kurzfristige Absage stürzte den Verein in Schwierigkeiten, auf die Schnelle einen neuen Chefanweiser zu finden. "Ich war im Urlaub und habe mich breitschlagen lassen, den Job zu übernehmen. Obwohl mir klar war, was da auf mich zukommt. Das hat sich dann in den ersten Trainingseinheiten bestätigt." Die Vorbereitung ist entsprechend schwierig und wenig erfolgreich verlaufen. "Wir haben sogar gegen Landesligisten verloren", erinnert sich Heidenreich. "Sicher hatten wir keinen Erfolg, aber jetzt will der Verein aus meiner Sicht Geld sparen und hat sich daher zu diesem Schritt entschlossen." Ihm zur Seite springt der inzwischen als Teammanager zurückgetretene Horst Grasser: "Wir haben einen Kader mit größtenteils jungen Spielern zusammengestellt. Es war doch klar, dass das eine Saison mit vielen Schwierigkeiten wird." Grasser schätzt die Arbeit von Heidenreich mit dem Team. "Das war fachlich und menschlich in Ordnung. Er hat den Spielern etwas beigebracht. Aus meiner Sicht hat Hans-Jürgen Heidenreich gute Arbeit geleistet, er hat sich nichts vorzuwerfen."
Enttäuscht ist Grasser auch über die Art und Weise der Entlassung und kritisiert: "Ich bin per Anruf von Andreas Saal darüber informiert worden, dass unser Trainer entlassen wird. Der erste Vorsitzende Helmut Neumann hat den Trainer dann darüber informiert. Ich wollte das nicht, bin förmlich überrascht worden." Und Grasser, der seinen Posten eng mit dem des Trainers verknüpft sieht, zieht die Konsequenzen: "Ich stehe zu Hans-Jürgen Heidenreich. Daher höre ich im Winter auf." Bis zur Winterpause springt nun Thomas Schulz kurzfristig in die Bresche. Der 48-Jährige wohnt in Memmelsdorf und hat schon mehrfach in kritischen Situationen ausgeholfen. In der Saison 2010/11 zum Beispiel übernahm Schulz die erste Mannschaft in der alten Landesliga Nord für neun Spiele. Dem Interimscoach ist klar, welche Aufgabe er übernommen hat: "Die Mannschaft hat noch kein Spiel gewonnen. Es fehlt einfach ein Erfolgserlebnis. Daher wird es jetzt ganz schwierig."