2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
– Foto: Thomas F. Starke

Goodbye, Grünheids!

Die Spielerinnen Sarah und Tanja legen ihre neue Priorität auf die Familie und verlassen Absteiger Arminia Bielefeld.

Der Kloß im Hals ist deutlich hörbar. „Wir gehen nach Hause“, sagt Sarah Grünheid. Sie, das sind die Top-Stürmerin von Arminia Bielefeld, ihre Frau Tanja, die Abwehrspielerin, und die elf Monate alten Zwillinge Louisa und Phil Luis. Ein knappes Jahr lang hatte das Paar den Beruf, den Fußball und die Familie unter einen Hut gebracht. Irgendwie. Jetzt haben sich Sarah und Tanja entschieden, ganz nah an Sarahs Elternhaus in Dorsten zu ziehen. Die Arminia, in sechs Jahren im Falle von Tanja und fünf im Falle von Sarah längst auch zur Familie geworden, muss nun ohne sie planen.

Entscheidung fiel im Urlaub

In ihrem zweiwöchigen Urlaub an der Ostsee hatte das Paar noch viel gesprochen über die Zukunft und war übereingekommen: „Irgendwie schaffen wir das“, wie Sarah Grünheid sagt. Doch nach der Rückkehr folgte der „vernünftige Schluss“, erklärt sie. Auch, weil sie danach noch eine Woche bei ihren Eltern waren. „Ich bin in Elternzeit, Tanja arbeitet wieder, meine Eltern sind sehr oft nach Bielefeld gekommen, um auf die Kleinen aufzupassen. Damit wir spielen und trainieren konnten. Aber auf Dauer geht das nicht alle zwei Tage.“ Zudem habe sich der Gesundheitszustand ihrer Großmutter verschlechtert. Auch deshalb haben beide gemerkt, wie wichtig Familie ist. „Für Tanja fühlt sich das genauso an“, sagt Sarah. Ihre Frau kommt aus Norddeutschland, ihre Eltern leben bei Hamburg. Der Entschluss ist so frisch, dass alles Weitere noch nicht erledigt ist. Die Wohnungssuche zum Beispiel.


Abstieg spielte keine Rolle

Mit dem Abstieg des Teams aus der 2. Liga in die Regionalliga habe ihre Entscheidung nicht zu tun gehabt. Schließlich hatten beide dem Abteilungsleiter Jan Reineke und Trainer Tom Rerucha zuvor noch die Zusage für eine weitere Saison gegeben. „Es war ein Prozess, der nichts mit dem Sport zu tun hat“, sagt Sarah Grünheid jetzt. Sie arbeitet als Assistentin bei einer Vermögensberatung, Tanja in einem Rechtsanwalts-Büro. Sarah ist zudem für den Social-Media-Bereich in der Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung der Arminia zuständig. „Weil der Verein da jemanden brauchte“, wie sie erklärt.

Jan Reineke sagt: „Manchmal gibt es einfach wichtigere Dinge, und die Familie gehört dazu. Natürlich schmerzen uns die Abgänge der beiden, sie haben sich aber immer voll mit dem DSC identifiziert und großen Anteil an den Erfolgen den letzten Jahre. Da ist es dann selbstverständlich, dass wir ihren Wunsch akzeptieren.“ Trainer Tom Rerucha meint: „Unserem Kader trauen wir auch nach den Abgängen alles zu. Wenn sich etwas Sinnvolles ergeben sollte, dann würden wir nochmal über eine Verstärkung nachdenken.“


Gründheid die Tormaschine

Besonders Sarah Grünheids Tore dürften fehlen, in 115 Spielen für Arminia waren es sagenhafte 119, in der Saison 2017/18 wurde sie Torschützenkönigin der 2. Liga, im DFB-Pokal sogar dreimal in Folge von 2017 bis 2020. Über ein neues Engagement macht sie sich später Gedanken. Sarah Grünheid ist 30, Tanja gerade 35 geworden und beendet ihre Karriere.

Jetzt heißt es erst einmal, den neuen Lebensabschnitt zu organisieren und den alten zu bewältigen. Ein paar Tränen inklusive. Für Samstag ist die Aufräum-Aktion der Mannschaft im und rund um das Stadion an der Postheide geplant. Mit den Grünheids. Sarah sagt: „Wir werden so dabei sein wie sonst auch.“

Aufrufe: 012.7.2021, 16:30 Uhr
Uwe Kleinschmidt / FuPaAutor