2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Schrie alle Freude heraus: "Alemao" Luis Gustavo. Foto: Würthele
Schrie alle Freude heraus: "Alemao" Luis Gustavo. Foto: Würthele

Futsal-Wahnsinn: Jahn siegt in Krimi

Vom Sechsmeterpunkt entscheiden Kruel und Co. ihr Halbfinale gegen die Hamburg Panthers für sich. Zwei Torhüter werden zum Helden.

Alle Dramatik, alle Spannung, alle Emotionen bündelten sich in diesem einen Moment gestern Abend. Und als Leonardo Dias Cearsa, normalerweise dritter Torhüter des Jahn, um exakt 21.18 Uhr zum Punkt schritt und den entscheidenden Sechsmeter verwandelte, kannte der Jubel bei Spielern und Fans keine Grenzen mehr: die Futsaler des SSV Jahn 1889 Regensburg hatten es tatsächlich geschafft und waren ins Finale um die Deutsche Futsal-Meisterschaft eingezogen. 350 Interessierte in der Nordhalle hatten zuvor einen wahren Futsalkrimi gegen Rekordchampion Hamburg Panthers gesehen, der nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung in einem 5:5 gemündet hatte. Im Sechsmeterschießen machte sich neben Leonardo Stammtorwart Raul Mantelli Guimara mit drei gehaltenen Bällen unsterblich.

Einer konnte das, was soeben passiert war, kurz nach dem Moment des Triumphes noch überhaupt nicht realisieren: Spielertrainer Lucas Kruel. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll, es ist unglaublich. Ich bin einfach nur glücklich, zugleich unglaublich erschöpft. Ich kann das hier noch gar nicht so richtig begreifen, rang Kruel um Worte.

Genau so überwältigt zeigte sich Abteilungsleiter Oliver Vogel. Er sagte: Ich fasse es nicht. Auch, dass die Stimmung so geil war und die Fans und zum Sieg getragen haben. Das hätte ich so nicht erwartet. Jetzt ist eine Last abgefallen und im Finale kann alles passieren. Unser Traum lebt! Den letzten Schritt zur deutschen Futsal-Krone können Regensburger nun am 29. April machen. Finalgegner ist der sächsische VfL 05 Hohenstein-Ernstthal, der sein Halbfinale gegen den FC Fortis Hamburg mit 5:3 für sich entschieden hatte.

Es war ein Spiel, das von der ersten Minute an Spannung kaum zu überbieten war. Der Gastgeber erwischte einen Auftakt nach Maß: „Alemao“ Luis Gustavo brachte den Jahn bereits nach drei Minuten in Führung. Nach überlegenem Start des SSV kamen nun die Hamburg Panthers auf, dominierten die folgenden 15 Minuten. Und gingen effektiv mit ihren Chancen um: Mohamed Labiadh (6.), Saboor Khalili (8.), Nico Florian Zankl (11.) und Michael Meyer (13.) schossen binnen weniger Minuten eine 4:1-Führung für die Hanseaten heraus, bei denen fünf Nationalspieler auf dem Parkett standen. Wichtig für den Jahn war der Treffer zum 2:4 durch Marcus Vinicius Da Silva Lima Augenblicke vor dem Halbzeitpfiff.

Regensburg kam mit neuem Mut aus der Kabine und machte jetzt das Spiel. Halison De Souza Goncalves verkürzte in der 29. Minute auf 3:4. Der Jahn drängte auf den Ausgleich, fing sich dann allerdings einen Konter und das vorentscheidende 3:5 durch Stefan Winkel (36.). Kruel, Alemao und Co. mobilisierten jetzt die letzten Körner. Mit dem Mut der Verzweiflung und mit fliegendem Torwart warfen sie alles nach vorne, schnürten Hamburg vor ihr eigenes Tor ein. Und wurden belohnt: erst stellte Luis Gustavo den Anschluss wiederher (38.), dann ließ Marcus Vinicius Da Silva Lima mit seinem Ausgleichstreffer 42 Sekunden vor Schluss die Halle kopfstehen.

Alle Szenen vom packenden Spiel finden Sie hier:


Keine Tore in der Verlängerung, das Sechsmeterschießen musste die Entscheidung herbeiführen - mehr Drama ging nicht. Jahn-Keeper Raul hielt den ersten, Luis Gustavo sorgte anschließend für den Vorteil seines Teams. Auch Kruel verwandelte, dann aber vergab Da Silva Lima den ersten Matchball für den Jahn. Wieder hielt Raul, wieder gingen dem SSV in Person von De Souza Goncalves die Nerven durch. Nachdem beide Teams ein weiteres Mal getroffen hatten, mussten die Torhüter antreten. Hamburgs Ceylani scheiterte am bärenstarken Raul. Nun war Jahns dritter Keeper Leonardo Dias Ceresa an der Reihe. Leo ist sehr sicher, was Sechsmeter angeht. Und als er zum Punkt hingelaufen ist, haben wir alle gesagt: das kann einfach nicht daneben gehen, sagte Vogel im Nachhinein. Und so kam es: Leonardo drosch den Ball in die Maschen und schoss sein Team ins Finale der Deutschen Meisterschaft.

Ich freue mich auf ein geiles Finale. Das wird ein Wahnsinn, blickt Oliver Vogel bereits voraus. Auch der neue Futsal-Nationaltrainer Marcel Loosveld war vor Ort. Sein Statement: Wir haben ein schönes Spiel gesehen, sehr spannend und attraktiv für die Zuschauer. Ich denke, der Torwart von Jahn Regensburg hat den Unterschied ausgemacht. Deutschland hat großes Potenzial“.

Aufrufe: 016.4.2017, 13:34 Uhr
Florian WürtheleAutor