2024-04-29T14:34:45.518Z

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Florian Heitzmann kennt die Verbandsliga: Mit dem FV Donaueschingen hat er schon einmal den Aufstieg geschafft, jetzt gelang ihm dasselbe mit dem FC Neustadt. | Foto: Patrick Seeger
Florian Heitzmann kennt die Verbandsliga: Mit dem FV Donaueschingen hat er schon einmal den Aufstieg geschafft, jetzt gelang ihm dasselbe mit dem FC Neustadt. | Foto: Patrick Seeger

Florian Heitzmann: "Clever spielen und Leichtsinn weglassen"

BZ-Interview mit Florian Heitzmann, dem Kapitän des FC Neustadt, über die erfolgreiche Endphase der vergangenen Saison, das Trainerduo und die Verbandsliga

Am Freitag um 18 Uhr beginnt für Verbandsliga-Aufsteiger FC Neustadt die Vorbereitung auf die neue Saison. Es wird eine lockere Balleinheit, Sitzung und Teamabend schließen sich an. Am Samstag, 2. Juli, soll der Kader im Rahmen des ersten Testspiels im Jahnstadion vorgestellt werden. BZ-Redakteur Jürgen Ruoff blickt mit Florian Heitzmann, Kapitän und Führungsspieler der Meistermannschaft, noch einmal zurück auf die erfolgreiche Endphase der vergangenen Saison und wagt auch einen Ausblick auf das, was die Blauen in der Verbandsliga erwartet.
BZ: Der Kater von den ausgiebigen Meisterschafts-Feierlichkeiten dürfte überstanden sein?
Heitzmann: Die Meisterschaftsfeier nach dem letzten Spiel habe ich nicht miterlebt, da war ich in Berlin. Beim vorletzten Spiel gegen Hilzingen war ich noch dabei, da waren wir ja auch schon so gut wie durch. Da haben wir es nach dem Spiel auch schon kräftig krachen lassen.

BZ: Wer hat sich als bester Sänger ausgezeichnet?
Heitzmann: Schwierig. Ich würde sagen Björn D’Antino. Er hat am besten und meisten gesungen.

BZ: Wie oft haben Sie so eine intensive Titelfeier schon miterlebt?
Heitzmann: Beim FV Donaueschingen sind wir ebenfalls von der Landesliga in die Verbandsliga aufgestiegen. Auch da war die Sache sehr intensiv, auch da hatten wir Supertypen in der Mannschaft.

BZ: Haben Sie immer an den Titel geglaubt oder gab es auch mal ein Glaubenstief?
Heitzmann: An den Titel? Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Wir haben eine gute Saison gespielt und das wäre auch der Fall gewesen, wenn wir nicht aufgestiegen wären. Der Aufstieg war unser großes Ziel, in erster Linie ging es aber immer darum, dass wir als Spieler und Mannschaft besser werden. Ein Glaubenstief hatte ich nie, ich habe mich allerdings aufgeregt, wenn wir mal nicht so gut gespielt haben. Wie in den Heimspielen gegen Löffingen und Konstanz. Wenn wir so weiterspielen, können wir nicht Meister werden, das war mir klar. Mir war aber auch klar, dass wir jedes Team schlagen und Meister werden können, wenn wir gut spielen.

BZ: Andererseits gewann man in einigen Spielen den Eindruck, dass einige der arrivierten Spieler in ihrer Entwicklung stagnieren.
Heitzmann: Vor drei Jahren war es auch schon eine gute Mannschaft, dieses Mal war es jedoch eine Meistermannschaft. Manchmal muss man sich bei persönlichen Dingen wie einer bestimmten Position oder der eigenen Leistung zurücknehmen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Man hat dann vielleicht nicht mehr so viele spektakulären Aktionen nach vorne wie zuvor, hilft aber durch sein Spiel und sein Zurücknehmen der Mannschaft weiter. Die Balance verbessert sich, ebenso die defensive Struktur. Von außen sieht es dann vielleicht so aus, als würde der Spieler nicht mehr so spektakulär spielen, für die Mannschaft kann er aber sehr viel wertvoller sein.

BZ: Was war ausschlaggebend, dass der FC Neustadt am Schluss die Nase in der Landesliga III vorne hatte?
Heitzmann: Weil wir dann auch sehr gut gespielt haben. Es gibt zwei Dinge, die uns in Phasen, in denen wir Spiele abgaben, gefehlt haben. Wir alle haben krasse individuelle Fehler gemacht – so kann man keine Spiele gewinnen. Man kann trotzdem gut spielen, aber man verliert eben. Das zweite ist, dass sich die Gegner gut auf uns eingestellt und sehr defensiv agiert haben. Beispiel, das Hinspiel gegen die DJK Donaueschingen. Da haben wir in der ersten Halbzeit ganz gut gespielt und hatten drei Halbchancen. Wir machen das Tor aber nicht, das gelang dann der DJK. Und schon bist du raus. Am Schluss der Saison haben wir dann wieder sehr gut und dominant gespielt und standen super.

BZ: Waren die Siege gegen Löffingen und Bonndorf für die starke Schlussphase entscheidend?
Heitzmann: Absolut. In Bonndorf haben wir sicher und souverän agiert, noch souveräner als in Löffingen. Das Spiel in Löffingen war auch eine Charaktersache, denn wir mussten einen Rückstand aufholen. Wir sind nicht wild angerannt und haben uns in Einzelaktionen verstrickt, sondern haben kontrolliert gespielt und auf unsere Chancen gewartet, die dann auch kamen.

BZ: Ist die Sechserposition, auf der Sie fast immer zum Einsatz kommen, Ihre Lieblingsposition?
Heitzmann: Ja, klar. Ich habe in Freiburg mal Verteidiger und Innenverteidiger gespielt, aber sonst immer im zentralen Mittelfeld. Eine Mannschaft kann eigentlich nur gut spielen, wenn sie gut hinten raus spielt. Man ist als Sechser Bindeglied zwischen Abwehr und Sturm und hat deshalb auch viele Aktionen, Zweikämpfe, Bälle. Man kann das Spiel entwickeln und hat es vor sich. Taktisch und strategisch ist die Sechserposition sehr wichtig.

BZ: Sie sind ein umtriebiger Spieler, ein Fighter, ein Dauerläufer. Gemäß Ihrem Namen „heizen“ Sie durchs Mittelfeld. Zudem sind Sie Kapitän. Wie sehen Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft?
Heitzmann: Als Kapitän muss ich mit gutem Beispiel in allen Bereichen vorangehen. Das bedeutet, dass man vor dem Training die Bälle aufpumpt, die Wasserflaschen auffüllt. Gerade die Spieler, die nicht so oft zum Einsatz kamen wie Ali Winter, Robin Maier, Niklas Eckert und teilweise Tobi Falkowski haben sich gerade auch da super verhalten.

BZ: Legen Sie als Kapitän und Führungsspieler auch mal den Finger in die Wunde und werden laut?
Heitzmann: Ich kann schon energisch werden. Und auch laut.

BZ: Sie haben manchmal den kleinen Philipp auf dem Rücken. Es sieht so aus, als hätten Sie einen besonderen Draht zu dem Jungen.
Heitzmann: Er ist oft bei den Mannschaftskreisen dabei, bei der Teambesprechung und er ist im Bus auch schon zu den Auswärtsspielen mitgefahren. Ich denke, er gibt uns mit seiner Art genauso viel, wie wir ihm geben. Ich finde es schon cool, wie positiv er mit seinem Handicap durchs Leben geht.

BZ: Sie haben schon einige Trainer in Ihrer Laufbahn erlebt. Der Erfolg spricht für Klaus Gallmann. Wie schlägt sich der mit 26 Jahren noch sehr junge Trainer aus Ihrer Sicht?
Heitzmann: Er schlägt sich sehr gut. Er hat schon ein paar knifflige Situationen lösen müssen und oft die richtigen Entscheidungen getroffen. Seine Ansprachen sind top, er ist super engagiert. Im Amateurbereich geht wahrscheinlich nicht mehr.

BZ: In der neuen Saison gibt es Gallmann im Quadrat: Klaus Gallmann und Bruder Benjamin Gallmann coachen die Neustädter Mannschaft als gleichberechtigte Trainer. Haben Sie so eine Lösung schon mal erlebt?
Heitzmann: Nein, noch nie. Das ist eine Toplösung, finde ich. Zwei Fußball-Fachmänner beim FC Neustadt, ist doch super.

BZ: Mit Benjamin Gallmann haben Sie beim FV Donaueschingen eine Saison zusammengespielt. Was ist in Ihrer Erinnerung hängengeblieben vom Spieler Gallmann?
Heitzmann: Spielintelligenz. Fachlich sehr gut, er hat sich schon immer mit dem Spiel beschäftigt. Technisch ein guter Fußballer, der auch läuferisch immer fit war. Er war schon immer hochmotiviert.

BZ: Sie haben schon Verbandsliga gespielt: Was erwartet den FC Neustadt?
Heitzmann: Das Wesentliche ist die Cleverness. Man darf sich noch weniger Fehler erlauben als in der Landesliga, denn sie werden gnadenlos ausgenutzt. Ich glaube nicht, dass die Gegner so viel schneller und ausdauernder sein werden als wir. Mehr als dreimal zwei Stunden pro Woche trainieren, kann man im Amateurbereich nicht. Es geht um Konzentration, Cleverness, Zweikampfverhalten. Wir müssen uns geschickt anstellen. Das ist Kopfsache. Ich mache mir da gar keine großen Sorgen, weil wir clevere und intelligente Spieler haben. Wenn wir mit der Aufgabe schnell wachsen und die Leichtsinnigkeit im Spiel weglassen, bin ich optimistisch, dass wir das packen.

BZ: Letzte Frage: Wer wird Europameister?
Heitzmann: Ich habe Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich auf der Rechnung.


Zur Person: Florian Heitzmann
Der Lehrer an der Grund- und Werkrealschule in Titisee-Neustadt ist in der Wälderstadt aufgewachsen und hat mit Fußball beim FC Neustadt begonnen. Anschließend wechselte er mit 13 zum SC Freiburg. Dort spielte er fünf Jahre. Als Aktiver hat der ledige 28-Jährige für den FV Donaueschingen und FC Neustadt gespielt.
Aufrufe: 023.6.2016, 22:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor