2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligavorschau
Hat noch keine Zukunftspläne: Trainer Jörg Jansohn wird den SV Gonsenheim nach Saisonende verlassen und will trotz sicherem Klassenerhalt in Wiesbach unbedingt punkten.	Archivfoto: hbz/Kristina Schäfer
Hat noch keine Zukunftspläne: Trainer Jörg Jansohn wird den SV Gonsenheim nach Saisonende verlassen und will trotz sicherem Klassenerhalt in Wiesbach unbedingt punkten. Archivfoto: hbz/Kristina Schäfer

Fernduell um die Stadtmeisterschaft

Nach Klassenerhalt setzt Gonsenheim in Wiesbach auf A-Jugendliche / Schott will gegen Mehring versöhnliches Rückrundenende

Mainz. Babak Keyhanfar singt. ,,An Tagen wie diesen", schallt es mit leicht gebrechlicher Stimme aus dem Hörer. Dann ein schallendes Lachen. ,,Ups, ist ja schon wieder rum." Wobei der Co-Trainer und seine Oberliga-Fußballer des SV Gonsenheim nach ihrem 2:1-Derbysieg gegen Schott Mainz die Nacht zum Tag machten.

Nach einer fröhlichen Runde in der Sportklause am Wildpark ging es in die Stadt, über den Starclub ins 50grad, wo die Gonsenheimer um vier Uhr früh zu elft immer noch in Mannschaftsstärke ihren vorzeitigen Klassenerhalt begossen. Voller Einsatz ist dieser Tage eben Programm.

Es ging um Zentimeter

Schon nach zwei Minuten hätte dieses Derby seine erste große Geschichte schreiben können, als Keyhanfar lupfte, Schott-Keeper Alexander Motz knapp außerhalb des Strafraums und damit Rot-würdig, aber ungestraft mit den Fingerspitzen am Ball war und die Kugel leicht entschärfte, sodass Kapitän Marco Senftleben sie artistisch von der Linie kratzen konnte. Immer wieder ging es um Zentimeter, die den Unterschied ausmachten zwischen Freud und Leid in diesem elektrisierenden Stadtteil-Duell. Einem Derby, in dem eine sehr gut motivierte Mannschaft sich einer extrem motivierten beugen musste.

Und aus dem beide glücklich herausgehen konnten: Die Gonsenheimer mit dem Ticket für ihre sechste Oberliga-Saison am Stück, der TSV mit der Gewissheit, dass die Demission von Chefcoach Ali Cakici weder der Spielfreude noch der Geschlossenheit des Teams Schaden zufügte. Eine gute Perspektive für das Verbandspokal-Endspiel am 28. Mai. Und für das Finale um die ,,Stadtmeisterschaft", die mit einem Punkt Vorsprung für Schott bei einem weniger zu absolvierenden Spiel zwar nicht von so existenzieller Bedeutung wie das Derby, aber doch nicht minder spannend ist. Wie wichtig ihnen diese Prestigefrage ist, merkte man den äußerst zerknirschten TSV-Aktiven nach der Partie an.

,,Wir sind enttäuscht, dass wir das Derby nicht gewonnen haben", sagt Schott-Co-Trainer Bernd Bangel, ,,aber auf diese Derbys freut man sich. Deshalb: Toll, dass auch Gonsenheim in der Liga bleibt." Für den TSV steht an diesem Samstag (15.30 Uhr) bereits das letzte Saisonspiel an. Daheim gegen den Vorletzten SV Mehring soll, mit wohl unverändertem Aufgebot, die arg durchwachsene Rückrunde versöhnlich beendet werden. ,,Wir haben im schweren zweiten Jahr die Liga gehalten, darum ging's", hält Bangel fest, ,,aber so richtig zufrieden können wir nicht sein." Dafür bräuchte es schon noch den Pokal. Bei den Gonsenheimern muss man sich fast fragen, ob zeitgleich bei Hertha Wiesbach überhaupt noch elf Mann auf dem Platz stehen. Max Kimnach fehlt mit Rotsperre, Arif Güclü und Ertan Ekiz humpelten arg ramponiert vom Feld, hinter Keyhanfar und Stefano Pennella, die ebenfalls angeschlagen ins Spiel gingen, steht ein dickes Fragezeichen. ,,Der Druck ist weg, wir spielen jetzt befreit auf, da kann man auch mal einige A-Jugendliche reinschmeißen", blickt der Co-Trainer voraus.

Freude auf mehr Freizeit

Die Amtszeit von Chefcoach Jörg Jansohn geht nach zweieinhalb Jahren in jedem Fall erfolgreich zu Ende. ,,Ich bin völlig zwiegespalten. Natürlich ist es schade, so eine Supertruppe zu verlassen. Auf der anderen Seite freue ich mich endlich auf ein bisschen mehr Freizeit", betont Jansohn, der in mehr als 30 Jahren beim SVG ,,gefühlt nie mehr als zwei Monate Pause hatte" und noch keine Zukunftspläne geschmiedet hat. Nur eins ist klar: ,,Ich fahre sicher nicht zwei Stunden nach Wiesbach, um die Punkte herzuschenken." Ein Sonderlob heimst das zuletzt bockstarke Innenverteidiger-Duo Jonas Raltschitsch und Marc Beck ein. ,,Wenn unsere Abwehr noch mal so steht, mache ich mir relativ wenige Gedanken", betont Jansohn, ,,und egal wer fehlt: Wir werden wieder eine schlagkräftige Mannschaft aufbieten, die mithalten kann." Schließlich gilt es noch, die Stadtmeisterschaft zu holen.



Aufrufe: 012.5.2016, 18:00 Uhr
Torben SchröderAutor