2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Könnte es so bald nicht mehr geben: Fehrbellins Paul Vatter (links) und RSV-Spieler Patrick Kania im Zweikampf. Der SV 90 überlegt, ob er seine Reserve zurückzieht vom Spielbetrieb. ©MZV
Könnte es so bald nicht mehr geben: Fehrbellins Paul Vatter (links) und RSV-Spieler Patrick Kania im Zweikampf. Der SV 90 überlegt, ob er seine Reserve zurückzieht vom Spielbetrieb. ©MZV

Fehrbellins Nichtantritt und die Folgen

SV 90 überlegt, seine Reserve vom Spielbetrieb zurückzuziehen

Klafft im Regelwerk eine Lücke? Zumindest gibt es keinen Paragrafen, der regelt, wer aus dem Verein die Initiative ergreifen darf, ein Pflichtspiel verlegen zu lassen. Offenbar kann das sowohl ein Funktionär als auch ein Spieler in die Wege leiten.

So stellt sich der aktuelle Fall dar, den der SV 90 Fehrbellin am vorigen Wochenende ins Rollen brachte. Im Team des Kreisligisten verschärfte sich die Personalmisere wegen Krankheit, Urlaub und Verletzungen beim Freitagtraining so sehr, dass es fürs Match am Sonntag keine spielfähige Mannschaft stellen könne. Marcel Kraus, einer aus dem federführenden Duo (mit Marco Vatter), versuchte intern vergeblich, Vereinschef oder Abteilungsleiter davon in Kenntnis zu setzen. Die Zeit saß den Fehrbellinern im Nacken, daher nahm Kraus am Sonnabend nach schier endlosen Anfragen unter Kickern den Hörer in die Hand, informierte den FC Blau-Weiß Wusterhausen, der nächste sportliche Kontrahent. "Erst danach bin ich in Kenntnis gesetzt worden", wundert sich Staffelleiter André Ballast über die Chronologie. "Der Verein hat zuerst mich zu informieren, weil allein der Staffelleiter ein Spiel absetzen kann." Genau das ist ein Knackpunkt: Welcher Personenkreis verbirgt sich hinter "Verein"?

Martin Hagemeister vom Landesverband vertritt eine klare Meinung: "Wer die Zugangsberechtigung fürs DFB-Postfach des Vereines hat, der ist legitimiert, Kontakt mit den Staffelleitern aufzunehmen." Ihm reicht es nicht, dass ein Telefonat zwischen Gast, Gastgeber und Staffelleiter geführt wurde, Hagemeister stuft ein von allen Seiten bestätigtes Schriftstück als Muss ein, um ein Pflichtspiel abzusetzen. Dieses existiert im laufenden Verfahren jedoch nicht. Marcel Kraus wird laut Spielberichtsbogen online nicht als Trainer geführt.

Fakt ist, dass der Nichtantritt vom SV 90 Fehrbellin ein Nachspiel haben und sich nun das Sportgericht mit dem Thema beschäftigen wird. Es scheint ein kompliziertes Verfahren zu werden, denn dem Nichtantritt steht ein Spielzwang gegenüber, wenn es eine rangniedere Vereinself gibt. Der zwingend zu praktizierende Weg: Nach oben aufrückende Kicker.

Der Vorsitzende des Fussballkreises, Mike Schläger, bedauert, dass die Partie Wusterhausen gegen Fehrbellin abgesetzt wurde. "Es wäre sinnvoller gewesen, hätte Wusterhausen die offizielle Wartezeit von 45 Minuten abgewartet. Dann hätte ein Verantwortlicher den Spielberichtsbogen online mit der Bemerkung ausgefüllt, dass Fehrbellin nicht angetreten ist. Dann wäre alles jetzt einfacher zu handhaben."

In die Zwickmühle geraten die Rhinstädter wohl, weil die Partie der Kreisliga-Reserve an- und auch regulär abgepfiffen wurde. Theoretisch bestand die Möglichkeit, dass nach dem Abpfiff in Neuruppin (gegen 12.45 Uhr) Spieler nach Wusterhausen gefahren wären, um die reduzierte Erste (Anpfiff hätte bis 13.45 Uhr erfolgen müssen) aufzufüllen. Insgesamt standen am Sonntag 17 Spieler zur Verfügung.

Zum Antritt beim RSV Maulwürfe II entschloss sich der SV 90 auch deshalb, weil der Ausschluss aus dem Spielbetrieb wie ein Damoklesschwert über ihm schwebte. Zweimal war Fehrbellin II bereits schuldhaft nicht angetreten und damit die maximale Anzahl erreicht. Kommt es erneut dazu, folgen zwangsläufig der Entzug der Spielberechtigung sowie eine satte Geldstrafe. Allerdings greift dies nur, wenn es ein schuldhafter Nichtantritt ist. Hätte Fehrbellin II (Endstand 2:2 beim RSV Maulwürfe II) keine sieben Spieler zusammen bekommen, hätte der Verein gute Karten beim Sportgericht. Mike Schläger versteht die Angst der Fehrbelliner nicht: "Es kann kein Team bestraft werden, wenn es die erste Mannschaft auffüllt." Er wischt damit den befürchteten Ausschluss rigoros vom Tisch. Eine Anfrage hätte gereicht, dann wären die jetzt aufkommenden Sorgen der Fehrbelliner vermieden worden, nur bedarf es dazu der vereinsinternen und externen Kommunikation.

Fernab des Fehrbelliner Falls verweist der Vorsitzende des Fussballkreises darauf, dass "die Abmeldung einer Mannschaft immer noch billiger ist als drei schuldhafte Nichtantritte". Über die Höhe der Ordnungsstrafe bestimmt das Sportgericht.

Inzwischen sickert durch, dass der SV 90 erwägt, die Rückrunde nur noch mit einer Männermannschaft anzugehen. Im Sommer wackelte der Fortbestand der zweiten Elf bereits erheblich. Doch entschloss sich der Kreismeister aus dem Jahr 2010 zum Melden einer Kreisliga-Reserve, obwohl die nötigen Strukturen fehlten, also Verantwortungsbereiche abgesteckt. Der nicht unbegründete Optimismus wurde genährt, weil ja noch eine Alt-Herren-Mannschaft an den Start gebracht wird, aus deren Kader punktuell mit Verstärkung zu rechnen ist. Kommt es zum Abmelden, "ist das unglaublich traurig für unseren Verein, weil wir richtig gute Bedingungen haben", sagte Marcel Kraus.

Hoch anzurechnen ist den Fehrbellinern: Sie schickten am Sonntag zum Spiel der Zweiten jene Elf auf den Maulwurf-Rasen, die nicht wesentlich verstärkt wurde. Lediglich der lange verletzte und wieder genesene Toni Rösner sowie Keeper Alexander Loewe wurden als Stammspieler der Ersten eingesetzt.

Inzwischen klafft für den Kreisligisten eine Lücke von drei Punktspielen auf: Ein Großteil der Staffel hat zwölf Partien hinter sich, der SV 90 neun. Fällt noch viel Niederschlag, ist auch das letzte Heimspiel dieses Jahres gegen Union II (am Sonntag, 13 Uhr) gefährdet.

Aufrufe: 010.12.2015, 01:30 Uhr
MOZ.de / Stephan Ellfeldt/Matthias HaackAutor