2024-06-06T14:35:26.441Z

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Dauerjubler: Jasmin Rastoder (rechts) und Erdal Kizilay. Kein anderes Team trifft öfter als der FC Tiengen. | Foto: Matthias Konzok
Dauerjubler: Jasmin Rastoder (rechts) und Erdal Kizilay. Kein anderes Team trifft öfter als der FC Tiengen. | Foto: Matthias Konzok

FC Tiengen ist längst keine Meckerliese mehr

Fußball-Bezirksligist hat unter Trainer Georg Isele sein Image aufpoliert und kämpft nun um den Aufstieg.

Es ist nicht allzu lange her, da eilte dem FC Tiengen der Ruf als Skandalnudel voraus. Die Auftritte waren gesäumt von fehlender Disziplin und einer bunten Kartenflut. Vergangenheit. Das Gesicht der Mannschaft hat sich gewandelt. Die Folge: Der FCT schnuppert am Aufstieg.
Die Tiengener waren bekannt dafür, selten ein Spiel mit voller Mannstärke zu beenden. Die Disziplin wurde alles andere als groß geschrieben. Entsprechend verheerend war die Bilanz im Sommer 2015: 66 Spiele, 269 Gelbe, 44 Gelb-Rote und acht Rote Karten hatte der FC Tiengen in zwei Jahren gesammelt. Einsame Spitze in der Landesliga und auch nach dem Abstieg in die Bezirksliga sollte sich dies zunächst nciht ändern. "Diesen Titel wollen wir abgeben und vom Image der Meckerliese wegkommen", sagte Georg Isele deshalb vor dieser Saison. Im Sommer war der frühere Coach des SV Berau und SV Stühlingen vom FC Schlüchttal gekommen und hatte einen klaren Auftrag: Disziplin und Ruhe reinbringen.

Das Problem des Teamgeistes angepackt

"In der Vergangenheit gab es häufig Charaktere, die sehr viel auf sich selber geschaut haben", erzählt Jasmin Rastoder. Er steht seit Jahren für den FCT auf dem Platz, ist auch sportlicher Leiter. "Inzwischen ist es super zu sehen, wie wir als Team auftreten", findet er. Geschlossenheit war eines der Ziele von Isele. "Wir haben das Problem des Teamgeistes angepackt, das Untereinander gefördert und die nötige Disziplin auf dem Platz eingefordert", erklärt der Tiengener Coach.

Doch zeigt auch die sportliche Entwicklung klar nach oben. Die Mannschaft präsentiert sich in der aktuellen Bezirksligasaison stabil und befindet sich mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf den zweiten Platz mitten im Kampf um den Aufstieg. Isele (Jahrgang 1964) stapelt jedoch tief: "Die zwei Teams vorne werden sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen", sagt er mit Blick auf Tabellenführer SV Weil II und den FC Zell. Seine Elf, so Isele, sei dennoch auf einem klasse Weg und nehme die gesamte Situation gelassen. Allerdings: Angesichts der Tabellensituation wirkt die Zurückhaltung übertrieben. Steckt dahinter nur taktisches, psychologisches Kalkül? Vielleicht. Doch passt es zugleich zum neuen Image des Vereins.

Auf den Ruf, den sich der Tiengener Fußball mittlerweile erarbeitet hat, ist der Trainer stolz: technisch versiert und fußballerisch fein. "Die Mannschaft ist sehr spielstark", erklärt Isele, "das bekommen wir auch immer wieder von gegnerischen Mannschaften und Trainern bestätigt." Auch bei einem langfristigen Ausblick gibt sich Isele bescheiden: "Wir wollen einfach eine gute Rolle in der Bezirksliga spielen und mit unseren jungen Spielern nachhaltig weiterarbeiten."

Rastoder: "Isele handelt nie überstürzt."

Der Trainer erweckt den Eindruck, ein Realist zu sein, dem Bodenständigkeit wichtig ist. Rastoder bestätigt das: "Er ist speziell für unsere jungen Spieler sehr wichtig, weil er ihnen das richtige Gefühl vermittelt." Er sei rational denkend und niemand, der überstürzte und zu hoch gegriffene Ziele zwanghaft verfolge. Der sportliche Leiter gerät förmlich ins Schwärmen: "Georg ist ein aufrichtiger Mann mit genau dem richtigen Hobby."

Pure Harmonie beim FC Tiengen. Der richtige Weg, um das Image des Vereins weiter aufzupolieren. So wie sportlicher Erfolg. Am Pfingstmontag könnte der FCT mit einem Sieg beim Kreisligisten Spvgg. Wutöschingen ins Bezirkspokal-Finale einziehen. Vor allem aber wäre in dieser Saison der Aufstieg machbar. Bei aller Bescheidenheit: Isele wäre wohl kaum abgeneigt, sollte der Weg schon kurzfristig in die Landesliga zurückführen: als eines der fairsten Teams, versteht sich.
Aufrufe: 012.5.2016, 00:00 Uhr
Frederick Polzer (BZ)Autor