Schon bei den Bambinis trug Yannic Intven das blau-weiße Trikot des FC Monheim, ehe es ihn über die Station Bonner SC in die U19 des 1. FC Köln zog. Bei den „Geißböcken“ trainierte Intven sogar ein paar Monate bei den Profis. Doch sein Traum, irgendwann in der Bundesliga zu spielen, blieb unerfüllt.
Über die Stationen FC Bergheim, SF Baumberg und zwei Mal TuRu Düsseldorf führte sein Weg 2016 zurück ins Rheinstadion. 106 Pflichtspiele absolvierte der 31-Jährige seitdem für den Oberligisten. Die vergangenen drei Jahre war er unumstrittener Kapitän der Mannschaft, ihr An- und Wortführer auf sowie neben dem Rasen. Doch nun hat die „prägende Figur der vergangenen Jahre“, wie der FCM auf seiner Facebook-Seite schreibt, seine aktive Laufbahn beendet.
„Anfang des Jahres kam Yannic auf uns zu und teilte uns seinen Entschluss mit, den er mit seinen zwei Kindern und einer eventuellen beruflichen Neuausrichtung seiner Frau begründete“, sagt Monheims Geschäftsführer Karim El Fahmi. „Wir haben schnell gemerkt, dass seine Meinung manifestiert ist und haben nicht versucht, ihn umzustimmen. Wir akzeptieren seinen Entschluss zu 100 Prozent.“
Gerne lässt der FCM den 31-Jährigen freilich nicht gehen. Es gibt viele Partien, denen er seinen Stempel aufgedrückt hat. Eine davon ist das Relegationsrückspiel beim VfL Rhede am 4. Juni 2017. Der erste Vergleich im Rheinstadion endete torlos – und beim zweiten Aufeinandertreffen sprach zunächst wenig dafür, dass Monheim den Aufstieg in die Oberliga schaffen würde, denn nach 60 Minuten stand es 0:2 aus Sicht der Gäste. Doch sie blieben dran und belohnten sich für ihren couragierten Auftritt. Phillip Hombach erzielte in der 87. Minute den fälligen Anschlusstreffer, Abdelkarim Afkir ließ in den letzten Zügen der Nachspielzeit per Traumtor das 2:2 folgen.
Nach dem Schlusspfiff des Fußballkrimis kannte die Freude keine Grenzen. Vor allem die Auswärtstorschützen ließen sich gebührend als Helden des Aufstiegs feiern. Doch ohne Innenverteidiger Intven wäre es wohl nichts geworden mit der rauschenden Party in Blau-Weiß. Trainer Dennis Ruess setzte in der Schlussphase der Relegation alles auf eine Karte. Mit kompromissloser Offensive sollte Rhede doch noch in die Knie gezwungen werden. Der gewagte Plan ging auf.
„Yannic hatte bereits die Gelbe Karte gesehen und Bedenken, als ich auf eine Dreierkette umstellen und ihn nicht auswechseln wollte“, erinnert sich Ruess. „Ich habe ihm gesagt, dass er einfach alles abräumen soll, was kommt. Wenn er dann vom Platz fliegen sollte, ist es halt so – Sekt oder Selters.“ Intven erfüllte den ersten Teil der Vorgabe dermaßen überragend, dass nach der Rückkehr ins Rheinstadion fröhlich der Sekt – oder eher das Bier – fließen konnte. „Er hat eine starke Grätsche nach der anderen rausgehauen und jeden Ball gewonnen“, schwärmt Ruess noch heute über Intvens Leistung in einem der wichtigsten Spiele seiner Laufbahn.
Auch der Gelobte erinnert sich gerne an das denkwürdige Duell in Rhede. „Das sind Highlights, die für immer in Erinnerung bleiben“, sagt der 31-Jährige. Die Überlegung, dem aktiven Fußball den Rücken zu kehren, gärte indes schon länger in ihm. Die wegen der Pandemie abgebrochene Saison hätte ohnehin seine letzte werden sollen. „Durch die Coronapause hatte ich dann plötzlich viel mehr Zeit für die Familie, vor allem auch an den Sonntagen, die ja sonst immer Spieltage waren.“ Das habe ihn in seiner Entscheidung bestärkt. „Es gibt neben dem Fußball noch so viele andere schöne Dinge im Leben“, sagt der zweifache Vater, der in der Leverkusener Stadtverwaltung arbeitet. „Auf dem Rasen habe ich alles erlebt, was ich erleben wollte.“
In Monheim hinterlässt er eine große Lücke, doch Ruess ist nicht um die Hierarchie in der Mannschaft besorgt. Dafür verfüge der FCM über zu viele weitere gestandene und erfahrene Spieler wie etwa Tobias Lippold, Bahadir Incilli oder Tim Kosmala – unter anderem. „Außerdem ist so ein Abschied immer auch eine Chance für andere, mehr Verantwortung zu übernehmen und in eine neue Rolle zu wachsen“, betont der Coach, der den offenen Austausch mit Intven stets sehr zu schätzen wusste. „Wenn er anderer Meinung war, hat er das immer offen und ehrlich angesprochen. Er ist einfach ein guter Typ, sehr hilfsbereit und sich nicht zu fein, auch abseits des Trainings und der Spiele etwas für den Verein zu tun.“ Rein sportlich könne der FCM den Verlust wohl irgendwie auffangen, „aber menschlich wird das sehr schwierig“, sagt Ruess.
Komplett weg ist Intven aber nicht. Zum einen soll er noch einen würdigen Abschied auf dem Rasen bekommen, zum anderen wird er in Zukunft eben in einer anderen Rolle ins Rheinstadion kommen. „Ich freue mich schon darauf, den Jungs beim Spielen zuzuschauen. Ich habe hier extrem viele Freunde gefunden“, sagt er. „Es macht mich stolz, dass ich in den vergangenen Jahren eine tragende Rolle in meinem Heimatverein gespielt habe – und ebenso, wie sich die FCM-Familie entwickelt hat. Ich hatte nie so viel Spaß am Fußball wie hier.“
Abgang Der Niederländer Jaëll Hattu verlässt den FCM nach einer Saison und kehrt berufsbedingt in seine Heimat zurück. Der 23-Jährige stand in der abgebrochenen Saison in sieben Pflichtspielen auf dem Platz.
Anfang Am Freitag sollen die Spieler eine erste Trainingseinheit absolvieren – freilich nach den obligatorischen Corona-Tests. „Die kommenden Wochen sind als lockerer Einstieg gedacht“, sagt Trainer Dennis Ruess. Am 1. Juli soll dann die heiße Phase der Vorbereitung beginnen.