2024-04-30T13:48:59.170Z

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Hört mit 31 Jahren auf: Yannic Intven beim 1. FC Monheim.
Hört mit 31 Jahren auf: Yannic Intven beim 1. FC Monheim.

FC Monheim: Kapitän Yannic Intven geht von Bord

Der Ver­tei­di­ger Yannic Intven ver­ab­schie­det sich nach fünf Jah­ren vom 1. FC Mon­heim. Er hin­ter­lässt ei­ne gro­ße Lü­cke beim Ober­li­gis­ten.

Schon bei den Bam­bi­nis trug Yan­nic Int­ven das blau-wei­ße Tri­kot des FC Mon­heim, ehe es ihn über die Sta­ti­on Bon­ner SC in die U19 des 1. FC Köln zog. Bei den „Geißbö­cken“ trai­nier­te Int­ven so­gar ein paar Mo­na­te bei den Pro­fis. Doch sein Traum, ir­gend­wann in der Bun­des­li­ga zu spie­len, blieb un­er­füllt.

Über die Sta­tio­nen FC Berg­heim, SF Baum­berg und zwei Mal Tu­Ru Düs­sel­dorf führ­te sein Weg 2016 zu­rück ins Rhein­sta­di­on. 106 Pflicht­spie­le ab­sol­vier­te der 31-Jäh­ri­ge seit­dem für den Ober­li­gis­ten. Die ver­gan­ge­nen drei Jah­re war er un­um­strit­te­ner Ka­pi­tän der Mann­schaft, ihr An- und Wort­füh­rer auf so­wie ne­ben dem Ra­sen. Doch nun hat die „prä­gen­de Fi­gur der ver­gan­ge­nen Jah­re“, wie der FCM auf sei­ner Face­book-Sei­te schreibt, sei­ne ak­ti­ve Lauf­bahn be­en­det.

„An­fang des Jah­res kam Yan­nic auf uns zu und teil­te uns sei­nen Ent­schluss mit, den er mit sei­nen zwei Kin­dern und ei­ner even­tu­el­len be­ruf­li­chen Neu­aus­rich­tung sei­ner Frau be­grün­de­te“, sagt Mon­heims Ge­schäfts­füh­rer Ka­rim El Fah­mi. „Wir ha­ben schnell ge­merkt, dass sei­ne Mei­nung ma­ni­fes­tiert ist und ha­ben nicht ver­sucht, ihn um­zu­stim­men. Wir ak­zep­tie­ren sei­nen Ent­schluss zu 100 Pro­zent.“

"Schöne andere Dinge neben Fußball"

Ger­ne lässt der FCM den 31-Jäh­ri­gen frei­lich nicht ge­hen. Es gibt vie­le Par­ti­en, de­nen er sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat. Ei­ne da­von ist das Re­le­ga­ti­ons­rück­spiel beim VfL Rhe­de am 4. Ju­ni 2017. Der ers­te Ver­gleich im Rhein­sta­di­on en­de­te tor­los – und beim zwei­ten Auf­ein­an­der­tref­fen sprach zu­nächst we­nig da­für, dass Mon­heim den Auf­stieg in die Ober­li­ga schaf­fen wür­de, denn nach 60 Mi­nu­ten stand es 0:2 aus Sicht der Gäs­te. Doch sie blie­ben dran und be­lohn­ten sich für ih­ren cou­ra­gier­ten Auf­tritt. Phil­lip Hom­bach er­ziel­te in der 87. Mi­nu­te den fäl­li­gen An­schluss­tref­fer, Ab­del­ka­rim Af­kir ließ in den letz­ten Zü­gen der Nach­spiel­zeit per Traum­tor das 2:2 fol­gen.

Nach dem Schluss­pfiff des Fuß­ball­kri­mis kann­te die Freu­de kei­ne Gren­zen. Vor al­lem die Aus­wärts­tor­schüt­zen lie­ßen sich ge­büh­rend als Hel­den des Auf­stiegs fei­ern. Doch oh­ne In­nen­ver­tei­di­ger Int­ven wä­re es wohl nichts ge­wor­den mit der rau­schen­den Par­ty in Blau-Weiß. Trai­ner Den­nis Ru­ess setz­te in der Schluss­pha­se der Re­le­ga­ti­on al­les auf ei­ne Kar­te. Mit kom­pro­miss­lo­ser Of­fen­si­ve soll­te Rhe­de doch noch in die Knie ge­zwun­gen wer­den. Der ge­wag­te Plan ging auf.

„Yan­nic hat­te be­reits die Gel­be Kar­te ge­se­hen und Be­den­ken, als ich auf ei­ne Drei­er­ket­te um­stel­len und ihn nicht aus­wech­seln woll­te“, er­in­nert sich Ru­ess. „Ich ha­be ihm ge­sagt, dass er ein­fach al­les ab­räu­men soll, was kommt. Wenn er dann vom Platz flie­gen soll­te, ist es halt so – Sekt oder Sel­ters.“ Int­ven er­füll­te den ers­ten Teil der Vor­ga­be der­ma­ßen über­ra­gend, dass nach der Rück­kehr ins Rhein­sta­di­on fröh­lich der Sekt – oder eher das Bier – flie­ßen konn­te. „Er hat ei­ne star­ke Grät­sche nach der an­de­ren raus­ge­hau­en und je­den Ball ge­won­nen“, schwärmt Ru­ess noch heu­te über Int­vens Leis­tung in ei­nem der wich­tigs­ten Spie­le sei­ner Lauf­bahn.

Auch der Ge­lob­te er­in­nert sich ger­ne an das denk­wür­di­ge Du­ell in Rhe­de. „Das sind High­lights, die für im­mer in Er­in­ne­rung blei­ben“, sagt der 31-Jäh­ri­ge. Die Über­le­gung, dem ak­ti­ven Fuß­ball den Rü­cken zu keh­ren, gär­te in­des schon län­ger in ihm. Die we­gen der Pan­de­mie ab­ge­bro­che­ne Sai­son hät­te oh­ne­hin sei­ne letz­te wer­den sol­len. „Durch die Co­ro­na­pau­se hat­te ich dann plötz­lich viel mehr Zeit für die Fa­mi­lie, vor al­lem auch an den Sonn­ta­gen, die ja sonst im­mer Spiel­ta­ge wa­ren.“ Das ha­be ihn in sei­ner Ent­schei­dung be­stärkt. „Es gibt ne­ben dem Fuß­ball noch so vie­le an­de­re schö­ne Din­ge im Le­ben“, sagt der zwei­fa­che Va­ter, der in der Le­ver­ku­se­ner Stadt­ver­wal­tung ar­bei­tet. „Auf dem Ra­sen ha­be ich al­les er­lebt, was ich er­le­ben woll­te.“

Würdiger Abschied auf dem Rasen beim FC Monheim geplant

In Mon­heim hin­ter­lässt er ei­ne gro­ße Lü­cke, doch Ru­ess ist nicht um die Hier­ar­chie in der Mann­schaft be­sorgt. Da­für ver­fü­ge der FCM über zu vie­le wei­te­re ge­stan­de­ne und er­fah­re­ne Spie­ler wie et­wa To­bi­as Lip­pold, Ba­ha­dir In­cil­li oder Tim Kos­ma­la – un­ter an­de­rem. „Au­ßer­dem ist so ein Ab­schied im­mer auch ei­ne Chan­ce für an­de­re, mehr Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und in ei­ne neue Rol­le zu wach­sen“, be­tont der Coach, der den of­fe­nen Aus­tausch mit Int­ven stets sehr zu schät­zen wuss­te. „Wenn er an­de­rer Mei­nung war, hat er das im­mer of­fen und ehr­lich an­ge­spro­chen. Er ist ein­fach ein gu­ter Typ, sehr hilfs­be­reit und sich nicht zu fein, auch ab­seits des Trai­nings und der Spie­le et­was für den Ver­ein zu tun.“ Rein sport­lich kön­ne der FCM den Ver­lust wohl ir­gend­wie auf­fan­gen, „aber mensch­lich wird das sehr schwie­rig“, sagt Ru­ess.

Kom­plett weg ist Int­ven aber nicht. Zum ei­nen soll er noch ei­nen wür­di­gen Ab­schied auf dem Ra­sen be­kom­men, zum an­de­ren wird er in Zu­kunft eben in ei­ner an­de­ren Rol­le ins Rhein­sta­di­on kom­men. „Ich freue mich schon dar­auf, den Jungs beim Spie­len zu­zu­schau­en. Ich ha­be hier ex­trem vie­le Freun­de ge­fun­den“, sagt er. „Es macht mich stolz, dass ich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ei­ne tra­gen­de Rol­le in mei­nem Hei­mat­ver­ein ge­spielt ha­be – und eben­so, wie sich die FCM-Fa­mi­lie ent­wi­ckelt hat. Ich hat­te nie so viel Spaß am Fuß­ball wie hier.“

IN­FO: Für Frei­tag ist ein ers­tes lo­cke­res Trai­ning ge­plant

Ab­gang Der Nie­der­län­der Jaëll Hat­tu ver­lässt den FCM nach ei­ner Sai­son und kehrt be­rufs­be­dingt in sei­ne Hei­mat zu­rück. Der 23-Jäh­ri­ge stand in der ab­ge­bro­che­nen Sai­son in sie­ben Pflicht­spie­len auf dem Platz.

An­fang Am Frei­tag sol­len die Spie­ler ei­ne ers­te Trai­nings­ein­heit ab­sol­vie­ren – frei­lich nach den ob­li­ga­to­ri­schen Co­ro­na-Tests. „Die kom­men­den Wo­chen sind als lo­cke­rer Ein­stieg ge­dacht“, sagt Trai­ner Den­nis Ru­ess. Am 1. Ju­li soll dann die hei­ße Pha­se der Vor­be­rei­tung be­gin­nen.

Aufrufe: 08.6.2021, 17:00 Uhr
RP / Dorian AuderschAutor