2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nach 25 Bayernliga-Einsätzen in zwölf Monaten verlässt Stephan Essig den 1. FC Schweinfurt 05. F: Grübl
Nach 25 Bayernliga-Einsätzen in zwölf Monaten verlässt Stephan Essig den 1. FC Schweinfurt 05. F: Grübl

Essig-Abschied vom FC: »Das war unerträglich«

Keeper Stephan Essig verlässt die Schweinfurter nach massiven Zuschauerbeleidigungen

Nur einen Tag nach der 2:4-Niederlage des 1. FC Schweinfurt 05 gegen die SpVgg Bayreuth platzte die Bombe: Torwart Stephan Essig bat um seine Vertragsauflösung. Der Grund: Der 27 Jahre alte Keeper hat aus Protest gegen eigene Zuschauer, die ihn mehrfach und massiv beleidigt haben sollen, das Handtuch geschmissen. Am Montag flog der Keeper erst einmal für vier Tage nach London und will bei den Olympischen Spiele auf andere Gedanken kommen. Essig will aber noch bis Ende August bei einem neuen Klub in der Region anheuern - wie er uns im FuPa-Interview verraten hat.
FuPa: Was war denn los in Schweinfurt? Warum verlässt du nach vier Spieltagen plötzlich den Verein?
Stephan Essig (27): Grund sind die Beschimpfungen eigener Zuschauer von der Haupttribüne aus. Ich bin von einigen Fans beleidigt worden. Am Freitagabend nach der 2:4-Heimniederlage gegen die SpVgg Bayreuth ist das Fass übergelaufen. Ich habe dann am Samstagvormittag um meine Vertragsauflösung gebeten. Fußball in der Bayernliga ist Amateur-Fußball. Es ist ein Unding, eigene Spieler zu beleidigen.

»Versucht mich zu wehren, aber das hat auch nichts gebracht.«

Welche Worte sind da gefallen?
Beleidigungen, die eindeutig unter die Gürtellinie gingen. Das war unerträglich. Ich habe mich versucht zu wehren, aber das hat auch nichts gebracht und war der Sache wohl auch nicht unbedingt zuträglich. Wenn man lieber auswärts spielt als daheim, weil man auf fremden Plätzen nicht beschimpft wird, dann ist das bedenklich. Daher musste ich einen Schlussstrich ziehen.

Beleidigungen, die dich zermürbt haben.
Eines muss ich sagen: Ich hatte beim Trainer und der Mannschaft großen Rückhalt. Gerd Klaus hätte mich sicher nicht aufgestellt, wenn meine Fehlerquote zu hoch gewesen wäre. Es gibt immer mal eine Situation, wo ein Keeper nicht gut aussieht. Aber unsere Bilanz ist okay. Ich bin zum Beispiel nach dem 5:3-Sieg gegen Erlangen-Bruck von dieser Gruppe beleidigt worden. Das muss man sich mal vorstellen. Und gegen Bayreuth habe ich das Spiel nicht verloren, das steht fest. Aber ein paar wenige Zuschauer haben das anders gesehen und permanent gegen mich Front gemacht. Daher musste ich Schluss machen.
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich bin jetzt vier Tage in London und schaue mir einige Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen an. Das war ohnehin geplant, das wusste der Verein auch. Für Leichtathletik, Hockey und Handball habe ich zum Glück noch Tickets bekommen. Darauf freue ich mich jetzt.

»Für den Rückhalt im Verein bin ich den Funktionären dankbar.«

Und fußballerisch?
Ich möchte natürlich weitermachen. Mit 27 Jahren habe ich als Torwart noch einiges vor. Entweder bekomme ich die Chance mich auf dem bisherigen Niveau zu empfehlen. Das wäre natürlich schön. Eine andere Möglichkeit wäre als Spielertrainer bei einem unterklassigeren Verein anzufangen. Ich hoffe, dass sich für mich noch etwas ergibt, bis Ende August kann ich ja noch wechseln.

Und vom 1. FC Schweinfurt 05 hast du dich durch die Vordertür verabschiedet.
Dabei möchte ich mich auf diesem Wege bei Klubchef Markus Wolf und den Funktionären Norbert Kleider und Mambo Mauder bedanken, die mich immer unterstützt haben und die hinter mir stehen. Ich hatte in Schweinfurt sicher nicht meine beste Saison, aber auch nicht meine schlechteste. Für den Rückhalt im Verein bin ich den Funktionären dankbar. Leider ist es mir trotzdem nicht mehr möglich, beim FC05 weiterzumachen.

Aufrufe: 06.8.2012, 14:01 Uhr
Dirk MeierAutor