2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

"Es gibt keine Cliquen, sondern jeder mag jeden"

Andre Lange, Spielertrainer der vierten Mannschaft der SG Schönebeck, ist zu Gast im FuPa-Kabinengespräch

Dass es so gut laufen würde, hatten vermutlich selbst die Spieler der vierten Mannschaft der SG Schönebeck vor der Saison nicht gedacht. Doch nach zehn Spielen führt die SGS die Essener Kreisliga B Süd souverän an, liegt fünf Zähler vor der Konkurrenz. Dabei hatte es im Sommer einen ordentlichen Umbruch gegeben, alleine 14 Spieler stießen von der DJK Adler Union Frintrop III hinzu. Doch dies hob die Qualität der Truppe nochmals an. Es gibt also genügend Gründe, um mal bei der Elf von Spielertrainer Andre Lange nachzufragen, warum es aktuell derart gut läuft. Wir sprachen mit ihm einen Tag nach dem 1:1 der ersten Mannschaft bei RuWa Dellwig, bei dem Lange mit seinem Team an der Seitenlinie mitfieberte. Im FuPa-Kabinengespräch stellt er jedoch insbesondere den guten Teamgeist in den Vordergrund.

Na, wieder vom hitzigen Spitzenspiel der Ersten erholt?

Das war ein wirklich schönes Spiel, vor allem in der zweiten Halbzeit.

Ihre Mannschaft hätte die Partie bei dem aktuellen Trend sicherlich gewonnen, oder?

Das würde ich nicht behaupten (lacht). RuWa hat ja einen starken Kader. Bei unser Ersten ist noch mehr Tempo drin als bei uns. Aber wir sind auch auf einem guten Weg.

Das kann man wohl sagen, zehn Siege in elf Spielen sind schon eine Bank. Zuletzt wurde sogar die zuvor noch ungeschlagene Essener SG II bezwungen. Woran machen Sie den Siegeszug fest?

Wir haben uns vor dreieinhalb Jahren gegründet und sind dann im zweiten Jahr in die Kreisliga B aufgestiegen. Wir haben damals viele Jungs zusammengetrommelt, die schon in der Jugend bei Schönebeck gespielt haben. Der ein oder andere hatte vor der Rückkehr auch in der Bezirksliga oder Kreisliga A gekickt. In der vergangenen Saison waren wir in der Breite aber nicht gut genug aufgestellt, weil bei einigen die Knochen auch nicht mehr so gehalten haben. Am Ende der Spielzeit mussten wir sogar schauen, dass wir überhaupt elf Mann zusammenbekommen. Deshalb wollten wir etwas verändern. Wir hatten dann das Glück, dass wir einige Spieler aus der dritten Mannschaft von Union Frintrop kannten und mit denen zusammenkamen, da die keinen Trainer mehr hatten. Da waren auch einige Ex-Schönebecker dabei. Die Jungs sind allerdings viel jünger, und genau die haben wir gesucht, um neue Dynamik ins Team zu bringen. In der Vorbereitung haben wir schon gesehen, dass das gut passt, und haben noch an einigen Schrauben gedreht. Die Jungs passen perfekt zu uns. Wir sitzen fast immer nach dem Training oder Spiel noch zusammen, beim Training sind meistens 20 Leute. Es ist halt eine Mannschaft, in der man merkt, dass jeder will. Wir haben zwar einen großen Konkurrenzkampf, aber da murrt niemand herum. Wir haben einige erfahrene Spieler und jetzt halt noch jüngere dazubekommen, die das Tempo und den Willen mitbringen, sich aber trotzdem unterordnen. Daher läuft es so gut.

Sie sprechen den Umbruch im Sommer mit 14 Neuzugängen von der DJK Adler Union Frintrop III an. Wie es ist gelungen, diese Integration in der Kürze der Zeit zu meistern?

Wir haben uns schon vor der Saison mit unseren Jungs zusammengesetzt und beschlossen, bei anderen Vereinen herumzufragen. Bei Frintrop hat es sich dann aus Zufall so ergeben, dass der Trainer dort aufgehört hat. Dann haben wir uns mit zwei Spielern von denen getroffen, um zu schauen, ob das passen würde. Kameradschaft ist bei uns das A und O. Wir haben anschließend gemerkt, dass das gut zusammenpasst und das hat sich auch in den Vorbereitungsspielen gezeigt. Das war natürlich auch ein bisschen Glück. Vom ersten Tag war es so, dass immer alle auf dem Platz Vollgas geben und wir danach, beispielsweise am Wochenende, viel gemeinsam unternehmen. Es gibt keine Cliquen, sondern jeder mag jeden. Deswegen hat das so schnell geklappt. Wir hatten nämlich eigentlich vorher gesagt, dass wir im ersten Jahr erstmal abwarten müssen, wie wir zusammenfinden. Aber wir hatten viele Freundschaftsspiele und konnten uns dabei perfekt einspielen. Da haben wir gemerkt, dass wir auch in der Breite eine starke Truppe haben.

Fühlt es sich nicht komisch an, als vierte Mannschaft vor Aufstiegsfavoriten wie Absteiger Preußen Eiberg zu stehen?

Für uns nicht, denn wir sind eigentlich traurig, dass wir bei einem Aufstieg unseren Titel als vierte Mannschaft verlieren (lacht). Wir haben das nämlich in den vergangenen Jahren immer mit Spaß aufgenommen. Wir wissen aber, dass wir eine gute Qualität haben. Deshalb haben wir vor der Spielzeit gesagt, dass wir oben angreifen wollen. Wenn es direkt im ersten Jahr funktioniert, ist es natürlich umso schöner. Aber wir haben uns vorgenommen, spätestens in zwei Jahren mit der Truppe aufzusteigen. Daher ist es für uns kein Wunder, dass wir dort oben stehen. Dazu gehört allerdings viel Arbeit und ein bisschen Spielglück.

Das heißt, der Aufstieg ist in dieser Saison noch nicht das zwangsläufige Ziel?

Naja, wenn man oben steht, will man natürlich auch aufsteigen. Aber die Spielzeit ist noch lang, in der Rückrunde werden uns die Mannschaften anders einschätzen als bisher. Doch die anderen Teams müssen uns erstmal stoppen. Bei unserer einzigen Niederlage haben wir uns selbst geschlagen, zumal da viele gefehlt haben.

Nun gibt es eine kleine Entscheidungsrunde: Sie wählen den Begriff, der am besten zu Ihnen passt und Ihren Vorstellungen vom Fußball entspricht.

- Flippiger Coachingzonenrenner oder ruhiger Bankdrücker?

Da bin ich eher der Flippige. Ich werde gerne mal laut, obwohl ich Spielertrainer bin. Aber in dieser Saison gab es noch nicht so viele Gründe, um auszurasten. Ich sitze jedoch sehr selten auf der Bank, denn dafür bin ich zu unruhig.

- Lieber 5:4 oder 1:0 gewinnen?

Auf jeden Fall ein 1:0. Ich spiele zwar gerne offensiv, aber ich sage immer: 'Die Abwehr gewinnt die Meisterschaft'. Wichtig ist, dass man hinten wenig kassiert, denn vorne schießt man, gerade in unseren Ligen, immer seine Tore. Man muss sicher stehen und kontrolliert hinten rausspielen. Damit hat man mehr Erfolg und es ist schön für den Torhüter, zu Null zu spielen.

- Taktiktafel oder Kick and Rush?

Wir haben die Taktiktafel am Anfang der Saison genutzt, damit jeder weiß, gerade bei so vielen Neuen, welchen Fußball wir spielen wollen und wer sich wie zu verschieben hat. Jeder weiß, was er auf dem Platz zu tun hat. Wir haben unsere Taktik. Klar muss man die gegen einige Gegner verändern, aber Kick and Rush kommt bei uns gar nicht in die Tüte. Der Ball darf zwar auch mal lang geschlagen werden, aber wir versuchen alles spielerisch zu lösen.

Zum Schluss beenden Sie bitte noch diesen Satz:

In der kommenden Saison spielen wir in der ...

... Kreisliga A, hoffe ich zumindest. Ob es dann in den Norden oder Süden geht, hängt von unserer ersten Mannschaft ab. Vielleicht gelingt denen ja ebenfalls der Aufstieg, dann könnten wir einen Doppelaufstieg feiern. Aber da gehört natürlich bei beiden Teams auch viel Glück dazu.

Aufrufe: 08.11.2018, 11:02 Uhr
Andreas ArtzAutor