2024-05-08T14:46:11.570Z

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Symptomatisch: Bastian Schweinsteiger hat im EM-Halbfinale gegen die beiden Franzosen Antoine Griezmann und Moussa Sissoko mehr Mühe, als ihm lieb sein kann.
Symptomatisch: Bastian Schweinsteiger hat im EM-Halbfinale gegen die beiden Franzosen Antoine Griezmann und Moussa Sissoko mehr Mühe, als ihm lieb sein kann.

Es fehlte an der Durchschlagskraft

Rodrigues und Rudolf sind sich in der Bewertung einig / Unterschiedliche Hoffnungen für das Finale

BINGEN / WACKERNHEIM. Zwei Trainer, eine Erkenntnis: Nelson Rodrigues und Patrick Rudolf sehen den Hauptgrund für das deutsche Ausscheiden bei der Fußball-EM in der fehlenden Durchschlagskraft. Ihre Sympathien verteilen sie für das Finale nun unterschiedlich. Während Wackernheims Coach Rudolf Gastgeber Frankreich die Daumen drückt, hofft der gebürtige Portugiese Rodrigues auf einen Triumph seines Heimatlandes.

Momentan weilt Nelson Rodrigues mit Verbandsligist Hassia Bingen noch im Trainingslager im oberfränkischen Bad Staffelstein. Am Sonntagnachmittag kehren der Trainer und seine Mannschaft zurück und verfolgen das Endspiel wieder in Rheinhessen. „Jetzt soll es Portugal machen und den Titel holen“, sagt der 38-Jährige. Seine Vorfreude auf das letzte Spiel der Europameisterschaft im Pariser Stade de France ist groß. Wie gewohnt wird der Südeuropäer mit vielen Emotionen vor dem Fernseher mitfiebern – „und am Ende hoffentlich jubeln“, lacht er.

Eine Parallele zieht Rodrigues zur EM 2004, als Gastgeber Portugal gegen Außenseiter Griechenland überraschend 0:1 unterlag: „Griechenland hatte es mit seiner defensiven Spielweise fußballerisch nicht verdient, das kann man bei uns jetzt genauso behaupten.“ Somit sei die Ausgangslage genau spiegelverkehrt. „Wenn Portugal dieses Mal so gewinnt, hätte ich natürlich nichts dagegen“, erklärt er. Seine Prognose: Die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo siegt nach 90 Minuten 2:1 und setzt sich Europas Fußball-Krone auf.

Auch Patrick Rudolf, Trainer des TSV Wackernheim in der A-Klasse Mainz-Bingen, geht von einer Entscheidung innerhalb der regulären Spielzeit aus – jedoch mit anderem Ausgang. „Ich denke, dass Frankreich knapp gewinnen wird“, tippt er. Aufgrund der bisherigen Auftritte gelten seine Sympathien nun dem Gastgeber der EM. „Sie haben den besseren Fußball gespielt und mich mehr überzeugt“, erläutert Rudolf. „Jetzt sollen sie zu Hause auch den Pokal holen.“

Bei der Analyse, warum es Deutschland nicht ins Finale geschafft hat, stimmen die beiden Trainer mit dem Gros der Experten überein. Der Weltmeister hat die Franzosen dominiert, aber eben kein Tor erzielt. „Wir hatten während des ganzen Turniers Probleme, Tore zu schießen“, stellt Rudolf fest. „Das war unser größtes Manko.“ Zum Verhängnis seien schließlich die individuellen Fehler vor den Gegentoren geworden, fügt Rodrigues hinzu.

Zum Knackpunkt erklären Rudolf und Rodrigues den von Bastian Schweinsteiger verursachten und von Antoine Griezmann verwandelten Handelfmeter kurz vor dem Pausenpfiff. „Das 0:1 hat uns auf die Verliererstraße gebracht“, analysiert der 45-jährige Trainer des TSV Wackernheim. Der Pfiff von Schiedsrichter Nicola Rizzoli sei allerdings berechtigt gewesen, finden beide. „Die Hände von Schweinsteiger haben da oben nichts zu suchen“, erklärt der Hassia-Coach.

Trotz des Ausscheidens gegen Frankreich bewerten die beiden Vereinstrainer die EM-Auftritte der DFB-Mannschaft überwiegend positiv. Patrick Rudolf hat insbesondere die deutsche Ballsicherheit imponiert: „Damit haben wir die Gegner regelrecht zermürbt.“ Und Nelson Rodrigues lobt neben dem Spielsystem auch die Arbeit von Joachim Löw: „Die Spieler hatten immer einen Plan und Lösungen auf dem Platz. Das Trainerteam hat die Strategien gut vorbereitet.“



Aufrufe: 010.7.2016, 12:00 Uhr
Dennis BuchwaldAutor