2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Nikola Siljanoski gibt von hinten Anweisungen.
Nikola Siljanoski gibt von hinten Anweisungen. – Foto: Ingo Muhme

"Es brennt und kribbelt mir unter den Fingern"

Nikola Siljanoski und die Fortuna Glienicke waren auch wegen Personalprobleme nicht gut aus der Winterpause gekommen. Nach zwei Spielen wieder Pause. Vorerst auf unbestimmte Zeit. Das Training fehlt dem Torhüter schon jetzt. Er ist der Überzeugung, dass es, falls die Saison forgesetzt wird, ein spannender Aufstiegskampf wird.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Nikola Siljanoski

Niko, wie sehr brennt und kribbelt es schon unter den Fingern?

Im wahrsten Sinne des Wortes: Es brennt und kribbelt mir unter den Fingern wieder meine Handschuhe anzuziehen, auf dem Platz zu stehen und mit den Jungs zu trainieren, um Bälle zu parieren. Erst vor kurzem die Winterpause überstanden geht es jetzt leider in die nächste Pause, ohne richtig wieder den Rhythmus gefunden zu haben.

Kannst du die Pause aufgrund der Umstände aber verstehen?

Ja klar. Es ist die völlig richtige Entscheidung, es geht schließlich gerade um mehr, als nur den Fußball.

Glaubst du, die Saison wird noch unter halbwegs normalen Bedingungen zu Ende gespielt?

Noch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Ich denke, es wird sich bis zum Sommer ziehen, ehe der Virus und die Zahl der Infizierten zurückgehen.

Was macht man denn den ganzen Tag, bzw. am Abend oder Wochenende, wenn über Wochen jetzt das Lieblingshobby wegfällt?

Das ist eine gute Frage. Letzte Woche habe ich die Zeit genutzt, um zu arbeiten. Es ist echt schwierig den ganzen Tag zu Hause zu sein, ohne Training, ohne Routine. Als Torwart bin ich nicht derjenige, der gern laufen geht. Deswegen habe ich mir vorgenommen mich zu Hause fit zu halten. Es ist aber was anderes und das andere fehlt halt. Abends bleibt einem nicht viel übrig als Serien oder Filme zu gucken. Wie lange das aber noch gut geht, kann ich nicht sagen.

Aber tut euch die Pause nicht auch etwas Gutes? Es gab viele Langzeitverletzte und Kranke. Sollte es weitergehen, dürften diese Spieler größtenteils wieder fit sein?

Das ist korrekt. Wir haben in den letzten Wochen sehr viele Verletzte, sowie kranke Spieler gehabt und mussten sogar im letzten Auswärtsspiel mit elf Mann nach Schwedt fahren. Das war echt keine lustige Zeit, die wir aber als Einheit durchgestanden haben. Nur jetzt sorgt man sich halt wie alles weitergeht, wann man wieder auf dem Platz steht und gemeinsam trainieren kann und wann die Spiele endlich wieder weitergehen. Doch wenn sich alle fit halten und wir auch alle gesund und mit voller Kapelle auf dem Platz stehen, sind wir in dieser Liga nur ganz schwer zu schlagen.

Wäre die Rückkehr auf den ersten Platz nur eine Frage der Zeit oder ist die Konkurrenz schon stark einzuschätzen?

Wir wollen stets alle Spiele gewinnen und somit immer von oben auf die anderen Mannschaften schauen. Doch wie schon gesagt, haben wir zurzeit einen kleinen Kader und wenn dann noch Spieler ausfallen dann wird es nun mal eng. Die Konkurrenz schläft nie und wittert genau dann, wo wir scheinbar angeschlagen sind, ihre Chancen. Wir sind nicht gut aus der Winterpause gekommen und haben schlechten Fußball gespielt, da war halt die Chance der Konkurrenz und sie haben genau das ausgenutzt. Dennoch bin ich überzeugt, dass wenn wir im Wettkampf sind wieder auf den Punkt da sein werden.

Wie ärgerlich ist es für dich als Torhüter, wenn es vorne nicht läuft. Möchte man manchmal selber eingreifen?

Ja, klar. Man ärgert sich über jede vergebene Torchance, über die Zeit, die gegen dich rennt und würde am liebsten vorne das Tor selbst schießen. Daher versuche ich dann schon noch stärker als Libero zu agieren, lange Bälle abzufangen, wenn alle vorrücken und Freistöße aus eigener Hälfte zu treten. Nur Einwürfe mache ich noch nicht.

Woher kommt das Selbstbewusstsein, das Selbstverständnis als letzter Mann mitzuspielen, anstatt den Ball lang zu schlagen?

Ich weiß, dass genau die Aktionen, wo ich ruhe am Ball bewahre und den nächsten Spielzug für meine Mannschaft einleite, für meine Mitspieler Gold wert ist. Ich merke, wie sie mich hassen, wenn ich den Ball wie ein Holz nach vorne schlage und wir erstmal wieder in die Defensive gehen müssen, um den Ball nochmals zu erobern. Ich weiß, dass es eine große Stärke ist, die aber noch Verbesserungspotential hat. Wenn ich mir so manchmal Neuer oder Ederson anschaue, dann finde ich dieses mitspielen, Bälle abfangen, einleiten oder perfekte Abschläge fast geiler als so manche Paraden.

Hast du das mitspielen schon immer so gehandhabt, oder hast du dir das bei jemanden abgeguckt?

Das war etwas, worauf ich schon immer geachtet habe und was zu meinen Stärken zählt. Natürlich versuchst du dir das von den Besten weiter abzugucken, da die es auf einem anderen Level spielen und perfektionieren.

Was würdest du noch zu deinen Stärken zählen, und wo kannst du dich noch steigern?

Zu meinen Stärken würde ich das Eins gegen Eins, Reaktion auf der Linie, mein Stellungsspiel und halt mein fußballerisches Können zählen. Zu meinen Schwächen zählt die Strafraumbeherrschung, das Abfangen von Flanken und meine Abschläge kann ich auch noch verbessern.

Würdest du gern nochmal überregional spielen oder bist du mit der momentanen Situation zufrieden?

Ich bin mit der momentanen Situation sehr zufrieden. Fortuna Glienicke hat sich in den letzten Jahren seinen Platz im Revier gefestigt und wird von immer mehr Mannschaften und Spielern ernst genommen. Gegen uns zu spielen macht, glaube ich, nicht vielen Mannschaften Spaß, uns umso mehr. Ich fühle mich hier Wert geschätzt und ich kann zurzeit das Vertrauen zurückzahlen, was in mich investiert wurde, was mir sehr wichtig ist. Nochmal überregional angreifen? Daran ist zurzeit nicht zu denken, auch wenn ich mich zurzeit sehr fit fühle und in den besten Torwartjahren bin.

Spilerprofil: Nikola Siljanoski



Aufrufe: 023.3.2020, 09:30 Uhr
Marcel PetersAutor