2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
– Foto: Becker /Stock.Adobe

"Eine außergewöhnliche Situation"

Nachspielzeit mit Günter Nessel +++ Trainer der SG Fürfeld/Neu-Bamberg/Wöllstein steht vor seiner 20. Saison beim A-Klassisten +++ Jetzt schon an die Zukunft denken und Nachfolger heranführen

Fürfeld/Neu-Bamberg/Wöllstein. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Günter Nessel (60). Der Trainer der SG Fürfeld/Neu-Bamberg/Wöllstein geht in seine 20. Saison bei den Kombinierten. Wie er die Corona-Zwangspause erlebt, wie das neue Trainerteam zustande kam und was er für die Zeit nach Corona erwartet, verrät er im Interview.

Günter, du bist im Trainergeschäft ein alter Hase, aber so eine Durststrecke hast selbst du noch nicht erlebt. Wie kommst du durch diese Zeit?

Gott sei Dank habe ich einen großen Garten, da gibt es immer was zu tun. Da hat man zumindest ein bisschen einen Ausgleich. Ansonsten habe ich mir auch Sky zugelegt, dann hat man wenigstens die ganze Woche die Gelegenheit, Fußball zu schauen. Es ist schon eine außergewöhnliche Situation. Vor ein paar Wochen habe ich mit meinem Trainerkollege Karl-Heinz Halter gesprochen, der hat gesagt: ‚so weit wie wir aktuell vom Fußball weg sind, waren wir es noch nie‘. Da ist schon was dran, denn die letzten 30 Jahre hat es kaum ein Wochenende gegeben, wo ich nicht für den Fußball unterwegs war. Einerseits könnte man jetzt die Wochenenden auch mal anders schätzen lernen, aber weil man ja trotzdem nichts machen kann, kann man es auch nicht genießen aktuell.

Wie sieht euer Vereinsalltag aktuell aus, wird individuell trainiert?

Wir halten natürlich den Kontakt zu den Spielern, aber es ist einfach schwierig, die Jungs jetzt zum Laufen zu schicken, wenn keiner weiß ob und wann es weitergeht. Jeder hält sich eben ein bisschen fit, dass aber gerade in den kalten Monaten ein bisschen der Schlendrian reinkommt, ist völlig verständlich. Das geht ja allen so. Was die Jungs aber in dieser Durststrecke hauptsächlich beklagen, ist, dass man sich nicht gemeinsam treffen kann.

Ist Besserung in Sicht?

Darüber entscheidet die Politik. Starten werden wir sicher wieder in Kleingruppen und uns dann hocharbeiten. Da gehen auf jeden Fall wieder einige Wochen ins Land, bis es wieder einigermaßen normal läuft. Darauf freuen sich alle am meisten, denn einfach zu handeln ist das für den Trainer nicht. Man hat die Truppe ja nie richtig zusammen. Das fehlt schon sehr.

Und was passiert deiner Meinung nach mit der Runde, sollte abgebrochen werden?

Da gibt es viele Sichtweisen drauf. Grundsätzlich werden alle Vereine, die unten stehen dafür plädieren und die Vereine, die oben dabei sind, würden das bedauern. Ich persönlich plädiere dafür, in dieser außergewöhnlichen Situation eine außergewöhnliche Lösung zu finden. Wenn die Hauptrunde gespielt werden kann, sollte jeweils der Erste auf- und der Letzte absteigen. Dann käme auch mal wieder etwas frisches Blut in die ganze Geschichte. Wenn man wieder abbricht, fangen wir im Sommer wieder bei null an.

Auch im Kreispokal-Halbfinale seid ihr noch dabei. Wie siehst du diesen Wettbewerb?

Wie man hört, will man den Pokal unbedingt durchboxen. Sich nur für zwei Pokalspiele nochmal fit zu machen, darin sehe ich keinen Sinn. Die sieben, acht Ligaspiele und den Pokal zu Ende bringen, das lasse ich mir dann noch gefallen, aber nur der Kreispokal sollte meiner Meinung nach nicht die große Priorität haben.

Für die neue Saison steht nun auch eure Konstellation im Trainerteam fest. Was hat es damit auf sich?

Es gibt ein paar Verschiebungen innerhalb des Vereins, wobei uns niemand verlassen wird. Man muss ja immer gucken, dass es weitergeht. Auch wenn im Moment alles etwas ins Stocken geraten ist. Mit Stephan Klein bekommt die zweite Mannschaft einen festen Verantwortlichen, das haben Alan Zimmermann und ich ja immer gemeinsam neben der ersten Mannschaft gemanagt. Da gab es je nach Spielplan aber immer Überschneidungen, wo das Team dann sich selbst überlassen war. Das war alles immer mit Hektik verbunden, weshalb wir es ändern wollten und die Aufgaben einfach in feste Hände geben wollten. Mit Peter Frey bekomme ich dann noch einen neuen spielenden Co-Trainer zur Seite, der ein bisschen mein verlängerter Arm sein soll.

Von 1996 bis 2001 und seit der Saison 2007/08 bist du nun schon bei der SG. Deine 20. Saison steht vor der Tür. Es scheint zu passen?

Absolut es sind jetzt schon ein paar Jahre und sicherlich gibt es so etwas auch nicht oft. Auch in der Bundesliga gibt es, wie bei Christian Streich und Freiburg, solche Ausreißer. Über die Jahre sind mit den Spielgemeinschaften immer wieder neue Herausforderungen auf uns zugekommen. Sportlich hat es immer gepasst und auch von den Rahmenbedingungen her. Mit meinen 60 Jahren wird meine Zeit in Fürfeld aber auch irgendwann vorbei sein und da ist es wichtig, jetzt schon an die Zukunft zu denken. Meine Tage hier werden sicher irgendwann gezählt sein, da ist es wichtig, jetzt mit zwei jungen Leuten, die dem Verein stark verbunden sind und ein hohes Ansehen genießen, langsam neue Wege einzuleiten.

Aufrufe: 025.2.2021, 16:05 Uhr
Martin ImruckAutor