2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Zafer Sanli
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"Ein Unterschied wie Tag und Nacht"

Zafer Sanli fotografiert seit 2014 Spiele seines Vereins Türkspor Heidenheim und begleitet außerdem seit etwa vier Jahren den 1. FC Heidenheim in der zweiten Bundesliga. An seinen Bildern erfreuen sich Spieler und Zuschauer, denn er fängt sie alle ein.

Zafer Sanli kam im Alter von 18 Jahren von Yozgat in der Türkei nach Heidenheim. Seine Liebe zum Fußball lebte er damals noch beim Heidenheimer Sportbund in der dritten Mannschaft aus, ehe er nach etwa vier Jahren zu Türkspor wechselte. Dort war er dann mehr als 16 Jahre aktiv - als Spieler in der ersten und zweiten Mannschaft, in Letzterer dazu über zehn Jahre als Spielführer und zudem zwei Saisons als Spielertrainer. Als er 2014 seine Facebook-Seite "Türkspor Heidenheim - Fotos by Zafer Sanli" online stellte, ahnte er noch nicht, dass er eines Tages auch Bundesligastars wie Mario Gomez oder Anthony Modeste vor der Linse haben würde. Diesen weiten Weg und seinen Zugang zum Fußball durch die Kamera erklärt er uns im Interview.

Michael Feindert: Zafer, wann hast du mit dem Fotografieren angefangen?

Zafer Sanli: Die Leidenschaft zum Fotografieren habe ich bereits in jungen Jahren entdeckt. Anfangs habe ich mit einer Videokamera angefangen, alles aufzunehmen und später habe ich dann mit dem Fotografieren angefangen. Seit 1993 fotografiere ich hobbymäßig Naturbilder und seit 2005 dann auch Fußballspiele. 2014 habe ich die Türkspor Heidenheim-Facebookseite aufgemacht, wo ich regelmäßig meine Fotos hochlade und auch immer wieder mal an die Heidenheimer Zeitung und die Wochenzeitung sende. Über die HZ habe ich dann FuPa kennengelernt, wo ich seither ebenfalls regelmäßig meine Fotos präsentiere.

Mit was für einer Kamera fotografierst du?

Ich hatte wirklich schon sehr viele Kameras, seit fünf Jahren aber fotografiere ich mit professionelleren Geräten von Canon, die für Sportfotos besonders geeignet sind. Aktuell habe ich die Canon 7D Mark 2 und die Canon 5D Mark 4. Der Gesamtwert meiner Ausrüstung liegt im hohen vierstelligen Bereich.

– Foto: Zafer Sanli
Zafer Sanli fängt regelmäßig auch die Zuschauer von Türkspor ein. Seine Galerien sind voll von lächelnden Freunden und jubelnden Fans.

Worin liegt die Herausforderung beim Fotografieren am Spielfeldrand?

Man muss sich definitiv mit Fußball auskennen und das Spiel miterleben. Da ich früher natürlich auch selbst aktiv Fußball gespielt habe, kann ich mögliche Aktionen erkennen und antizipieren. Außerdem muss man auf Faktoren wie die Lichtverhältnisse, den Spielverlauf und den Bildhintergrund besonders achten, um in jeder Situation das bestmögliche Foto zu schießen.

Wo stehst du denn immer? Hast du einen Lieblingsplatz am Spielfeldrand?

In der 2. Bundesliga fotografiere ich zwischen der Eckfahne und dem Strafraum, dort finde ich es persönlich auch am besten. In der Kreisliga ist man da etwas freier und ich kann von ganz unterschiedlichen Stellen aus fotografieren.

– Foto: Imago Images
Nah dran bei Spielen des 1. FC Heidenheim: Zafer Sanli fährt mit den Heidenheimern auch zu Auswärtsspielen wie am vergangenen Wochenende in Nürnberg.

Woher weißt du, wann es der richtige Zeitpunkt ist, abzudrücken?

Ich mache das einfach nach Gefühl und versuche, immer dann bereit zu sein, wenn etwas passiert. Also wenn ich merke, dass jetzt eine gute Aktion passieren könnte oder wenn man beispielsweise spürt, dass es zu einer Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichter oder einem Trainer kommt. Ich beobachte also nicht nur das Spielfeld, sondern auch die Zuschauer, gerade wenn diese schöne Plakate mitgebracht haben, die ich ebenfalls gerne fotografiere.

Meine Kamera ist so eingestellt, dass mit einen Klick direkt zehn Fotos geschossen werden. Somit kann ich mir auch noch nach dem Spiel das beste Foto zur jeweiligen Aktion aussuchen.

– Foto: Zafer Sanli
Diese Grätsche ging ins Leere: Zweikampf beim Auswärtsspiel von Türkspor in Schnaitheim

Was macht ein richtig gutes Foto einer Spielszene in deinen Augen aus?

Das perfekte Bild ist natürlich Ansichtssache. Für mich ist aber die Dynamik in Angriffsaktionen und Torjubel, lächelnde Trainer und feiernde Zuschauer das Schönste, was ich als Fotograf festhalten kann.

– Foto: Zafer Sanli
Freude beim 8:3 von Türkspor gegen den TKSV Giengen am 18. Oktober vergangenen Jahres

Worüber freust du dich denn mehr: Ein Sieg von Türkspor Heidenheim und kein Foto davon oder ein tolles Foto vom Siegtreffer der Gegner?

Natürlich möchte ich, dass meine Mannschaft gewinnt, aber ich bin ein Fotograf und freue mich über ein gutes Foto tatsächlich mehr – auch wenn es ein Siegestreffer des Gegners sein sollte.

– Foto: Zafer Sanli
Erschöpfte Gesichter nach dem 2:2 im Stadtderby zwischen dem AC Milan Heidenheim und Türkspor (2:2)

Gibt es einen Spieler, den du besonders gerne fotografierst? Und wer ist der fotogenste Spieler bei Türkspor?

Ich fotografiere ja je nach Spielverlauf beziehungsweise je nachdem, von wem die besten Aktionen kommen. Bei Türkspor hatte ich gerne Özcan Toklucu, Kevin Damrose und Brendi Ramanaj fotografiert. Und beim 1. FC Heidenheim sind es Marc Schnatterer, Patrick Mainka, Christian Kühlwetter und viele weitere.

Seit wann bist du denn eigentlich auch beim 1. FC Heidenheim zu finden? Und wie kam es eigentlich dazu?

Zum FCH bin ich durch eine Fotogruppe und zwei Kumpels gekommen, den Fotografen Ortwin Rill und Angelo Bianco, der beim AC Milan Heidenheim für die sportliche Leitung zuständig ist. Seit 2017 fotografiere ich regelmäßig beim FCH, ab und zu auch bei Auswärtsspielen, wie zum Beispiel vergangenes Wochenende in Nürnberg. In den ersten sechs Monaten habe ich dort dann immer Tageskarten für die Spiele bekommen. Nachdem meine Fotos dem Pressesprecher von FCH, Markus Gamm, aber so gefallen hatten, habe ich schließlich auch meine Akkreditierung erhalten und bin seither regelmäßig dabei.

Welcher Bundesligaspieler stand denn schon Modell vor deiner Linse?

Ich war in den letzten vier Jahren bei fast bei jedem Heimspiel des 1. FC Heidenheims mit dabei und habe so schon etliche Bundesligaspieler fotografieren können – unter anderem natürlich Mario Gomez, aber auch Anthony Modeste vom 1. FC Köln und die für mich besten Bundesligaspieler, die immer noch vom FCH selbst kommen!

– Foto: Imago Images
Die besten Spieler, die für Zafer Sanli Modell standen, kommen immer noch vom FCH selbst

Wie würdest du denn den Unterschied zwischen deinem Job in der Kreisliga und in der zweiten Bundesliga beschreiben?

Der Unterschied ist wie Tag und Nacht! Das Spiel läuft schnell und kompakt, das hohe taktische Verständnis der Spieler merkt man auch am Spielfeldrand, wenn man so nahe dabei ist. Außerdem sind natürlich auch die Zuschauer ein Faktor, es ist eine ganz andere Atmosphäre. Eigentlich sind sie das, seit einem Jahr ist es natürlich auch im Stadion etwas anderes so ganz ohne Zuschauer.

– Foto: Zafer Sanli

Deine Fotos fangen neben den Spielsituationen eben auch oft die Jubeltrauben und Fans von Türkspor ein. Hast du ein persönliches Lieblingsfoto?

Es gibt mehrere Fotos, die ich hier nennen könnte. Die Auswahl fällt mir aber wirklich schwer – am besten sucht jeder selbst seins aus! Auf Facebook, meiner Instagramseite oder hier direkt auf FuPa.

Das ist ein gutes Stichwort! Vielen Dank für das Interview und dir noch viele weitere tolle Momente am Spielfeldrand.

Aufrufe: 028.4.2021, 09:41 Uhr
Michael FeindertAutor