2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Arno Leisinger und Dominik Lüchinger (von links) | Fotos: Verein
Arno Leisinger und Dominik Lüchinger (von links) | Fotos: Verein

Ein Duo macht beim FV Lörrach/Brombach Mut im Abstiegskampf

Arno Leisinger und Dominik Lüchinger vom FV Lörrach-Brombach glauben fest an den Klassenerhalt.

Der FV Lörrach-Brombach steht vor einer schweren Rückrunde. Im Kampf um den Klassenerhalt sollen Arno Leisinger und Dominik Lüchinger für die nötige defensive Stabilität sorgen. Dieser Beitrag ist zunächst in unserer Wochenzeitung "Der Sonntag" erschienen.
Haben Philosophen und Soziologen einen speziellen Blick für die Grundmechanismen des Fußballs? Lauscht man Arno Leisinger, bekommt man durchaus das Gefühl, dass philosophische und soziologische Feinfühligkeit seiner Analyse der Hinrunde einen ganz besonderen Spin verleihen. Der 23-Jährige Haagener steht an der Universität Basel kurz vor seinem Bachelorabschluss in Soziologie und Philosophie.

Nebenher ist der Defensivspezialist sachlich-kühler Abwehrfels beim FV Lörrach-Brombach. Nach dem Abgang von Innenverteidiger und Kapitän Sergey Triller vor der Saison hat Leisinger eine neue Bedeutung im Abwehrverbund des FVLB bekommen. "Er nimmt eine ganz wichtige Rolle bei uns ein", schwärmt Trainer Enzo Minardi von seinem Lörracher Urgestein, "vor allem weil er verschiedene Positionen spielen kann. Er ist unser ruhender Pol."

Minardi hält große Stücke auf Leisinger, auch weil der nie nervös sei. Der Coach wird den philosophierenden Abwehrrecken in der Rückrunde gut gebrauchen können. Im Abstiegskampf ist Nervenstärke gefordert. Mit großen Vorschusslorbeeren gestartet, sind die Hochrheiner in ihrer zweiten Verbandsligasaison nach tollem Start in einen Negativstrudel gekommen. Vier der letzten fünf Spiele vor der Winterpause gingen in die Binsen. Bis auf den zwölften Platz hat sie der Negativflow gespült. Vom Tabellendreizehnten Denzlingen und somit dem ersten Abstiegsrang trennen sie nur noch drei Punkte.

Wie aber konnte es so weit kommen? Die Analyse des angehenden Soziologie-Philosophen setzt auf der mentalen Ebene an. "Vielleicht haben wir nach der letzten Saison gedacht, es könne schon von alleine klappen." Damals erspielte sich der Aufsteiger einen beeindruckenden vierten Rang. "Zumal dann der gute Start wahrscheinlich noch zusehends geblendet hat", wie Leisinger vermutet. Drei der ersten vier Spiele unter Neu-Trainer Minardi wurden gewonnen. Danach aber der Bruch: Die Gewissheit der Siegesserie brachte den Schlendrian. Im September gelang den Jungs aus dem Grütt kein Sieg.

"Wir haben uns dann auch unter unseren Möglichkeiten verkauft", findet der Rechtsfuß, der mutmaßt: "Vielleicht gelingt es einem mit meinem Studium besser, das Ganze mit Objektivität zu betrachten." Welche Schlussfolgerung aber lässt dieser objektive Blick zu? "Phasenweise haben wir die Intensität vermissen lassen", gesteht der Verteidiger. Die analytische Rechnung, die Leisinger aufmacht, besticht durch Einfachheit: Erfolg minus Fleiß begründet die sinkende Leistungskurve.

Griesgrämigkeit will er dadurch aber nicht aufkommen lassen. Aus der Schlussfolgerung der Analyse schöpft er Kraft: "Wir wissen jetzt, dass wir mehr machen müssen." Was auch Dominik Lüchinger bestätigt. Am Donnerstagabend hat er zwischen Feierabend und Trainingsstart kaum Zeit, zu verschnaufen. In den Semesterferien jobbt der Freiburger Sport- und Germanistikstudent in der Gastro. Nebenher reißt der Torhüter wie das restliche Team drei Trainingseinheiten pro Woche im Grüttpark. Einen Großteil seiner Woche verbringt der Student daher pendelnd auf der Straße zwischen Freiburg und Lörrach. Im Gegensatz zu Leisinger, der die ersten Schritte beim SC Haagen machte, spielte Lüchinger die gesamte Jugend beim FVLB. Bis auf anderthalb Jahre beim Sportclub in Freiburg. "Eine lehrreiche Zeit", wie er heute sagt. "Ich habe aber auch gemerkt, dass es da nicht ganz reicht."

Die entscheidenden Stellschrauben

Seitdem sorgt er für die Konstanz zwischen den Pfosten der Lörracher. Auch als er letztes Jahr sein Studium in Heidelberg begann. Gesetzt war er trotzdem. "Er war da überragend", findet Trainer Minardi, der auch sagt: "Dieses Jahr kann er noch zulegen." Für ihn sind die beiden Defensivspezialisten die entscheidenden Stellschrauben im Verteidigungsspiel des FVLB. "Wir werden defensiv immer besser", lobt er, fordert aber auch: "Die einfachen Fehler müssen wir abstellen."

Die Vorbereitung auf die schwierige Rückrunde läuft indes seit über einem Monat. "Wir sind gut unterwegs", sagt Minardi, der aber noch nicht von Frühform sprechen will. Den gewünschten Impuls haben wohl auch die vier Neuzugänge Patrick Kierzeck, Angelo Di Palma, Maxime Barudio und Leon Riede gebracht.

Wobei der philosophierende Abwehrfels vor allem mentalitätstechnisch einen Durchbruch erkannt hat. "Motiviert waren wir ja seit Wochen." Nach dem allerdings die ersten drei Testspiele verloren gingen, war auch der Zweifel der Hinrunde wieder da. Letzten Samstag aber gelang beim Winter-Cup des FC Auggen im Spiel um Platz drei gegen die Gastgeber ein 4:0-Erfolg. "Da haben wir Selbstvertrauen geschöpft", sagt Leisinger Die heuristische Formel für die Rückrunde liegt für den Abwehrmann auf der Hand: Selbstvertrauen plus Fleiß ist gleich Klassenerhalt.
Aufrufe: 024.2.2019, 17:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor