2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligavorschau
– Foto: Timo Babic

Ein besonderes Spiel beendet eine besondere Saison

TSV Wiesental trifft im nach Wiesental verlegten Pokalfinale auf den FC Forst +++ Duell der beiden letzten A-Ligameister

Eine außergewöhnliche Spielzeit 2019/20 geht am Samstag zu Ende. Dann nämlich wird das Finale des Kreispokals ausgetragen. Dabei kommt es zum Duell zwischen den A-Ligameistern der letzten beiden Jahren, dem TSV Wiesental und dem FC Forst. Neben der Vorschau auf das Spiel haben wir uns im Fußballkreis auf Stimmenfang begeben.

FC Forst – TSV Wiesental (Sa 16:00)

Auch im Achtelfinale spielte der FC Forst gegen eine zweite Mannschaft und wie schon beim FC Kirrlach II tat man sich auch mit der VfB-Reserve aus Bretten schwer. „Es war wieder ein harter Brocken. Die Landesliga-Reserve aus Bretten hat aufopferungsvoll gekämpft, ist unermüdlich gerannt, hat sich in ihrem System taktisch gut verhalten und war mit ihren schnellen Außenbahnspielern stets gefährlich, so dass sie uns das Leben über die 90 Minuten sehr schwer gemacht hat“, lobte Christopher Holzer deshalb zunächst auch den Gegner.“ Dann beschäftigte er sich mit seiner eigenen Auswahl, die erst kurz vor Schluss den 1:0-Siegtreffer erzielen konnte: „Spielerisch kann ich meiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen - auch wenn da sicherlich noch Luft nach oben ist. Wir haben uns ausreichend viele Chancen erspielt und erarbeitet, haben hinten so gut wie nichts zugelassen, aber hatten an diesem Tag einfach nicht die Effizienz vor dem Tor das Spiel früher zu unseren Gunsten zu entscheiden. Was mir jedoch gefallen und imponiert hat, war die Tatsache, dass wir - trotz der gegebenen Rahmenbedingungen - an uns geglaubt haben und es bis zur 90. Minute spielerisch gelöst haben. Dass wir dann kurz vor dem Abpfiff mit dem späten Führungstreffer dafür belohnt wurden, ist sicherlich auch etwas glücklich, aber meines Erachtens auch der verdiente Lohn. Unterm Strich zählt aber wie so oft nur das Ergebnis. Wir freuen uns sehr über Einzug in die Runde der letzten Acht.“
Somit geht der FC Forst mit Rückenwind in das anstehende Pokalfinale der letzten Spielzeit. „Es ist ein Finale. Da tritt man an, um zu gewinnen. Das ist unsere Zielsetzung. Wir werden uns - wie auf jedes andere Spiel auch - gut vorbereiten“, so Holzer. Ein Sieg würde zudem die Rückkehr in die Kreisliga krönen.

Der TSV Wiesental schied dagegen in der Runde der letzten Sechzehn aus. Tim Ronecker gab sich nach dem 1:3 in Mingolsheim dann auch als fairer Verlierer: „Dass Mingolsheim eine starke Truppe ist und gute Einzelspieler in seinen Reihen hat, das war uns im Vorfeld bewusst. Wir hätten am Sonntag einen absoluten Sahnetag gebraucht, um ins Viertelfinale einzuziehen. Dazu hätten wir auch das nötige Glück gebraucht und vielleicht auch die ein oder andere Entscheidung vom Schiedsrichter in Bezug auf den Elfmeter zum 1:0 kurz vor der Halbzeit, aber wir wollen uns nicht beschweren. Wir haben trotzdem eine gute Leistung abgerufen, es taktisch sehr gut gemacht und mit ein bisschen Glück hätten wir es vielleicht auch noch in die in die Verlängerung gepackt. Dann wäre es nochmal auch spannend gewesen, aber Mingolsheim war trotzdem die bessere Mannschaft und ist letztendlich verdient weitergekommen. Wir haben jetzt sozusagen eine gute Generalprobe für das Finale gehabt.“
Damit ist auch der TSV-Spielertrainer schon beim Endspiel am Samstag angelangt. „Wir freuen uns jetzt einfach nur aufs Finale. Es war jetzt ein langes hin und her, wo und wie es stattfindet. Wir sind unserem Verein unglaublich dankbar, dass wir es daheim ausrichten können. Das hat sich letztlich ja zwischen Forst und Wiesental entschieden und in Forst ging das nicht, weil es die Gemeinde nicht erlaubt. Jetzt nimmer der TSV die Aufgabe auf sich und da sind wir einfach dankbar, dass wir das Finale ausrichten können“, kommentiert Ronecker die außergewöhnliche Situation. Auch bei sind Vorfreude und Ambition greifbar: „Wir freuen uns unglaublich drauf. Die Jungs sind heiß und ich denke, jeder Amateurfußballer wird so ein Spiel unglaublich genießen und das auch in Erinnerung behalten. Deswegen freuen wir uns drauf. Klar ist aber auch, dass wir unbedingt den Sieg holen wollen.“

Weitere Stimmen aus dem Fußballkreis:

Rico Krämer (TSV-Spieler von 1993 bis 1996 und Trainer von 2008 bis 2010): Nachdem es beim TSV Wiesental vor Jahren tatsächlich sehr mau aussah, war sicherlich die Entscheidung, mit Jens Brand und Markus Herberger zwei ehemals aktive Spieler des TSV als Spielausschuss zu installieren, nachweislich ein kluger Schachzug. Dadurch kam dann die Verpflichtung von Stefan Ronecker als Trainer und mit Tim Ronecker als Spieler zu Stande. Seit diesem Zeitpunkt geht es in Sachen Fußball beim TSV wieder bergauf. Was ich als Außenstehender beurteilen kann, ist der Umstand, dass die Jungs einen unglaublichen Zusammenhalt haben, was mit dem Aufstieg letztes Jahr seinen Höhepunkt hatte. Jetzt besteht die Chance, das Ganze nochmals zu veredeln, was ich dem Verein mit allen Verantwortlichen auch wünschen würde. Da es ein K.O.-Spiel ist, kommt es an diesem Tag auch auf die Tagesform darauf an. Ich tippe auf einen 2:1-Sieg des TSV.

Jürgen Leibold (FCF-Spieler von 1981 bis 1983 und 1990 bis 1996, dann lange Jugendtrainer und von 2015 bis 2017 Trainer): Für den FC Forst, die Spieler, die Verantwortlichen und die Fans ist das ein ganz besonderes Spiel. Jedes Finale ist etwas außergewöhnliches, vor allem weil traditionell viel mehr Zuschauer ins Stadion gelockt werden als sonst. Dieses Jahr wird es durch die Corona-Maßnahmen etwas anders organisiert sein und wenn die Zuschauerbeschränkung auf 500 Personen nicht wäre, hätte ich auf nahezu 1.000 Zuschauer getippt.
Forst hat es in den letzten beiden Jahren geschafft, eine homogene und schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Ein Großteil der Mannschaft hat Wurzeln in Forst oder hat in Forst in der Jugend gespielt. Hier hat der Verein seine Wunschvorgaben vorbildlich umgesetzt und dazu mit Christopher Holzer einen Trainer engagiert, der sich hiermit identifiziert und mit seinem großen Fußballsachverstand versteht, die Jungs gezielt an die Aktivität heranzuführen und diesen auch Vertrauen schenkt in Form von Einsatzzeiten. Forst hat ein paar Topleute in den Reihen, die oberstes Kreisliganiveau aufweisen. Aber die Mannschaft ist auch kämpferisch stark und wird in diesem Finale um jeden Meter fighten.
Der TSV Wiesental ist aus meiner Sicht ein sehr unangenehm zu spielender Gegner. Die Wiesentaler halten nämlich kämpferisch genauso dagegen und haben dem FC Forst in der Spielzeit 2018/2019 den Aufstieg vermasselt. Der TSV wurde mit einem Punkt Vorsprung Meister und hat damals sogar in Forst einen Sieg gefeiert. Ich erwarte ein spannendes Finale mit vielen Zweikämpfen und einem knappen Ergebnis, ich tippe 2:1 für Forst. Beide Mannschaften werden bis zur letzten Minute kämpfen, Holzer wird seine Elf genauso heiß machen wie Ronecker den TSV.

Kristian Tomasovic (Abteilungsleiter Fußball beim noch amtierenden Pokalsieger der Saison 2018/19, dem FV Wiesental): Wir waren wahrscheinlich der längste amtierende Pokalsieger in der Geschichte des Kreispokals, aber darauf hätten wir alle gerne verzichtet. Ich glaube, dass dieses Finale ein 50/50-Spiel ist. Die Tagesform wird entscheidend sein und natürlich wird der Sieger ein Quäntchen Glück brauchen. Mich persönlich würde es nicht überraschen, wenn das Finale in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen gehen würde. Ich wünsche beiden Mannschaften viel Glück für das Finale - der Bessere soll gewinnen.

Volker Bertheau (ab 2004 14 Jahre Torhüter beim VfB Bretten, verlorene Endspiele 2007, 2008 und 2011): Also wenn man ein Finale verlieren will, muss man nur auf mich hören. Ich bin ja sozusagen Rekordvizepokalsieger (lacht). Gleich dreimal war ich mit dem VfB im Finale, aber leider zogen wir immer den Kürzeren. Dabei waren wir nur gegen Forst 2007 wirklich chancenlos. Wer den Pokal gewinnen will, sollte sich daher nicht an Bretten orientieren (lacht).
Was ich für die Torwartposition sagen kann: Im Vorfeld malt man sich natürlich bereits gewisse Szenarien aus, und versucht sich bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten. Auch ein Elfmeterschießen spielt natürlich eine Rolle. Letztlich hängt ein Erfolg aber von allen Spielern ab: Wenn man als Torwart einen Elfmeter hält, aber drei Mitspieler verschießen, reicht das aber leider nicht (lacht). Das hat mich das Elfmeterschießen gegen Odenheim 2008 gelehrt.
Es ist eine wirklich interessante Konstellation. Nach der Urlaubszeit geht es nun gleich richtig zur Sache, so ist das Finale auch eine echte Standortbestimmung. Der TSV Wiesental hat sich in den letzten Jahren toll entwickelt und auch im Vorjahr die Kreisliga bereichert. Ich sehe beim TSV auch eine gewisse Konstanz, die gerade auch in einer Pokalsaison wichtig ist. Forst hat unter Christopher Holzer ebenfalls eine tolle Entwicklung genommen. Dazu haben die Germanen, gegen die wir 2007 chancenlos waren, ja einige Klassespieler in ihren Reihen. Spieler wie Dumitru Bacal oder mein Kumpel Martin Hassmann, den ich hier herzlich grüßen möchte, können in solchen Spielen schon mal den Unterschied machen. Ich erwarte ein sehr umkämpftes Spiel und tippe ein 2:1 nach Verlängerung für Forst. Martin Hassmann köpft in der 119. Minute den entscheidenden Treffer für den FCF.

Björn Christ (Trainer beim TSV Stettfeld 2014 bis 2017, beim FC Obergrombach 2017 bis 2018 und beim FC Karlsdorf 2019 bis 2020): Als Eröffnung zur neuen Saison ist ein Pokalfinale aus emotionaler Sicht komisch und gewöhnungsbedürftig, aus der Sicht des puren Fußballs ist das aber schon eine tolle Sache: Beide Mannschaften kommen aus einen kräftezehrenden Vorbereitung, konnten aber auf den Punkt trainieren, so dass eigentlich beide Mannschaften Vollgas geben können. Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen, das lässt sich wohl sagen.
Als Vorteil würde ich das für den TSV nicht sehen. Klar muss Forst anreisen, klar hat der TSV Heimvorteil, aber das darf in meinen Augen in einem Pokalendspiel keine Rolle spielen. Der TSV hat eine hungrige, junge Mannschaft, der FC bringt Erfahrung und brutale Klasse mit, beide Trainer sind absolute Füchse, was Motivation und Einstellung angeht. Beide Mannschaften erwarte ich diese Saison im oberen Tabellendrittel.
Auch hat es in meinen Augen keinen Vor- oder Nachteil, dass der TSV zur neuen Pokalsaison die Segel schon streichen musste. Forst hat halt ein positives Gefühl aus dem letzten Spiel und kann den Schwung mitnehmen. Aber Tim wird seine Jungs da schon absolut ans Limit motivieren. Für beide Mannschaften gibt das eine tolle Sache, ich wünsche beiden viel Erfolg. Beide stehen berechtigt im Finale, die Zuschauer können sich auf ein spannendes Spiel freuen.

Aufrufe: 09.9.2020, 20:07 Uhr
Florian WittmannAutor