Eddo Ishos Heilkunst war legendär

„Wir alle kannten ihn und vertrauten ihm. Er hat den Schmerz gefühlt“, weiß Markus Bozan, früher beim SV Wiesbaden und dem SC Meso-Nassau, jetzt Spielertrainer der FSG Dauborn/Neesbach, nur zu gut um die außergewöhnlichen Fähigkeiten eines außergewöhnlichen Menschen, von dem die heimische Fußball-Gemeinschaft und all die anderen Sportler, die er behandelte, nun Abschied nehmen müssen. Der Physiotherapeut und Masseur ist im Alter von 79 Jahren verstorben – und hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke. Das beweist die enorme Anteilnahme.

„Er war der Guru in Wiesbaden“: Lange in der Walramstraße, die letzten Jahre in der Herderstraße, hatte er sein kleines Reich, das auch sein Zuhause war. Liege, Vorhang, das berühmte Reizstromgerät, dünne Trennwand – die Einrichtung wirkte spartanisch und bescheiden. Umso größer waren seine Heilerfolge. „Kein MRT, kein Röntgengerät. Er konnte tasten, was du hattest. Er war der Guru in Wiesbaden, unser Dr. Müller-Wohlfahrt. Mit 17 war ich das erste Mal bei ihm. Als ich ein Knieproblem hatte, war ich bei einigen Ärzten. Aber erst Eddi konnte mir helfen. Nach vier Wochen war alles in Ordnung und die Beschwerden kamen nie mehr wieder. Später hat er mich zwei Tage vor den Aufstiegsspielen mit dem SC Klarenthal gegen die Germania noch fit bekommen – und ich habe dann in beiden Spielen drei Kopfballtore gemacht. Er wird immer einen riesigen Platz bei mir haben“, schildert der Klarenthaler Stavros Polichronakis (49). Eddo Isho, der aus Bagdad stammt, war in den 1970ern „Mister Irak“, erlebte 1986 als Teamarzt der irakischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Mexiko.

Mit Schwarzenegger trainiert: Er selbst war Ringer und Gewichtheber, siedelte nach Deutschland über und war in Wiesbaden zunächst Türsteher im Pam-Pam und im Big Apple. Er absolvierte Ausbildungen zum medizinischen Bademeister, Masseur und zum Physiotherapeut. Und lernte in München Arnold Schwarzenegger kennen, trainierte sogar mit ihm.

Bei Jürgen Klopp in Sindlingen: Bei Kastel 06, beim SV Wiesbaden (von 1982 bis 1994 und von 2012 bis 2014), beim SV Wehen, beim SV Italia, bei Biebrich 02, bei Biebrich 76 und bei Viktoria Sindlingen in der Zeit, als dort Jürgen Klopp spielte, war er der Fitmacher und Masseur, der sich stets in der Gemeinschaft wohlfühlte. Aber später in seinem Garten in der Breidenbachstraße einen Rückzugsort hatte, an dem er Energie tankte.

Seine Praxis war wie eine Börse: Markus Walter war als B-Jugendspieler erstmals zur Behandlung bei Eddo Isho und „nebenan bekam gerade Bruno Hübner privat eine Massage“, erinnert sich der heutige Vorsitzende des SV Wiesbaden. Die mit Mannschaftsfotos gespickte Praxis war wie eine Börse. „Er wusste alles rund um den Fußball in Wiesbaden. Meist schon lange, bevor ein Transfer endgültig feststand“, erinnert sich Polichronakis. Eddo Isho war zudem ein begnadeter Erzähler, der seine Anekdoten humorvoll einzurahmen wusste. Der aber auch Klartext redete, wenn das Auskurieren einer Verletzung Geduld erforderte.

Eddo Isho hinterlässt seine Töchter Semira und Daniela. Die Trauerfeier findet am 10. September um 12 Uhr am Südfriedhof statt.